

Tefal «Aerosteam» – nicht perfekt, aber trotzdem der Beste

Der neue Dampfglätter von Tefal hat einen Trick auf Lager: Er dampft nicht nur, sondern saugt auch. Pseudo-Innovation oder Gamechanger? Ich hab's getestet.
«Erleben Sie die Kraft der Anziehung» – klingt nach einer plumpen Parfumwerbung, ist aber tatsächlich Tefals Slogan für einen neuen Dampfglätter. Und der hat eine durchaus spannende Funktion: Der «Aerosteam» saugt den Stoff an, während er ihn glättet. Was das bringen soll? Laut Tefal sorgt die sogenannte Optiflow-Technologie, die Wasserdampf und Saugkraft vereint, für bis zu 50 Prozent schnelleres Glätten. Der Hersteller für Pfannen und Haushaltsgeräte verspricht bügelähnliche Ergebnisse in nur einem Durchgang.
Der erste Eindruck
Was mir beim Auspacken des Dampfglätters als erstes auffällt: Er sieht aus, als gehöre er in eine Gartenscheune – schön geht anders. Was mir als zweites ins Auge sticht: Der Wassertank ist im Vergleich zum klobigen Gerät erstaunlich klein. Der «Aerosteam» erscheint mir ohnehin zu massig fürs Reisen, wieso also nicht wenigstens einen anständigen Tank einbauen?

Nun gut, ich befülle den Mini-Behälter und schalte den Steamer ein. Dass er dank seines massiven Sockels stabil abgestellt werden kann, finde ich schonmal sehr praktisch. In wenigen Sekunden ist das Gerät auch schon einsatzbereit – prima für Ungeduldige und Gestresste.
Was taugt die Saugfunktion?
Der «Aerosteam» hat drei Intensitätsstufen: Dampf, sanfte Saugkraft und Turbo-Saugkraft. Ich lege natürlich gleich mit der stärksten Einstellung los – und spätestens beim zweiten Kleidungsstück ist der schlechte erste Eindruck vergessen. Da der Steamer den Stoff von selbst ansaugt, habe ich das Gefühl, weniger mit meinen Händen am Stoff rumfummeln zu müssen. Das macht den Prozess deutlich entspannter und effizienter. Ich muss lediglich darauf achten, dass der Stoff ebenmässig und ohne Knick angesaugt wird.


Bei den meisten Stoffen reicht wie angepriesen ein einziger Durchgang für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Da der Dampfkopf dazu noch ziemlich breit ist, komme ich wirklich schnell voran. Dank der spitz zulaufenden Seiten kann ich mich dennoch problemlos durch heikle Stellen, wie etwa die Knopfleiste, manövrieren.
Ein einfaches, ärmelloses Top habe ich in weniger als zwei Minuten geglättet, für ein langärmeliges Hemd brauchte ich rund fünf Minuten. Mit anderen handlichen Steamern bin ich deutlich langsamer – und das Ergebnis ist weniger ebenmässig. Um den Stoff mit einem regulären Steamer ohne Saugfunktion ähnlich glatt zu bekommen, muss ich mit einem Bügelhandschuh Gegendruck ausüben.


Besonders praktisch am Saugmodus ist ausserdem, dass weniger Wasserdampf entweicht. Bei normalen Steamern passiert es schnell, dass einem der heisse Dampf entgegen zischt und man sich die Finger verbrennt. Mit dem «Aerosteam» kann ich dagegen unbesorgt rumwerkeln, ohne einen Hitzehandschuh tragen zu müssen. Auch spuckt der Glätter im Saugmodus keine dicken Wassertropfen auf den Stoff, die Flecken hinterlassen können.
Klobig – aber trotzdem handlich
Der Steamer erscheint zwar sehr klobig, doch zu meiner Überraschung liegt er gut in der Hand. Der Dampfknopf lässt sich dabei leicht betätigen, sodass ich selbst nach mehreren Kleidungsstücken keinen Krampf bekomme. Was ich auch liebe: Wird das Gerät acht Minuten lang nicht genutzt, schaltet es sich automatisch ab.
Rund 100 Franken kostet der «Aerosteam». Ein Preis, den ich angesichts der Produktion in Frankreich sehr fair finde. Laut Tefal benötigt die Optiflow-Technologie gegenüber den herkömmlichen Dampfglättern des Herstellers ausserdem bis zu 57 Prozent weniger Energie. Und weil günstige Ersatzteile langfristig erhältlich sind, soll sich das Gerät sogar bis zu 15 Jahre lang reparieren lassen.
Grosser Lärm, kleiner Tank
Im Saugmodus veranstaltet das Gerät ganz schön viel Lärm – ähnlich wie ein Föhn. Mich persönlich stört das jedoch nicht. Ärgerlich finde ich dagegen nach wie vor den kleinen Wassertank. Er reicht für zwei kleine oder ein etwas grösseres Kleidungsstück. Für einen besonders knitteranfälligen Trenchcoat aus störrischer Baumwolle musste ich zwischendrin nachfüllen. Das Volumen von 100 Millilitern ist zwar keine Ausnahme auf dem Markt, im Verhältnis zur Grösse des Geräts finde ich es jedoch ganz schön dürftig. Zum Vergleich: Der handliche Philips «5000 Series Steamer» hat zwei Tanks, einen mit 120 Milliliter und einen mit 200 Milliliter.

Im Gegensatz zu vielen anderen Handsteamern auf dem Markt ist der «Aerosteam» meiner Meinung nach nicht kompakt genug fürs Reisen. Da gibt es bessere Optionen, wie etwa das oben erwähnte Modell von Philips. Aber ich habe sowieso nur fünf Wochen Ferien im Jahr, die restlichen 47 Wochen ist mir dieser Aspekt egal. Da möchte ich möglichst schnell und einfach meine Kleidung glatt bekommen – und das hat bisher kein Steamer so gut hingekriegt wie der «Aerosteam». Seine Leistung kann man durchaus als bügelähnlich bezeichnen. Wer jedoch perfekt glattgepresste Hemden will, kommt nach wie vor nicht um Bügeleisen und -brett herum. Der feste Druck auf einer glatten Unterlage, liefert nochmal ein anderes Ergebnis.
Bleibt nur noch ein Problem: Eigentlich befolge ich die Regel, keine hässlichen Haushaltsgegenstände zu kaufen. Aber für den Tefal würde ich eine Ausnahme machen. Ja, er sieht kacke aus und ja, der kleine Wassertank nervt. Aber die Saugfunktion holt das alles wieder raus. Nachdem ich damit geglättet habe, möchte ich gar keinen regulären Steamer mehr benutzen. Das meint Tefal wohl mit der «Kraft der Anziehung».
Fazit
Nicht perfekt – aber sehr überzeugend
Pro
- Saugfunktion ist ein Gamechanger
- einfacheres und schnelleres Glätten
- keine Wasserflecken im Saugmodus
- hergestellt in Frankreich
- stellt nach acht Minuten von selbst ab
Contra
- kein ästhetisches Design
- Wassertank eher klein
- macht Lärm



Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.