Stephan Lamprecht
Produkttest

Täuschend echt? Temporäre Tattoos im Test

Fake-Tattoos versprechen wochenlange Haltbarkeit und täuschend echte Optik. Ob das stimmt, habe ich zwei Wochen lang am eigenen Körper ausprobiert.

Ich liebe Tattoos! Also die, die beim Stechen weh tun und dauerhaft am Körper bleiben. Jedes meiner Tattoos erinnert mich an einen besonderen Menschen, eine Begegnung oder an etwas, das mir wichtig ist.

Umso verrückter, dass ich mich jetzt an temporäre Tattoos rantraue.

Meine letzte Begegnung mit solchen «Tätowierungen» stammt noch aus der Schulzeit. Da gab es regelmäßig Motive auf Lolli-Verpackungsfolien. Allerdings genügte auch etwas Wasser und Seife, und schon sah das, sagen wir mal, «unschön» aus. Ich bin also mit einer gehörigen Portion Skepsis an den Test herangegangen.

Und weil geteiltes Leid eben besser ist, habe ich meine Kollegin Anika überredet, mitzumachen. Die ist nämlich ähnlich süchtig nach Tattoos wie ich.

So kommt das Tattoo auf die Haut

Das Aufkleben des Tattoos von Minink ist einfach. Auf der Verpackung ist auch ein QR-Code zu einer Video-Anleitung aufgedruckt. Falsch machen kann ich also eigentlich nichts.

Der Hersteller empfiehlt, die Tattoos auf einer gereinigten und haarlosen Stelle zu verwenden. Einmal kurz zum Rasierer gegriffen und fertig. Das passiert in einem Tattoostudio genauso.

Anschließend muss ich die Schutzfolie vom Trägermaterial des Bildchens entfernen. Mit einem sauberen und feuchten Lappen, der nicht vor Nässe triefen soll, drücke ich das Trägerpapier leicht auf die gewünschte Stelle. Ich folge der Anleitung und lasse das etwa 20 Sekunden lang so wirken. Dann ist das Trägerpapier richtig nass.

Jetzt muss ich das Papier nur vorsichtig abheben und das Fake-Tattoo ist bereits auf der Haut.

Kleiner Tipp: Wenn du das Tattoo aufbringst, solltest du darauf achten, dass sich das Papier nicht wölbt. Außerdem sollte die Hautpartie nicht gespannt sein, sonst sieht das Motiv später komisch verzogen aus.

Direkt nach dem Aufbringen wirkt das Tattoo ziemlich unscheinbar. Mein Minink-Schriftzug ist sehr blass und sieht überhaupt nicht wie die Abbildung aus (wie auch auf dem Titelbild). Hab ich doch was verkehrt gemacht?

Nein, ich bin nur zu ungeduldig. Die Anleitung verrät, dass das Tattoo sich erst in den kommenden 12–36 Stunden entwickelt. Damit das klappt, soll ich das Motiv die nächsten acht Stunden vor Feuchtigkeit und Reibung schützen. Der Hersteller empfiehlt zudem das Tragen von lockerer Kleidung. Okay, das kenne ich auch von einem frisch gestochenen Tattoo.

Und jetzt wird es spannend: Denn bei mir kommt das Tattoo gut. Bei meiner Kollegin Anika … eher nicht so.

Das Tattoo entwickelt sich tatsächlich – oder auch nicht

Zur Sicherheit habe ich dem Fake-Tattoo etwas mehr Zeit gegeben und bin erst nach zwölf Stunden das erste Mal mit ihm unter die Dusche gegangen. Und wirklich, der Schriftzug entwickelt sich.

Was zunächst blass und silberfarben erschien, wurde in den ersten 24 Stunden deutlich dunkler und nahm die auf der Verpackung gezeigte schwarze Farbe an. Auf den ersten und zweiten Blick ist es von der permanenten Tätowierung gar nicht zu unterscheiden. Jedenfalls bei mir.

Eine Erklärung für dieses unterschiedliche Verhalten hat der Hersteller auf Nachfrage nicht parat. Das Abfärben kann durch zu viel Druck und Feuchtigkeit in den ersten Stunden passieren. Warum sich die Farben allerdings so unterschiedlich gut entwickelt haben, bleibt somit ein Rätsel.

Duschen und Schwitzen ist kein Problem

Die nächsten Tage habe ich keine Rücksicht auf das Tattoo genommen. Wir hatten in Norddeutschland noch ein paar sonnige und warme Tage, da war also T-Shirt-Tragen angesagt. Weder Sonne, Schweiß noch die tägliche Dusche konnten dem Fake etwas anhaben. Und weil es von der Farbtiefe perfekt zu den bereits vorhandenen echten Tätowierungen passte, gab es auch Nachfragen, ob ich denn wieder ein neues «gebraucht» hätte. Hehe.

Und wie lange haben die Fake-Tattoos nun gehalten?

Temporär heißt ja temporär, weil die Schönheit verblasst. Das war in meinem Fall so ab Tag zwölf der Fall. Der feine Strich am Buchstaben T zeigte erste Auflösungserscheinungen. Damit ging das Tattoo aber immer noch als ein permanentes durch. Nur nicht wie ein perfekt gestochenes.

Ab diesem Zeitpunkt gab es dann aber sprichwörtlich kein Halten mehr. In den kommenden Tagen lösten sich immer mehr von den feinen Details in Luft auf. Ab dem 15. Tag würde ich den Zustand als «unansehnlich» beschreiben. Damit hat das Abziehbild aber tatsächlich länger gehalten, als ich es vorab vermutet hätte.

Anikas Test-Tattoos waren übrigens schon nach knapp einer Woche verschwunden. Was sie freute, weil die Motive ja ohnehin Murks waren.

Wem würde ich das Produkt empfehlen?

Wer ins Tattoostudio geht, trifft eine (vermutlich) lebenslange Entscheidung. So ein temporäres Tattoo ist aus meiner Sicht ideal für alle, die sich unsicher sind, ob ihnen so eine Körperkunst überhaupt steht. Und ob sie sich damit wohlfühlen.

Wer bereits echte Tattoos hat und neugierig ist, wie sich ein Motiv an einer neuen, vielleicht auch pikanten, Körperstelle machen würde, ist mit den Mininks ebenfalls gut beraten. Und natürlich machen die Dinger auch einfach Spaß und können dein Party-Outfit krönen.

Fazit

Das temporäre Tattoo hat mich positiv überrascht.

Meine anfängliche Skepsis ist verflogen. Es ist einfach anzubringen und das Ergebnis sah einem permanenten Tattoo wirklich ähnlich. Das Produkt bekommt von mir trotzdem nur vier Sterne, weil das Ergebnis bei meiner Kollegin enttäuschend war.

Pro

  • leicht anzubringen
  • übersteht auch das Duschen
  • lange haltbar
  • verwischt nicht

Contra

  • im Test unterschiedliche Ergebnisse bei der Brillanz
  • Muss sich erst entwickeln. Aufkleben und sofort loslaufen ist nicht.
Titelbild: Stephan Lamprecht

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Hamburger, Leseratte, Eishockey-Fan. Papa und Grosspapa. Bastelt ständig an seinem Smarthome herum. Interessiert an DIY, Outdoor, Mode und Kosmetik.


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