

Nothing Headphone (1) im Test: Sehr gut klingendes Fidget-Toy

Mit dem Headphone (1) bringt Nothing sein erstes Over-Ear-Modell auf den Markt. Sound und Geräuschunterdrückung überzeugen mich und die Bedienelemente gefallen mir sehr gut. Nur meine Ohren werden zu schnell warm.
Mit dem Headphone (1) bringt Nothing ein optisch auffälliges Over-Ear-Modell auf die Köpfe. Vom Vorzeige-Kopfhörer Sony WH-1000XM6 unterscheidet er sich durch seine zahlreichen Bedienelemente, die ihn schon fast zu einem Fidget-Toy machen – was mir gefällt. Dass er sich nicht falten lässt, wird dagegen nicht überall auf Gegenliebe treffen.
Bedienung: rollen, kippen, drücken
Während Kollege Florian Bodoky den Sony WH-1000 XM6 überschwänglich dafür lobt, dass er komplett per Touch gesteuert wird, gefällt mir beim Headphone (1) von Nothing genau das Gegenteil. Der Kopfhörer hat nicht nur Tasten, sondern vier verschiedene taktile Bedienelemente:
- Ein Schieber zum Ein- und Ausschalten
- Eine Rolle für die Lautstärke, die ich für den Wechsel zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenz-Modus drücke
- Ein Kippschalter zum Skippen der Songs
- Eine Taste zur Aktivierung des Sprachassistenten
Ich erfühle jedes Bedienelement am Kopfhörer zielgenau. Kein Rätseln, wo ich genau berühren muss oder wie oft ich nochmal für welche Funktion tippen muss. Das gefällt mir.

Zusammen mit dem ebenfalls neuen Nothing Phone (3) bietet der Headphone (1) eine weitere Funktion. Drücke ich den Knopf für den Sprachassistenten länger, kann ich eine Sprachnotiz aufnehmen, die im Essential Space gesichert wird. Dabei handelt es sich um eine App von Nothing, die Screenshots und Sprachmemos sammelt und mithilfe von KI sortiert. Das soll später auch mit anderen Smartphones von Nothing funktionieren, wobei nur das Phone (3a) und (3a) Pro noch Essential Space haben. Ältere Geräte werden die Anwendungen wegen der fehlenden Taste nicht bekommen.
Das Design des Headphone (1) ist sehr auffällig. Damit fällt man auf jeden Fall auf. Nothing setzt sich von der Masse der Over-Ear-Kopfhörer ab. Der 329 Gramm wiegende Kopfhörer sitzt bequem und drückt auch mit Brille nicht. Einziger Nachteil: Meine Ohren werden unter ihnen schnell warm. Es wurde bereits nach 20 Minuten gemütlichen Spazierengehens bei etwa 20 Grad Celsius im Schatten feucht um meine Ohren – während mein restlicher Körper noch nicht schwitzte. Sitze ich gemütlich am Schreibtisch, dauert es länger, bis es meinen Ohren zu warm wird.

Für den Transport lässt sich der Headphone (1) nicht falten. Der Bügel ist fest und entsprechend groß ist das mitgelieferte Case. Es verfügt über Mulden für die Finger, die sich gut anfühlen. Weniger gut fühlt sich der Reißverschluss an. Er ist schwergängig und wirkt fragil.

Der Nothing Headphone (1) ist nach IP52 vor Staub und Tropfwasser geschützt. Leichter Regen kann ihm nichts anhaben. Mehr Feuchtigkeit solltest du ihm aber nicht zumuten.
Akkulaufzeit mit großer Varianz
Im Headphone (1) befindet sich ein 1040-mAh-Akku. Mit ihm erreicht der Kopfhörer eine Laufzeit von 35 bis 80 Stunden. Die Unterschiede ergeben sich aus den genutzten Codecs und hängen davon ab, ob die aktive Geräuschunterdrückung eingeschaltet ist oder nicht. Den Akku aufladen dauert etwa 120 Minuten. Dem Kopfhörer liegt dafür nur ein USB-C-Kabel bei. Ein Netzteil musst du anderweitig besorgen oder schon besitzen.

Hervorragender Sound, mit dem ich neue Details entdecke
Für den Klang des Headphone (1) hat Nothing sich Hilfe von KEF geholt. Das britische Unternehmen fertigt seit über 60 Jahren Lautsprecher und Kopfhörer und hat Nothing bei seinen ersten Over-Ears unter die Arme gegriffen. Dabei herausgekommen sind 40 Millimeter große Treiber, in deren Mitte sich Schaumstoff und kein fester Kunststoff befindet. Dadurch sollen sie besser schwingen und Tiefen kraftvoller anschlagen. Eine Nickel-beschichtete Membran wiederum soll für mehr Klarheit bei den Höhen sorgen.

Der Headphone (1) lässt sich via Klinken-Kabel (3,5 mm) oder kabellos via Bluetooth 5.3 verbinden. Kabellos unterstützt der Kopfhörer Dual Connection. Er kann sich also gleichzeitig mit zwei Geräten verbinden und zum Beispiel nahtlos zwischen Computer und Smartphone wechseln. Mit AAC, SBC und LDAC (Hi-Res Audio) unterstützt er drei verschiedene Codecs.
Und bereits beim herkömmlichen Streaming zaubert der Headphone (1) einen ausgefeilten, klaren Sound auf die Ohren. Ich höre Details, die bei anderen Kopfhörern verloren gehen – und das bereits bei Spotify, ohne dass ich zu unkomprimierten Dateien greife.

Der Vorteil vom nicht Ausreizen des Basses: Die Höhen bleiben ausgefeilt und werden nicht übertönt. Die Mitten sind angenehm ausbalanciert und fügen sich in ein rundes Klangbild ein. Beim Hören verschiedenster Musikrichtungen zeigt der Headphone (1) keine Schwäche. Er kommt mit unterschiedlichen Genres und ihren Eigenarten gut zurecht. Bei Hörspielen treten Hintergrundgeräusche zutage, die ich bisher nicht wahrgenommen habe.

Die Nothing Headphone (1) verfügen über eine Bass-Verstärkung. Mit dieser lassen sich die Tiefen in fünf Stufen verstärken. Ich habe davon Gebrauch gemacht und bin beim mittleren Wert verblieben. Die Stufen 4 oder 5 waren mir zu intensiv. Weitere Anpassungen am Klang kann ich über einen Acht-Band-Equalizer in der App von Nothing vornehmen.
Spatial Audio funktioniert mit unterschiedlichsten Tonquellen. Dabei legt der Kopfhörer eine Richtung fest, aus der der Sound kommt. Je nachdem, wie ich meinen Kopf bewege, kommt der Ton dann klar erkennbar aus einer Richtung. Ich weiß aber noch nicht, ob es mir gefällt.

Weniger hören, um besser zu hören
Der Headphone (1) verfügt über eine gut arbeitende aktive Geräuschunterdrückung (ANC). Sie reduziert die Lautstärke der Umgebung um bis zu 42 Dezibel. Das reicht logischerweise nicht immer, um für komplette Stille zu sorgen. Es hilft aber dabei, die Lautstärke des Kopfhörers nicht so hoch stellen zu müssen, um alles zu verstehen. So wird es zum Beispiel im Flugzeug deutlich leiser und im Büro verstummen sogar alle Hintergrundgeräusche. Stimmen kommen dabei gut hörbar durch. Je nach Situation ist das gut – Ansage in der Bahn – oder schlecht – sich unterhaltende Kollegen oder Sitznachbarn.

Alle 600 Millisekunden (ms) scannt der Headphone (1) seine Umgebung ab, um die erkannten Geräusche mit der ANC zu neutralisieren. Alle 1875 ms prüft der Kopfhörer, ob er noch korrekt sitzt oder ob er wegen kleiner Lücken rund ums Ohr Anpassungen an der Geräuschunterdrückung vornehmen muss. Das merke ich zum Beispiel, wenn ich etwas kaue und sich mein Kiefer und dadurch auch der Kopfhörer bewegt.
Mit dem Transparenz-Modus bietet der Headphone (1) auch das Gegenteil einer Geräuschunterdrückung. Mit ihm muss ich den Kopfhörer nicht abnehmen, um meine Umgebung so zu hören, als würde ich sie nicht tragen.
App für Feineinstellungen
Über die «Nothing X»-App habe ich Zugriff auf den Equalizer und kann alle Einstellungen vornehmen, die nicht direkt über den Kopfhörer verfügbar sind. Hier lege ich zum Beispiel fest, wie stark die Geräuschunterdrückung arbeitet. Ich kann sie zudem ausschalten und nicht nur in den Transparenz-Modus wechseln. Ebenfalls aktiviere ich Spatial Audio, die Dual Connection oder den Bass Enhance.

Über die App kann ich zudem die Belegung der Bedienelemente ändern, den Codec auswählen oder den Modus mit niedriger Latenz einschalten. Will ich, dass die Kopfhörer die Wiedergabe automatisch stoppen, wenn ich sie abnehme, muss ich die Over-Ear-Detection in der App aktivieren. Die beiden Equalizer finden sich natürlich auch in der App.

Der Headphone (1) ist ab dem 4. Juli vorbestellbar. Der offizielle Verkaufsstart ist der 15. Juli.
Fazit
Guter Sound, verspielte Bedienung und eine lange Akkulaufzeit
Mich überzeugt der Nothing Headphone (1) mit hervorragendem Sound, den ich bei Bedarf an meine Ansprüche anpassen kann. Sehr gut gefallen mir zudem die taktilen Bedienelemente, die ich intuitiver nutze als eine Touch-Steuerung. Solange du dich nicht als audiophil bezeichnest, sind die unterstützten Standards und Codecs mehr als ausreichend. Zusammen mit dem Nothing Phone (3) ergeben sich spezielle Aufnahmemethoden.
Es gibt aber auch Punkte, die mich bei Nothings erstem Over-Ear-Kopfhörer nicht überzeugen. Sie sind nicht faltbar und nehmen deswegen mehr Platz im Rucksack weg. Der Reißverschluss vom Case wirkt fragil und hakt leicht ein. Unter dem Headphone (1) wird es zudem zu schnell heiß, was den Tragekomfort mindert.
Für den Preis erhältst du sehr gut klingende Over-Ear-Kopfhörer mit auffälligem Design und einer Bedienung, die den Fingern gefällt.
Pro
- selbsterklärende Bedienelemente
- guter Klang
- lange Akkulaufzeit
Contra
- nicht faltbar
- warme Ohren
- Reißverschluss vom Case



Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.