
Produkttest
Asus ROG Ally im Test: Leistung ist nicht alles
von Philipp Rüegg
Das Steam Deck von Valve will nicht weniger sein als eine eierlegende Wollmilchsau. Ein mobiler PC, der als Handheld neue Maßstäbe setzt und als kleine PC-Alternative neue Möglichkeiten eröffnet. Was das Gerät von diesen Versprechungen alles halten kann, haben wir im zweiwöchigen Test ausführlichst auf die Probe gestellt.
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «PC Games». Hier findest du den Original-Artikel von Autor Matthias Dammes.
Es war eine mittelgroße Überraschung, als Valve im Juli 2021 mit dem Steam Deck einen Handheld-PC ankündigte. Klar hatte sich der Steam-Betreiber in der Vergangenheit schon an verschiedenen Hardware-Projekten versucht. Vom Steam Link über die Steam Machines bis zum Valve Index mit mal weniger, mal mehr Erfolg. Nun wagt man sich also auf den Handheld-Markt, an dem sich schon andere Größen wie Sony die Finger verbrannt haben. Auf der anderen Seite ist Nintendo seit Jahrzehnten in diesem Gebiet mit Erfolg unterwegs und die Switch hat nicht nur den Handheld-begeisterten heimischen Markt, sondern auch westliche Käufer im Sturm erobert.
Ähnliches strebt Valve jetzt auch mit dem Steam Deck und einem ehrgeizigen Konzept an. Den anders als bei Switch und Co. soll es sich beim Deck nicht einfach nur um eine mobile Konsole, sondern um einen kleinen tragbaren PC handeln. Entsprechend lockt Valve mit dem Versprechen, dass potentielle Steam-Deck-Nutzer theoretisch auf ihre gesamte Spielebibliothek zugreifen können, die sie auf Steam eh schon besitzen. Ein verlockender Ausblick. Doch kann das Gerät die in es gesetzten Erwartungen erfüllen? Wir hatten die Gelegenheit, noch vor dem offiziellen Verkaufsstart ein Steam Deck ausführlich selbst auszuprobieren.
Das Steam Deck wird zum Launch in drei verschiedenen Varianten angeboten. Der größte Unterschied ist dabei der direkt im Gerät verbaute Speicherplatz. So bietet die mit 419 Euro günstigste Version lediglich 64 Gigabyte auf Flashspeicher-Basis. Zum Preis von 549 Euro ist dagegen eine SSD des NVMe-Standards mit 256 Gigabyte verbaut. Das teuerste Modell schlägt mit 679 Euro zu Buche und bietet neben einer 512 Gigabyte SDD zudem auch ein Display mit hochwertigem entspiegeltem und geätztem Glas. Die restliche Hardware und damit auch die Leistungsfähigkeit des Decks ist in allen drei Modellen gleich.
Uns wurde für den Test lediglich ein Exemplar des teuersten Modells zur Verfügung gestellt. Daher werden unsere nachfolgenden Einschätzungen darauf beruhen. Das ist besonders bei Aussagen über die Darstellung und Ladezeiten zu beachten. Die Unterschiede zu dem nicht-entspiegelten Display und dem schwächeren Flashspeicher des kleinsten Modells konnten wir entsprechend nicht untersuchen. Abgesehen davon wurden uns von Valve keinerlei Vorgaben gemacht, was wir mit dem Gerät alles anstellen dürfen. Entsprechend haben wir, auch mit Hilfe der erfahrenen Kollegen von PC Games Hardware, das Steam Deck gründlich in die Mangel genommen.
Was man hier für 420 bis 680 Euro an mobiler Hardware bekommt, ist nämlich schon auf dem Papier recht beeindruckend. Das Herzstück, eine speziell von AMD für das Steam Deck entwickelte APU auf Basis von Zen-2- und RDNA-2-Technologie, liefert ungefähr das Leistungsvermögen einer Playstation 4, nur eben im tragbaren Format. Damit ist das Deck um Welten leistungsstärker als die Nintendo Switch. Bietet für den Preis also die wohl derzeit beste Handheld-Gaming-Power auf dem Markt. Mit einem richtigen Desktop-PC kann es allerdings auch nicht mithalten. Als Ersatz für den heimischen Rechenknecht oder ein Notebook sollte man sich das Gerät also nicht unbedingt anschaffen. Dafür gibt es auch noch einige andere Gründe, zu denen wir später noch kommen.
Kommen wir zunächst zu den äußeren Werten des Steam Deck. Geliefert wird das Gerät mit einem ziemlich überschaubaren Umfang. Das Deck selbst ist bereits in seiner Tragetasche verpackt und zusätzlich liegen noch das Netzteil sowie ein Bildschirmputztuch dem Lieferumfang bei. Das war es dann aber auch schon. Bis auf eine Sicherheits- und Garantiewarnung fehlt es an sämtlicher gedruckter Produktinformation. Wer also erstmal ein Handbuch oder eine Anleitung studieren will, schaut in die Röhre. Die Tragetasche ist schön stabil gebaut und im inneren perfekt auf die äußeren Formen des Geräts angepasst. So werden keine Elemente unnötig belastet und trotzdem liegt das Deck relativ stabil darin. Mit der harten Außenschale dürften Stürze aus üblicher Tragehöhe kein Problem darstellen. Auf der Unterseite hat die Hülle zudem noch eine Aussparung, in der sich das Netzteil unterbringen lässt. Stauraum für weiteres Zubehör gibt es allerdings nicht.
Bei der Größe müssen sich Handheld-Fans in jedem Fall auf neue Dimensionen einstellen. Mit einer Breite von 30 Zentimetern, einer Höhe von 11,7 Zentimetern und einer Tiefe von 5 Zentimetern an den Analogsticks ist das Steam Deck deutlich größer als die Nintendo Switch, obwohl diese in der OLED-Variante ebenfalls über ein 7 Zoll Bildschirm verfügt. Trotz seiner Größe ist das Deck mit 675 Gramm leichter als man zunächst erwarten könnte. Es übersteigt damit zwar auch wieder deutlich die Switch, füllt sich dennoch nicht unangenehm schwer an. In der nachfolgenden Tabelle haben wir einige Vergleichswerte für euch zum besseren Verständnis zusammengetragen.
Steam Deck | Nintendo Switch | PS Vita | Gameboy | |
---|---|---|---|---|
Breite | 30cm | 24cm | 18,3cm | 9cm |
Höhe | 11,7cm | 10,2cm | 8,5cm | 14,8cm |
Tiefe | 5cm | 2,8cm | 2cm | 3,2cm |
Bildschirm | 7 Zoll | 6,2/7 Zoll (OLED) | 5 Zoll | 2,6 Zoll |
Gewicht | 675 Gramm | 400 Gramm | 220 Gramm | 220 Gramm |
Die Inbetriebnahme des Steam Deck ist kinderleicht und es gibt eigentlich kaum etwas zu beachten. Auf einer Pappabdeckung aus der Verpackung ist lediglich der Hinweis zu sehen, dass das Gerät zunächst an den Strom angeschlossen werden soll, bevor man es zum ersten Mal einschaltet. Offensichtlich eine Vorsichtsmaßnahme, denn der Akku war ordentlich gefüllt. Es konnte also direkt losgehen. Nach einer kurzen Bootsequenz richten wir in einem einfachen Menü zunächst eine WLAN-Verbindung ein. Danach gilt es noch, sich in einen Steam-Account einzuloggen. Auch dies funktioniert in der aufgeräumten Maske ziemlich selbsterklärend. Auf Wunsch merkt sich das Steam Deck auch alle Angaben und ihr müsst euch zukünftig nicht jedes Mal neu anmelden. Ist diese Hürde überwunden, startet die eigens für das Steam Deck entwickelte Benutzeroberfläche von Steam. Doch zu den inneren Werten des Geräts kommen wir später.
Betrachten wir zunächst einmal das Handling des Geräts. Links und rechts des Bildschirms finden wir so ziemlich alles vor, was wir von üblichen Controllern gewohnt sind. Zwei Analogsticks, ein digitales Steuerkreuz, vier kreuzförmig angeordnete Aktionstasten. Dazu Schultertasten und Trigger an der Oberseite des Geräts. Letztere sind analog und nicht nur digital wie bei der Switch. Damit lassen sich zum Beispiel auch Rennspiele mit der nötigen Präzision bedienen. Präzise arbeiten auch die Sticks, die gut am Daumen liegen, sehr rutschfest sind und ordentlich Spannung für den Sprung in die Neutralstellung aufweisen. Für fortgeschrittenere Spieler verfügt das Steam Deck zudem über vier Tasten auf der Rückseite, die mit Mittel- und Ringfinger bedient werden.
Üblicherweise sind diese Tasten mit den Befehlen der vier Aktionsbuttons belegt, um diese auszulösen, ohne den Finger vom Stick nehmen zu müssen. Allerdings lassen sich die Buttons, wie so viele andere Steuerungselemente auch, individuell mit den verschiedensten Funktionen belegen. Es ist sogar möglich vorgefertigte Aktionssets, sogenannte Makros anzulegen und auf diese Tasten zu legen. Der Umgang mit diesen Rückentasten ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Die Tasten haben einen recht schweren Druckpunkt, der sich besonders mit dem Ringfinger nicht so gut anfühlt.
Eine weitere Besonderheit des Steam Decks befindet sich unter den Analogsticks. Dort ist jeweils ein quadratisches Trackpad angebracht. Das rechte dient dabei als Mausersatz, indem man mit dem rechten Daumen den Cursor über den Bildschirm bewegt und mit dem rechten Trigger den linken Mausklick auslöst. Klingt komisch, ist aber so. Das reicht aus, um hier und dort mal ein Menü zu bedienen. Mit ein wenig Übung lassen sich damit auch auf Mauseingabe angewiesene Spiele steuern, an die Präzision einer richtigen Maus kommt das Trackpad aber niemals heran. Das linke Trackpad wird vereinzelt zu speziellen Zwecken eingesetzt. In der Steam-Oberfläche dient es als alternatives D-Pad, während es in Crusader Kings 3 als Schnellzugriff auf verschiedene Spielmenüs dient.
Um das Eingabeportfolio des Steam Deck abzurunden, verfügt der Bildschirm natürlich auch über eine Touch-Funktionalität. Damit lässt sich die Benutzeroberfläche am flottesten bedienen, da sie mit ihren großen Icons und Schaltflächen wie dafür geschaffen ist. In Spielen lassen sich damit zumindest Menüs auf die gleiche Weise bedienen, da ein Touch auf den Bildschirm im Grunde nur einen Mausklick an die berührte Stelle darstellt. Für einen Nutzen im Gameplay müssten die Spiele speziell darauf angepasst werden. Immerhin ist der Touchscreen aber auch noch sinnvoll, um die virtuelle Tastatur bequem zu bedienen, wenn immer irgendwo ein Textfeld auszufüllen ist.
Der Komfort bei der Bedienung des Steam Deck hängt maßgeblich von den persönlichen Vorlieben und der Handgröße des Spielers ab. Dadurch, dass die Aktionstasten und das D-Pad seitlich neben den Analogsticks angeordnet sind, ist der gesamte Haltebereich links und rechts vom Bildschirm deutlich größer als bei der Switch. Das kommt besonders Menschen mit größeren Händen zugute. Für sie liegt das Gerät sehr stabil in der Hand und die Tasten sind alle gut zu erreichen. Auch nach längerer Spielzeit sind uns da keine Ermüdungserscheinungen aufgefallen. Allerdings hängt das natürlich auch immer von der Haltung ab. Kollegen und Kolleginnen mit kleineren Händen berichten da jedoch von anderen Erfahrungen. Ihnen ist das Gerät zu klobig und die Wege vom Analogstick zu den Aktionstasten schon fast zu weit. Auch bei der Bedienung des Trackpads und gleichzeitiger Betätigung des rechten Triggers kann es für Menschen mit kleineren Händen schwierig werden. Für ausführliche Langzeittests mit verschiedenen Handtypen fehlte uns letztendlich aber die Zeit.
Alternativ lassen sich an das Steam Deck auch externe Eingabegeräte wie Maus, Tastatur und Controller anschließen. Mit einem entsprechenden Adapter/Verteiler für den USB-C-Port des Steam Deck konnten wir problemlos kabelgebundene Mäuse und Tastaturen anschließen. Nun ist so eine Kabelwirtschaft für die mobile Nutzung eher weniger geeignet. Daher empfiehlt sich die Verwendung von Bluetooth-Geräten. Diese lassen sich über die Einstellungen sehr einfach mit dem Steam Deck koppeln und in Betrieb nehmen.
Für einen Betrieb mit externer Peripherie fehlt es dem Steam Deck allerdings an einem wichtigen Feature: ein Standfuß. Einen ausklappbaren Ständer, wie bei der Switch, gibt es hier leider nicht. Zwar hat Hersteller Valve für die Zukunft ein eigenes Dock für das Steam Deck angekündigt. Wann dieses erhältlich sein wird, ist bisher aber nicht bekannt.
Herzstück des Steam Deck ist natürlich der 7 Zoll Bildschirm, der damit die gleiche Bilddiagonale aufweist, wie die Switch-OLED. Allerdings verwendete Valve «nur» einen LCD-Screen mit 60 Hz und Umgebungslichtsensor, der die Helligkeit an die äußeren Umstände anpassen kann. Die Farben- und Schwarzwerte können mit dem OLED der Switch zwar nicht mithalten, aber das Bild auf dem Steam Deck ist trotzdem mehr als in Ordnung. Die maximale Auflösung liegt bei 1280x800 Pixel, was für die Größe des Displays aber völlig ausreichend ist. Je nach Lichteinfall kann es auch bei der entspiegelten Variante zu Spiegelungen kommen. Wenn zum Beispiel die Sonne direkt von hinten auf den Bildschirm scheint. Ob dies auf den günstigeren Varianten ohne Entspiegelung schlimmer ausfällt, können wir mangels Vergleichsgerät leider bisher nicht sagen.
Keine Wunderdinge sollte man auch vom integrierten Sound erwarten. Immerhin verfügt das Steam Deck über zwei recht große Lautsprecher auf der recht und linken Vorderseite des Geräts, die deutlich mehr hermachen als die zwei kleinen Schlitze der Switch. Der hierdurch ausgegebene Sound klingt klar, ohne irgendwelche störenden Effekte. Mit ordentlichen Kopfhörern, die per Klinke oder Bluetooth angeschlossen werden können, lässt sich natürlich in der Regel ein noch besseres Hörerlebnis erreichen. Wir haben dabei verschiedene Geräte ausprobiert und konnten keine Kompatibilitätsprobleme feststellen. Bluetooth-Kopfhörer wurden umgehend erkannt und per Knopfdruck verbunden.
Bei Thema Sound müssen wir allerdings auch über die Lautstärke-Entwicklung des Geräts selbst sprechen. Natürlich sind im Steam Deck Lüfter verbaut, die für eine Kühlung der Hardware sorgen. Diese sind in Betrieb leider mehr als deutlich zu hören. So konnten die Kollegen von der PC Games Hardware schon im Idle-Betrieb, wenn das Gerät nur mit dem Download eines Spiels beschäftigt ist, im Abstand von 25 Zentimetern ein Lüftergeräusch in Höhe von rund einem Sone messen. Das ist eine Lautstärke, die in einer ruhigen Umgebung immerhin schon wahrnehmbar ist. Richtig laut wird es dann unter Volllast, wenn die Temperaturen des Hauptchips sich den 70 Grad nähern. Gemessen wurde dieser Fall mit The Witcher 3, wo die Lautstärke im Abstand von 25 Zentimetern Werte von bis zu 3,4 Sone erreichte. Das sind Lüftergeräusche, die selbst in einer lauteren Umgebung wie einem Großraumbüro als sehr störend wahrgenommen werden. Zum Vergleich: Die Nintendo Switch erreicht selbst mit The Witcher 3 unter voller Belastung maximal Werte von um die 0,3 Sone.
Eine der wichtigsten Komponenten bei einem mobilen Gerät ist natürlich der Akku. Die Hersteller von Valve haben im Steam Deck einen 40-Wattstunden-Akku verbaut, der nach eigenen Angaben zwei bis acht Stunden an Gameplay ermöglichen soll. Diese Werte basieren aber auf
Laboruntersuchungen mit vordefinierten Geräteeinstellungen. Bei unseren eigenen Tests haben wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht. So war der Akku beim Spielen von The Witcher 3 unter Umständen auch schon mal nach 90 Minuten leergesaugt. Bei Indie-Spielen wie Stardew Valley hält der Stromspeicher entsprechend deutlich länger durch. Im Idle-Modus, also wenn das Gerät nur die Steam-Oberfläche anzeigt, sind auch gerne mal 8 bis 10 Stunden drin.
Wie lange der Akku bei welchen Spielen durchhält, hängt auch stark von verschiedenen Einstellungen ab. So wirken sich die Bildschirmhelligkeit und die Lautstärke der Soundausgabe auf den Stromverbrauch aus. Außerdem gibt es einen Framelimiter, der die Bildwiederholrate auf 30 FPS begrenzt, was ebenfalls hilft, die Akkulaufzeit zu schonen. In Zukunft soll es auch möglich sein, per Schieberegler eine maximale Framezahl einzustellen, um einen Kompromiss aus FPS und Akkuverbrauch zu ermöglichen.
Ist der Akku einmal leer, hilft nur der Anschluss an das Netzteil. Ein Stromspeicher mit noch rund zehn Prozent Restleistung braucht mit dem 45 Watt Netzteil rund zwei Stunden, um wieder vollständig geladen zu sein, wenn das Steam Deck dabei nicht weiter genutzt wird. Wenn weitergespielt wird, dauert der Ladevorgang natürlich entsprechend länger. Ein einfacher Wechsel des Akkus ist übrigens nicht möglich. Der Stromspeicher ist fest im Gerät verbaut und mit einem eigenen Controller gekoppelt. Dieser sorgt dafür, dass die Stromzufuhr so schonend wie möglich für die zwei Akkuzellen erfolgt.
Kommen wir nun zu den inneren Werten des Steam Deck, der Software. Wenn man das Gerät einschaltet und in der dedizierten Steam-Oberfläche landet, könnte man das Steam Deck für eine Konsole mit geschlossenem System halten. Es handelt sich jedoch um einen PC, bei dem im Hintergrund das SteamOS-Betriebssystem in der Version 3.0 läuft, also ein Linux-basiertes Betriebssystem. Damit die meist auf Windows ausgelegten Spiele der Steam-Bibliothek trotzdem laufen, kommt die eigens von Valve entwickelte Laufzeitumgebung Proton zum Einsatz. Pünktlich zum Start des Steam Deck wurde noch während unserer Testphase Proton in der Version 7.0 veröffentlicht. Damit wurde die Kompatibilität vieler Spiele nochmals verbessert oder gar erst möglich gemacht.
Das Ziel von Valve ist, langfristig die gesamte Steam-Bibliothek über Proton auf Linux lauffähig zu machen. Hier macht man mit dem Steam Deck also auch eine Investition in die Zukunft. Um dem Spieler eine bessere Orientierung zu geben, werden Spiele auf dem Steam Deck in vier Kategorien eingeteilt. Die mit einem Häkchen auf grünem Grund gekennzeichneten Titel sind verifiziert für das Steam Deck und teilweise sogar speziell angepasst. Hier ist mit wenigen bis gar keinen Problemen zu rechnen. Spiele, die mit einem «i» auf gelben Grund markiert sind, laufen grundsätzlich auf dem Steam Deck erfordern aber möglicherweise Anpassungen des Nutzers zum Beispiel bei der Einstellung der Steuerung. Auf jeden Fall ausgeschlossene Spiele werden mit einem grauen Balken gekennzeichnet. Dazu gehören zum Beispiel VR-Spiele.
Alle anderen Titel, die nicht klar einer der drei ersten Kategorien zugeordnet werden können, sind mit einem Fragezeichen markiert. Das bedeutet lediglich, dass sie bisher keiner Prüfung unterzogen wurden. Es kann aber trotzdem sein, dass die entsprechenden Spiele ohne Probleme funktionieren. Wir haben während unserer Testphase eine ganze Reihe als «Unbekannt» eingestufte Spiele ausprobiert. Diese haben bis auf eine Ausnahme alle funktioniert und waren problemlos spielbar. Lediglich Cyberpunk 2077 verweigerte seinen Dienst, was nach Hinweisen der uns angezeigten Fehlermeldung aber mehr daran lag, dass die Hardware-Power des Steam Decks für das Spiel nicht ausreicht.
Auch wenn die Zahl der bisher verifizierten Titel im Vergleich zur Gesamtgröße der Steam-Bibliothek recht gering erscheint, muss man trotzdem festhalten, dass bisher keine Konsole mit einer so gewaltigen Launch-Bibliothek an den Start gegangen ist. Hier zahlt es sich eben aus, dass das Steam Deck «nur» ein PC ist. Und mit dem kann man zumindest theoretisch auch noch mehr anstellen, als nur Spiele zu spielen. So ist es ohne Probleme möglich, auch Windows auf dem Gerät zu installieren. Allerdings konnten wir mit dieser Installation noch nicht viel anfangen, da derzeit noch passende Treiber von AMD für die Hardware des Decks fehlen. Diese sollen aber pünktlich zum Launch zur Verfügung stehen.
Entsprechend mussten wir uns bei den Spielen im Test zunächst auf jene Titel beschränken, die es auch tatsächlich über Steam gibt. Fan-Lieblinge wie Anno 1800 und Diablo, die einen anderen Launcher benötigen, blieben also erstmal außen vor. Das tat der Bandbreite der testbaren Spiele aber natürlich keinen Abbruch. Mit grafisch opulenten Titeln wie Cyberpunk 2077, The Witcher 3 und Forza Horizon 5 haben wir das Deck an seine leistungsmäßigen Grenzen gebracht. Nach Einschätzungen der Kollegen von PC Games Hardware bewegt sich die Rechenleistung des AMD-Chips, der CPU und GPU vereint, ungefähr auf dem Niveau einer Playstation 4. Bei Cyberpunk 2077 scheiterte die Hardware daher wie bereits beschrieben schon im Startvorgang.
The Witcher 3 und Forza Horizon 5 liefen dagegen. Allerdings nur mit deutlichen Abstrichen bei der grafischen Qualität. Zwar muss die Hardware nur eine Auflösung von 1280x800 Pixeln berechnen, für die aufwändigen Grafikeffekte dieser Spiele bleibt dann trotzdem kaum noch Leistung übrig. Gerade Forza Horizon 5 lief nur bei minimalen Grafikeinstellungen, wo von der eigentlich so beeindruckenden Grafikpracht des Spiels nichts mehr übrigbleibt. Das ohnehin schon auffällige Problem des Spiels mit langen Ladezeiten schien auf dem Deck nochmal zugenommen zu haben. Besser schneidet da The Witcher 3 ab, das mit immerhin noch hohen Grafik-Einstellungen auf recht stabile 40 bis 45 FPS kommt. Erstaunlich gut und optisch ansprechend lief auch Horizon: Zero Dawn, das mit einer Mischung aus mittleren und hohen Einstellungen auf stabilen 30 bis 40 FPS betrieben werden kann.
Optisch kaum Kompromisse muss man dagegen bei Titels wie Crusader Kings 3 und Age of Empires 2 Definitive Edition eingehen. Beide Spiele sind zwar bislang ungeprüft, liefen in unseren Tests aber ohne Probleme – zumindest was die technische Seite angeht. Das größere Problem bei diesen reinen PC-Spielen, die eigentlich auf eine Bedienung mit Maus und Tastatur ausgelegt sind, ist eben die Handhabung. Crusader Kings 3 emuliert seine Steuerung ganz gut auf die Möglichkeiten, die das Steam Deck bietet. Es hat sogar einen sehr nützlichen Schnellzugriff auf einzelne Spielmenüs über das linke Trackpad. Aber ganz reibungslos spielt es sich trotzdem nicht. So gibt es in der Standardeinstellung keinerlei Möglichkeit, die Kartenansicht zu zoomen. Die Menüs und Schriften sind teilweise auch sehr kleinteilig, womit der eine oder andere Spieler möglicherweise Probleme haben könnte.
Dass die Simulation der Maus durch das Trackpad längst nicht so präzise ist, erwähnte ich bereits. Bei einem eher langsamen Spiel wie Crusader Kings 3 fällt das noch nicht so sehr ins Gewicht. Bei Age of Empires 2 hatten wir damit dann aber schon mehr Probleme. Solange man noch unter sich ist, und nur ein paar Dorfbewohner befehligt, mag es noch gehen. Aber sobald es hektisch wird und man seine Truppen effektiv befehligen möchte, ist die Steuerung per Trackpad kaum noch zu gebrauchen. Wir können uns jedenfalls nicht vorstellen, ein Spiel wie Age of Empires auf Dauer ohne echte Maus zu spielen. Spiele, die von Haus aus auch auf Controller ausgelegt oder angepasst sind, haben auf dem Steam Deck daher deutlich bessere Karten.
Das gilt natürlich auch für Indie-Hits wie Stardew Valley und Valheim. Das beliebte Farming-Abenteuer stellt keine besondere Herausforderung an die Hardware dar und lässt sich exzellent bedienen. Valheim hat zwar die üblichen Macken, die es auch auf normalen PCs hat, funktioniert sonst aber wie gewohnt, auch im Online-Modus. Apropos Online, bei Spielen mit Online-Komponenten kommt es sehr stark auf die Mehrspieler-Technik an und darauf, ob die Entwickler des jeweiligen Spiels die richtigen Voraussetzungen geschaffen haben. So haben wir zum Beispiel den derzeitigen Hypetitel Lost Ark ausprobiert. Dieser kann jedoch keine Verbindung herstellen, was am verwendeten EasyAnticheat liegt. Dieses Programm wird zwar von Proton unterstützt. Allerdings müssen die Entwickler in ihren Einstellungen die Funktionsweise auf Proton auch zulassen, was bei Lost Ark bisher nicht geschehen ist. Ähnliches haben wir beim Online-Modus von Absolver beobachtet.
Das auch auf die Verifizierung nicht immer verlass ist, zeigte uns übrigens Dead Cells. Der Indie-Hit wird zwar als verifizierter Titel angezeigt, lief bei uns im Test aber überhaupt nicht. Nach dem Start eines Spiels bekamen wir lediglich einen permanenten schwarzen Bildschirm präsentiert, bis wir das Spiel manuell beendeten.
Gut funktioniert haben dagegen die Funktionalitäten rund um die Spiele. Dank Cloud-Saves konnten wir unsere Spielstände vom PC direkt im Steam-Deck weiterspielen. Wenn vorhanden, wurden auch Mods aus dem Workshop für die entsprechenden Spiele übertragen. So konnten wir eine am PC begonnene gemoddete Partie in Crusader Kings 3 nahtlos auf dem Steam Deck fortsetzen. Ähnlich reibungslos funktioniert der Standby-Modus, der Spiele jederzeit pausierbar macht. Eine abends im Bett begonnene Partie Age of Empires 2 versetzten wir in den Schlafmodus und haben sie am nächsten Morgen im Büro einfach fortgesetzt.
Das Steam Deck und seine dedizierte Steam-Oberfläche funktionieren also im Grund ohne größere Probleme. Das gilt allerdings nur, solange man in dieser kontrollierten Umgebung bleibt und sich wie ein normaler Spieler verhält, der einfach nur Spiele installieren und starten möchte. Sobald man sich wie ein PC-Nutzer verhält, der alles Mögliche mit seiner Maschine anstellt, treten diverse Kinderkrankheiten und eigentümliches Verhalten der Software zu Tage. Die Steam-Oberfläche kann sich gerne mal aufhängen, wenn man mit den fortschrittlicheren Optionen zur Hardware-Einstellung herumspielt. Auch im Zusammenhang mit extern angeschlossener Peripherie haben wir hin und wieder eigenartiges Verhalten, wie nicht richtig ladende Menüs oder Aussetzer, die einen Neustart erfordern, beobachtet.
Probleme gibt es auch, wenn man die Steam-Oberfläche verlässt und auf den Linux-Desktop des SteamOS schaltet. Sollte man versuchen, diese Oberfläche ohne externe Eingabegeräte zu bedienen, kommt man nämlich sehr schnell an seine Grenzen. So ist es zum Beispiel nahezu unmöglich in der Desktop-Ansicht die virtuelle Tastatur zu öffnen, die man aber für alle möglichen Eingaben gebrauchen könnte. Selbst einfaches surfen im Internet wird so zur großen Herausforderung. Das Steam Deck als PC-Ersatz zu verwenden, scheint unter den derzeitigen Umständen eh kein wirklich ratsames Vorhaben zu sein - zumindest bis das zugehörige Dock erscheint.
Das Gerät hat abgesehen von der Klinkenbuchse für Kopfhörer lediglich einen USB-C-Anschluss für die physische Verbindung von Geräten. Man benötigt also einen Adapter, wenn man hier Dinge wie einen Monitor anschließen will. Uns ist es im Test gelungen über einen Mehrfach-Adapter einen HDMI-Bildschirm, Maus, Tastatur und Controller sowie die Stromversorgung und Kopfhörer anzuschließen. Dies gelang uns allerdings auch nicht mit jedem Monitor. Einen Grund, warum es bei einigen Geräten funktioniert und bei anderen nicht, ließ sich bisher nicht ausmachen. Wirklich viel Nutzen kann man aus einem solchen Setup derzeit aber eh nicht ziehen. Das Angebot an Programmen für SteamOS ist überschaubar und Windows funktioniert aus genannten Gründen derzeit noch nicht richtig. Zum Spielen lohnt sich der Anschluss eines Monitors gleich gar nicht. Das Betriebssystem und auch die dedizierte Steam-Oberfläche laufen zwar in der nativen Auflösung des Monitors, bei den Spielen ist man aber trotzdem auf die maximale Steam-Deck-Auflösung von 1280x800 beschränkt, was auf einem großen Bildschirm natürlich sehr bescheiden aussieht.
Nach zwei Wochen mit dem Steam Deck ist es gar nicht so einfach ein aussagekräftiges Fazit über dieses neue Stück Hardware zu ziehen. Man bekommt damit aktuell den wohl größten, leistungsstärksten und vielfältigsten Handheld auf dem Markt. Ein Handheld, der davon profitiert, dass er auf eine bereits vorhandene Spielebibliothek von tausenden von Titeln zurückgreifen kann. Für den Preis von 420 bis 680 Euro findet man derzeit nichts Vergleichbares auf dem Markt. Ob das Steam Deck letztlich das erfüllt, was man sich von ihm erwartet, kommt darauf an, was man mit dem Gerät vorhat.
Wer es wirklich nur als mobile Spielekonsole verwenden möchte, um seine Lieblingstitel auch im Urlaub, der Bahn oder im Park zocken zu können, hat hier in jedem Fall eine starke Alternative zur Switch und anderen Handhelds. Solange man sich nicht über den «Konsolen-Nutzer»-Modus hinausbewegt, hat man auch wenig mit den noch vorhandenen Krankheiten der Software zu kämpfen. Lediglich mit den wirklich lauten Betriebsgeräuschen wird man sich abfinden, oder von vornherein auf Kopfhörer-Nutzung umstellen müssen.
Sobald man sich vom Steam Deck aber mehr erwartet, wenn man diesen mobilen PC auch wirklich als solchen einsetzen will, ist man mit einem Laptop am Ende vielleicht doch besser aufgehoben. SteamOS hat noch so seine Probleme und wann Windows fehlerfrei läuft, steht auch noch nicht fest. Zumal dann noch abzuwarten bleibt, wie performant das Gerät mit Windows agiert. Potential ist auf jeden Fall vorhanden, wird derzeit nur noch nicht vollends ausgenutzt. Valve arbeitet weiter an der Entwicklung von Proton und das hauseigene Dock soll noch erscheinen. Es ist also noch Spielraum vorhanden, die Nutzungsoptionen des Steam Deck auszubauen.
Fraglich ist beim Blick in die Zukunft lediglich, wie lange die begrenzte Hardware ausreicht, um dem Versprechen «Spiele deine Steam-Bibliothek unterwegs» gerecht zu werden. Wenn schon jetzt Spiele wie Cyberpunk mangels Leistung nicht laufen, wird dieses Problem mit der sich stetig weiter entwickelnden Spielelandschaft nur zunehmen. Für den Moment ist das Steam Deck aber durchaus ein mächtiger Konkurrent auf dem Handheld-Markt, dem wohl mehr Erfolg zuteilwerden dürfte als den berüchtigten Steam Machines. Eine Revolution des Spielemarktes wird von ihm aber wohl nicht ausgehen.
Als Gaming-Handheld genau das, was ich wollte, aber eben doch keine Allzweck-Waffe.
Für mich war das Steam Deck von Anfang an vor allem als Switch-Alternative zum mobilen Spielen interessant. Da ich hier all meine Lieblingsspiele nicht nochmal kaufen muss, sondern direkten Zugriffe auf meine umfangreiche Steam-Bibliothek habe. Und als genau das funktioniert das Steam Deck auch ausgesprochen gut. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass die Maus-Emulierung durch die Trackpads besser von der Hand geht, um auch Maus-basierte Spiele besser spielen zu können, aber sonst bin ich eigentlich sehr zufrieden. Die Tatsache der lauten Lüfter ist schade, aber irgendwo auch erwartbar, wenn man so viel Leistung auf so engen Raum quetscht. Dass das Steam Deck schließlich als PC eher durchfällt, weil es noch zu viele Kinderkrankheiten in der Software, fehlender Treiber und andere Macken gibt, ist natürlich für all die PC-Enthusiasten nicht so schön, die mehr mit dem Gerät vorhatten. Aber es hätte mich auch stark gewundert, wenn eine eierlegende Wollmilchsau auf Anhieb ohne Probleme funktioniert.
Offizieller Launch des Steam Decks ist am heutigen 25. Februar 2022. Ab jetzt können die Reservierungen, die im vergangenen Jahr getätigt werden konnten, in entsprechende Bestellungen des Geräts umgewandelt werden. Das erfolgt in Schritten und ist derzeit mit längeren Wartezeiten verbunden. Wer sich derzeit für die Reservierung eines Steam Decks anmeldet, wird voraussichtlich nicht vor dem dritten Quartal 2022 zu einer Bestellung übergehen können. Wer an der Reihe ist, bekommt eine E-Mail von Valve und hat dann 72 Stunden Zeit seine Reservierung in eine Bestellung umzuwandeln.
Wenn ihr trotz des umfangreichen Artikels noch Fragen zum Gerät habt, stellt diese doch gerne in den Kommentaren. Ich versuche so weit wie möglich dort darauf einzugehen, oder die Anregungen für nachfolgende Artikel zu verwenden.
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