Hintergrund

Stadia hat enormes Potential, birgt aber genauso viele Gefahren

Googles kommender Game-Streaming-Dienst hat für hitzige Diskussionen gesorgt. Die einen feiern Stadia als die Zukunft der Games, während andere den Anfang vom Ende befürchten. Für beide Seiten gibt es starke Argumente.

Da ihr euch im folgenden Artikel fleissig zu dem Thema geäussert hab, habe ich einige eurer Kommentare in den Text einfliessen lassen.

Gefahren

Games für die Massen und nicht für «Gamer»

Wie beim Smartphone gibt es zudem auf einen Schlag Millionen neuer Spieler, die davor weder Konsole noch PC besessen haben. Es ist zu befürchten, dass Entwickler sich dieser neuen Kundschaft zuwenden und den Markt mit «billigen» Games fluten werden. Ich bin allerdings der Meinung, solange die Nachfrage nach komplexen Singleplayer-Games etc. da ist, wird es auch ein Angebot geben.

Du besitzt keine Spiele mehr

Input-Lag

Google stampft es wieder ein

Kein Offline-Gaming

Was mit Stadia garantiert nicht möglich sein wird, ist Gamen ohne Internetverbindung. Selbst im Zug mit instabilem mobilem Internet dürfte es schwierig werden. Und wie sieht es bei Serverpannen aus? Ein grösserer Serverausfall ist bei Google zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschliessen. Dann schaust du in die Röhre.

Noch mehr Daten für Google

Google sammelt jetzt schon über diverse Dienste Daten über uns. Mit Stadia erhält das Unternehmen noch mehr Möglichkeiten dazu. Da die Spiele über Googles Server laufen, wird jede deiner Eingaben erfasst und kann potentiell ausgewertet werden. Daten sind Macht. Wollen wir wirklich noch mehr Infos über uns preisgeben?

Was passiert mit Mods?

Am PC ist es Gang und Gäbe, dass Spiele modifiziert werden. Das beginnt mit einfachen Anpassungen von ini-Dateien, um die Framerate zu erhöhen oder Ultra-Wide-Screen zu erzwingen. Und geht über aufwendigen Mods, die Spiele komplett umkrempeln. Ob das auch mit Stadia möglich ist, bleibt abzuwarten. Und selbst wenn, müsstest du die Daten Google abliefern, damit Google sie auf seinen Servern speichern und weiterverbreiten kann.

Keine ausführlichen Settings mehr

PC-Gamer lieben es, mit den Einstellungen herumzuspielen. Mit Stadia könnte diese Option verschwinden und einer handvoll Optionen weichen oder gar komplett fremdgesteuert werden. Wenn du nicht mal mehr zwischen mehr Leistung oder besserer Grafik entscheiden kannst, wird das viele Spieler verärgern.

Game-Archivierung

Fragmentierung wächst weiter

Bereits jetzt gibt es viele Spiele, die nur auf der Switch, der PS4, dem Epic Games Store oder der Xbox One verfügbar sind. Google hat für Stadia ein eigenes Entwicklungsstudio vorgestellt, das an exklusiven Spielen arbeiten wird. Die Fragmentierung nimmt also noch mehr zu. Immerhin musst du dir kein zusätzliches Gerät anschaffen.

Gamer sind konservativ

Chancen

Bessere Grafik und AI

Stadia bietet theoretisch unbegrenzte Rechenpower. Server Racks können einfach zusammengeschlossen werden und somit deutlich mehr Leistung als jeder PC oder jede Konsole liefern. Entwickler müssen sich nicht mehr durch Leistungsgrenzen einschränken lassen. Auch das Datenlimit von Bluray-Discs wird hinfällig. Die Mehrleistung muss nicht nur in hübschere Texturen fliessen, sondern könnte endlich dafür sorgen, dass die künstliche Intelligenz ihrem Namen gerecht wird.

Einfachere Spieleentwicklung

Genau wie bei Konsolen fällt bei Stadia das Kompatibilitätsproblem von PCs weg. Entwickler müssen nur für einen Hardware-Typ entwickeln. Das vereinfacht die Arbeit und senkt die Kosten. Da die meisten Hersteller aber weiterhin für PC, PS4 und Co. entwickeln werden, erhöht sich anfangs der Aufwand.

Überall spielbar

Egal, wo du bist und welches Gerät du besitzt, Stadia bietet (abgesehen vom Offline-Modus) mehr Flexibilität als jedes bisherige Gamesystem. Sekundenschnell kannst du ein Spiel starten und fliessend zwischen verschiedenen Geräten wechseln. Du musst dir keine Gedanken mehr machen, wo deine Konsole steht oder ob du dein Notebook mitschleppen willst. Stadia lässt sich sowohl vom Hotelfernseher wie auch vom Tablet starten .

Milliarden neuer Spieler

Barrierefreies Gamen

Egal, ob du ein iPhone, einen Windows-PC oder einen Samsung Smart TV besitzt, alle können miteinander zocken. Überall, wo der Chrome Browser läuft (später auch andere chromium-basierte Browser) oder Chromecast verfügbar ist, ist auch Stadia nutzbar. Google hat zudem bekannt gegeben, dass sie auf Crossplay setzen. Wenn Hersteller möchten, können Spieler von PS4, PC und Stadia miteinander spielen.

Nie mehr aufrüsten

Vorbei ist die Zeit von teurer Hardware. Du brauchst nicht mehr den PC aufzurüsten, wenn du von den neusten technischen Erungenschaften wie Raytracing profitieren möchtest. Und deine Konsole muss auch nicht mehr versuchen, mit Ach und Krach 4K-Auflösung zu erzwingen. Das erledigt Stadia für dich.

Programmieren ohne teure Hardware

Für Entwickler dürfte die Möglichkeit spannend sein, direkt auf Stadia zu programmieren. Studios müssen für ihre Belegschaft keine leistungsfähigen PCs mehr kaufen, sondern holen sich die Prozessorleistung bei Stadia.

Keine Updates, keine Ladezeiten

Spiele sind auf Stadia stets auf dem neuesten Stand. Du musst keine 90-GB-Patches mehr runterladen, bevor du loslegen kannst. Auch die Ladezeiten sowohl beim Start eines Spiels als während des Spiels dürften drastisch verkürzt werden. Google spricht von fünf Sekunden bis ein Spiel gestartet ist. Aktuell siehst du in dieser Zeit noch nicht mal das erste Hersteller-Logo.

Lassen wir mal die Performance, die wir erst einschätzen können, wenn wir selber Hand anlegen können, aussen vor. Glaubt ihr, Stadia gehört zur hellen oder zur dunklen Seite der Macht?

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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