Hintergrund

Sony Mobile: Ein Marketing-Märchen und ein Blick in eine unsichere Zukunft

Sony zieht die Reissleine. Die Mobile Division bekommt einen neuen Chef und wird mit profitableren Geschäftszweigen zusammengelegt. Der Rettungsversuch könnte gelingen, denn Alpha Tech könnte seinen Weg in Smartphones finden.

Huawei, Nokia, Oppo und Samsung brüsten sich mit ihren Kamerasystemen. Unter anderen. Irgendwo abgeschlagen, sowohl in Reviews wie auch in dedizierten Kameratechnologietests, dümpelt Sony mit seinen Xperia Phones im Mittelfeld herum. Fans der Systeme schwören seit Jahren auf die Marke, aber der Rest der Welt schaut Sonys Smartphones mit einem Schulterzucken an.

Schuld ist das Marketing… oder doch nicht?

Wo bleibt Alpha Tech?

Dies soll nun ein Ende haben, vielleicht, denn nicht nur werden die Kamera- und Mobile-Divisionen zusammengelegt, sondern der alte CEO der Mobile Division, Kaz Hirai, ist durch Kimio Maki ersetzt worden. Maki war einst Kopf der Alpha Division, nimmt jetzt aber die Rolle des Head of Product Development Mobile ein. Eine seiner ersten grossen Amtshandlungen: Er hat die Entwicklung des Sony Xperia XZ4 gestoppt.

Adam Marsh gibt sich im Interview beeindruckt:

Und:

Die Geschichte hat Löcher

Adam Marshs Geschichte hat Löcher.

  1. Sony hat die Kameratechnologie mit den drei Kameras gekauft, danach das XZ 4 kannibalisiert und daraus das Xperia 1 gemacht.
  2. Sony hat bereits an der Triple Camera gearbeitet, hat das aber keinem gesagt und am MWC im hinteren Eckli ein Dual Camera Setup präsentiert, das so nie auf den Markt kommen wird. Gründe für dieses Vorgehen: unbekannt.

Ein wirtschaftlich smarter Move

Es sind nicht nur die Endkunden und Developer, die von der Umstrukturierung Sonys profitieren werden. Denn über Jahre hinweg hat Sony Mobile Verluste eingefahren, jüngst die 940 Millionen im Jahre 2018. Hauptsächlich wird vor allem die Buchhaltung und somit das Image Sonys profitieren.

Sony schliesst Mobile, eine höchst defizitäre Division, mit den Kamera-, TV- und Audio-Divisionen zusammen. Neu nennt sich das Konstrukt «Electronics Products and Solutions». Da alle Divisionen in diesem Zusammenschluss, mit Ausnahme Mobiles, profitabel sind, kann Sony die Verluste in der Mobile-Division clever kaschieren.

Das geht so, wenn wir die Zahlen des zweiten Quartals 2018 nehmen, denn die Jahreszahlen 2018 sind noch nicht bekannt:

  • Sony Mobile hat einen Verlust von 267 349 719.58 Franken eingefahren.
  • Sony Imaging Solutions hat einen Erfolg von 195 577 982.78 Franken erwirtschaftet
  • Sony Home Entertainment and Sound hat 219 800 943.95 eingenommen

Wenn wir das alles zusammenrechnen, dann schaut am Ende ein Erfolg von 219 800 943.95 + 195 577 982.78 - 267 349 719.58 heraus. Das heisst, dass Sonys Buchhalter einen Erfolg von 148 029 207.15 in die Bücher schreiben. Der Verlust der Mobile Division? Verschwunden. Das dürfte Aktionäre und Stakeholder sicher mal auf Papier zufriedenstellen.

Das kann – theoretisch zumindest, da diese ganze Finanzsache ebenfalls reine Spekulation ist – der Mobile Division operativ Freiheiten gewähren und den Druck nehmen. Im Idealfall nutzt Mobile die Gelegenheit, sich selbst im Markt zu positionieren, Stärken auszuarbeiten und Schwächen auszumerzen. Denn Sony hat das Potenzial zum grossen Player im Markt.

Das wird ein harter Kampf, den Sony mit Geschick und etwas Glück auf Kameraebene für sich entscheiden könnte.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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