Produkttest

Samsung 980 Pro: Mit PCIe 4.0 an die Spitze?

Kevin Hofer
23.9.2020

Nach zweijähriger Durststrecke veröffentlicht Samsung mit der 980 Pro ein neues SSD-Spitzenmodell. Grösste Neuerung: Das Teil ist PCIe 4.0 kompatibel und soll doppelte Lesegeschwindigkeiten gegenüber der Vorgängerin bieten.

Eine M.2-SSD ist die unsexiste Komponenten im PC: Sie verschwindet in ihrem Slot hinter all den RGB-beleuchteten Komponenten meist komplett. Aber: Kein PC-Upgrade bringt einen derart spürbaren Leistungszuwachs, wie eine M.2-SSD.

Die SSD im Detail

Die 980 Pro gibt’s in drei Varianten im M.2-2280-Formfaktor: Mit 250, 500 sowie 1000 GB. Alle Modelle verfügen über den hauseigenen Elpis-Controller und TLC-3D-NAND-Speicher. Das 1-TB-Modell bietet im Gegensatz zu den 250- und 500-GB-Modellen doppelt so viel DRAM-Cache, 1 GB LPDDR4, und auch höhere Lesegeschwindigkeiten: Maximal 7000 MB/s. Beim 500-GB-Modell sind’s 6900 MB/s und die Kleinste muss sich mit 6400 MB/s zufrieden geben.

Ich teste das 1-TB-Modell, das mir Samsung für den Test zur Verfügung stellt. Bei der Lebensdauer gibt Samsung 5 Jahre oder 600 geschriebene Terrabytes (TBW) an, bevor die Garantie erlischt. Das sind halb so viele wie beim Vorgänger 970 Pro. Bei den kleineren Modellen halbiert sich dieser Wert jeweils. 600 Terrabytes hören sich nach wenig an, aber selbst wenn du pro Tag 100 GB Daten auf deine SSD schreibst, sollte sie über 16 Jahre halten.

Falls du mehr zur Funktionsweise von SSDs wissen möchtest, empfehle ich dir folgenden Artikel.

Testmethode und Set-up

Um die Temperatur der SSDs zu überwachen verwende ich CristalDisk Info. Das Tool gibt mir darüber hinaus Informationen zur Gesundheit der Laufwerke, der Schnittstelle, und dem Übertragungsmodus. Falls du dich für den Einfluss der Temperatur auf die Geschwindigkeit einer SSD interessierst, gibt es das in diesem Artikel.

An einem tatsächlichen Szenario orientiert sich der Storage Benchmark von PCMark 8. Der PCMark-8-Storage-Test simuliert Arbeitsschritte diverser Anwendungen aus der Adobe Creative Suite, Microsoft Office und Spielen. Er zeichnet die Speicheraktivität auf und generiert auf Basis der gespeicherten Festplattenaktivität einen Benchmark-Score.

Nebst den drei Benchmarks messe ich bei «Final Fantasy XV», «Rise of the Tomb Raider» und «Resident Evil 2 Remake» die Ladezeitdauer. Dann installiere ich noch «CS: GO» und schaue, wie lange die Installation dauert.

Zu guter Letzt kopiere ich noch zwei unkomprimierte Filme mit einer Gesamtgrösse von 69 GB von der SSD auf die SSD und messe die benötigte Zeit für die Datenübertragung. Dieser Test erlaubt es mir zu eruieren, ob die SSD ab einer gewissen Datenmenge die Übertragnungsgeschwindigkeit runterdrosselt.

Den Test mache ich auf unserem DimasTech Easy V3.0 Benchtable mit folgenden Komponenten:

Jeden Test führe ich je dreimal durch und nehme das beste Ergebnis. Als Vergleichs-SSD nehme ich die MP600 von Corsair, die ebenfalls über PCIe 4.0 verfügt. Damit der Vergleich fair ist, läuft das Betriebssystem nicht auf den beiden SSDs. Sie sind also reine Datenspeicher für den Test.

ATTO Disk Benchmark

Die angegeben Lesegeschwindigkeit von 7000 MB/s erreicht die 980 Pro auf der Testbench nicht. Maximal liegen 5,95 GB/s drin. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die SSD erst ab ungefähr 256 KB Dateigrösse. Die maximale Schreibrate liegt bei 4,63 GB/s. Im Vergleich zur MP600 sind das gute Werte: Die erzielt maximal 4,39 GB/s Lese- und maximal 3,97 GB/s Schreibgeschwindigkeiten.

Anvil Storage Utilities

Mit einem Gesamtscore von 20 616,67 ist die 980 Pro rund elf Prozent schneller als die MP600, die einen Score von 18 684,05 erreicht. Schaue ich mir die Resultate der beiden SSDs genauer an, zeigt sich jedoch, dass die MP600 bessere Werte beim Schreiben liefert. Sowohl Antwortzeiten sowie IOPS sind in drei von vier Tests besser. Beim Lesen schneidet die 980 Pro dann einiges besser ab.

PCMark 8 und Temperaturen

Beim PCMark 8 liefert ebenfalls die 980 Pro bessere Werte. Der Unterschied beim Score ist jedoch marginal und beträgt nicht mal ein Prozent. Da der PCMark 8 ungefähr eine Stunde dauert und die SSD währenddessen immer aktiv ist, lässt sich bei diesem Benchmark am besten eine Aussage zur Temperatur machen.

Ladezeiten und Installationsdauer bei Games

Bei den Benchmarks ist der Unterschied zwischen den SSDs nur beim PCMark 8 klein. Da sich dieser an einem tatsächlichen Szenario orientiert, müsste bei den Games der Unterschied auch klein sein.

Bei der Installation von «CS: GO» hat dann wiederum die 980 Pro die Nase vorne. Die Installation dauert dort 59 Sekunden im Vergleich zu den 63 Sekunden bei der MP600.

Kopieren von Dateien

Fazit: Synthetisch top, in Realität nicht besser als die Konkurrenz

Die Samsung 980 Pro braust durch die synthetischen Benchmarks und lässt die Konkurrenz von Corsair hinter sich. In realen Szenarien wie dem PCMark 8, den Ladezeiten und Installationsdauer von Games sowie dem Kopiervorgang zeigt sich dann ein ausgeglicheneres Bild. Beide SSDs liegen nahe beieinander. Mal hat die 980 Pro die Nase vorne, mal die MP600.

Mit knapp 220 Franken kostet die 980 Pro in der 1-TB-Version zehn Prozent mehr als die MP600 (Stand: 22.09.2020). Die Differenz wäre gerechtfertigt, wenn ich nur nach den synthetischen Benchmarks gehen würde. Hier liegen zehn bis 35 Prozent mehr Leistung im Vergleich zur Konkurrenz drin. In den Tests der tatsächlichen Szenarien ist dann jedoch kaum mehr ein Unterschied vorhanden, weshalb der Leistungsunterschied die Preisdifferenz nicht rechtfertigt.

Die Samsung 980 Pro ist eine hervorragende SSD. Sie lohnt sich jedoch nur, wenn du viel 0
Daten von A nach B kopierst, weil sie hier ihre Stärken ausspielen kann. Im Alltag wirst du von der Geschwindigkeit im Vergleich zu MP600 allerdings nicht viel merken.

Zu Beginn wird die SSD nur schlecht verfügbar sein.

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