

Salomon Sense Ride – ein Review?

Raus aus der Stadt. Durchatmen. Ich lasse den Asphalt hinter mir und wage mich auf meinen ersten Trailrun. Den Morteratsch-Gletscher vor Augen, den Sense Ride von Salomon an den Füssen. Dies ist der Versuch eines Reviews unter leichtem Sauerstoffmangel.
Ich bin im Engadin und habe mich mit der britischen Olympia-Athletin von 2012, Julia Bleasdale, zum Trailrunning verabredet. Mehr dazu in Kürze in der Rubrik «Patrick macht Sport mit …». Gleichzeitig teste ich den «Sense Ride» von Salomon.

Wann ist ein Trail ein Trail?
Ein Trailrun ist einfach gesagt ein Lauf abseits asphaltierter Strassen. Gemäss dieser Definition gilt also schon Joggen auf einem Waldweg als Trailrunning. Zu Hause laufe ich in der Regel auf Asphalt, Kies- oder eben Waldwegen. Ich betrachte mich deshalb aber keinesfalls als Trailrunner. Im Gegenteil. Ich würde sogar sagen, dass ich bis zum heutigen Tag noch nie einen wirklichen Trail gerannt bin. Solltest du also ein Ultra-Läufer sein, der regelmässig mal eben 100 oder mehr Kilometer im Hochgebirge unterwegs ist, wirst du hier nichts Neues erfahren. Vielleicht gehst du in der Zwischenzeit einfach auf einen Lauf? Für alle anderen: Los geht’s.
Muss … atmen …
Auf knapp 2000 Meter über Meer zu rennen fühlt sich irgendwie seltsam an. Zu Beginn ist es einfacher als im Unterland. Muss der geringere Luftwiderstand sein!? Ich werde schon nach ein paar Metern ein bisschen euphorisch und habe das Gefühl, ich könne fliegen. «Heute knacke ich alle meine PB’s und das erst noch auf einem Trail», schiesst es mir durch meinen mit Sauerstoff unterversorgten Kopf. Und dann wird die Luft auch in den Lungen schlagartig dünn. Peng! Stehenbleiben, atmen.
Eat sleep work repeat
Also das Ganze nochmals von vorne. Nur langsam. Und immer schön das Atmen nicht vergessen. Und konzentriere dich auf deine Salomon Sense Ride, Patrick. Deshalb bist du schliesslich hier. Du sollst einen Trailrunningschuh testen und anschliessend ein Review dazu schreiben. Nicht persönliche Bestzeiten aufstellen oder sonstwas. Kapiert? Mein Hirn kriegt offensichtlich wieder genügend Sauerstoff und macht mir die Hölle heiss. Ich versuche mich auf meine Schuhe zu konzentrieren, was mir jedoch einfach nicht gelingen will. Wie fühlen sie sich an, sind sie stabil, geben sie Halt? Irgendwas lenkt mich jedoch ständig ab. Jetzt gerade ist es die Natur. Fast kitschig schön ist es hier. Der Trail schlängelt sich durch kleine Wäldchen den Berg hoch und plötzlich hast du freie Sicht auf den Morteratsch-Gletscher. Wow.

Muss … mich … konzentrieren ...
Ich zwinge meine Gedanken zurück zu den Schuhen. Sie sind rot. «Leck mich am ..., vom Gletscher ist ja nur noch die Hälfte übrig!» Wieder schweifen meine Gedanken ab. Der Anblick ist aber auch wirklich krass. Du siehst genau, wo der Gletscher früher mal war und wo er heute ist. Der diesjährige Rekordsommer wird die ganze Schmelze mit Sicherheit nochmals zusätzlich beschleunigen. Wenn das so weitergeht, und das wird es ja wohl, ist der Morteratsch-Gletscher in wenigen Jahren verschwunden. Und nicht nicht nur der. Ich laufe weiter. Schuhe Patrick, Schuhe. Mein Hirn macht wieder Druck. Welche Bedeutung haben schon Schuhe verglichen mit Jahrtausende altem Eis, das sich in ein paar wenigen Jahren einfach so in Luft auflöst? Eben. Also liebes Hirn, jetzt halt du mal die Luft an und lass mich in Ruhe. Will nur laufen und den Moment in mich aufnehmen. Unterdessen regnet es und ein würziger Duft steigt mir in die Nase. Kiefern und Rosmarin.

War da was?
Es gibt diese Momente beim Laufen, wo du dich im besten Sinn nicht mehr spürst. So ein Moment ist jetzt. Es stimmt alles. Ich habe mein Tempo gefunden, laufe regelmässig, bin hellwach und doch wie in Trance. Hoch, runter, über Steine und Wurzeln, immer weiter. Mein Hirn? Auf Standby. Ich bin im Flow. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit und dauert objektiv gemessen exakt 30 Minuten und 24 Sekunden oder 5.2 Kilometer. Nur ein Wimpernschlag. Dann bin ich wieder dort, wo ich losgelaufen bin.

Fazit
Ach so, die Schuhe. Lass es mich so sagen: Ein guter Schiedsrichter steht auf dem Platz, aber du nimmst ihn nicht wahr. Unauffällig macht er seine Arbeit. Genauso verhält es sich mit dem Sense Ride Trailrunner von Salomon. Ich war, wie eingangs erwähnt, zum ersten Mal auf einem wirklichen Trail unterwegs. Es war nass und rutschig. Ich lief über Steine, Wurzeln, lief durch Matsch, hoch und runter. Und fühlte mich zu jeder Zeit sicher, bin nie ausgerutscht, umgeknickt oder sonst was. Kurz: Ich hatte nicht das Gefühl, Schuhe an den Füssen zu haben. Sie waren aber da und haben ihren Job gemacht.
Die bei Salomon wissen schon was sie machen. Und das nicht erst seit gestern. Wenn dann auch noch der Preis stimmt, und das ist hier meiner Meinung nach der Fall, wüsste ich keinen Grund, diesen Schuh nicht zu kaufen.
Nur etwas Negatives zum Schluss. Das patentierte «Quicklace» Schnürsystem von Salomon nervt ein bisschen. Vielleicht liegt es auch an meiner mangelhaften Feinmotorik, wer weiss. Im Video sieht das so einfach aus. Bei mir ist es allerdings ein ständiges Gewurstel und Gechnübel beim An- und Ausziehen der Schuhe. Simple Schnürsenkel wären für mich völlig ausreichend. Danke.

Spezifikationen
- Zielgruppe: Herren
- Gewicht: 275 Gramm pro Schuh
- Sprengung: 8 Millimeter
- Wasserdicht: nein
- Zwischen/Mittelsohle: EVA
- Aussensohle: Contagrip®
- Material: Mesh
Das gesamte Salomon Sortiment bei Galaxus
P.S. Zurück im Unterland laufe ich weiter und teste den «Advanced Skin 12» Rucksack von Salomon.
Das Review dazu gibt’s in Kürze. Nichts verpassen? Einatmen, ausatmen und meinem Autorenprofil folgen.


Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.