

Protein für Anfänger: Wann der Shake Sinn ergibt
Wer ambitioniert Sport treibt, der trinkt Protein Shakes. Wer noch fragend auf das Pulver mit Geschmack blickt, dem kann ich hier hoffentlich etwas auf den Weg mitgeben. Denn wenn du den Sport ernster als «Einmal Zumba pro Woche» nimmst, dann wirst du vielleicht dankbar um Protein sein. Daher: Ein Ratgeber für Einsteiger.
«Nein danke, ich will nicht aussehen wie der Hulk», sagt die junge Frau im Fitnesscenter als ihr der Trainer einen Protein Shake, als Willkommensgeschenk, anbietet. Sie könnte zwischen Schoggi, Erdbeer oder Vanille aussuchen, ihn mit Milch oder Wasser trinken. Aber die junge Frau will nicht. Zu gross ist ihre Angst vor der Muskelmasse, die über Nacht spriessen wird. Morgen schon, fürchtet sie, sähe sie aus wie ein Bodybuilder. Ganz schlimm.
Das ist natürlich Unsinn. Nur schon meiner etwas zynisch angehauchten Schreibe nach dürftest du die Augen verdreht haben, aber die junge Frau, die nicht zum Hulk werden will, ist der Running Gag unter Kollegen Fitnesstrainer.
Das ist Samira, 21, aus Rümlang nach einem Proteinshake und einer TrainingseinheitWarum also schlürfen die harten Jungs und toughen Mädels im Training irgendwelche komischen Protein Shakes? Finden wir es heraus.
Doch zuerst ein kleiner Einschub. In diesem kleinen Ratgeber werde ich oberflächlich bleiben. Das ist bewusst so. Denn klar gibt es Faustregeln, wie viel Protein was tut und warum, aber bitte sprich dich mit deinem Trainer ab, bevor du dir da kiloweise Pulver in ein Glas Wasser oder Milch schüttest.
Ein kleines Beispiel: wenn Junior Editor Alina Biedermann – ihres Zeichens Fan von Calisthenics, also Training mit dem Eigengewicht – die gleiche Menge Protein wie ich als Strongman und Powerlifter mit Wettkampferfolgen einnehmen würde, würde sie aufgehen wie ein Brot im Ofen. Darum: Bitte glaub den genauen Guides im Internet nicht. Sprich mit deinem Trainer drüber.
Die Basics in Kürze
Wann brauchst du Protein?
Protein ist überlebensnotwendig für Menschen, denn es ist eines der Grundmittel für den Aufbau von Körperzellen. Wenn du dich verausgabst, im Training zum Beispiel, dann merkt dein Körper, dass deine Muskeln beansprucht werden. Muskelkater ist da ein Beispiel dafür. Dass so etwas nie wieder vorkommen kann, regeneriert der Körper die Zellen und baut weitere auf um der Belastung künftig standzuhalten.
Kurz: Protein Shakes sind Helfer beim Training. Sie werden dich nicht über Nacht in einen Bodybuilder verwandeln und sie ersetzen dein Training auch nicht. Aber sie sind dazu da, deinen Körper zu unterstützen. Wenn du nicht trainierst, dann wirst du keinen Effekt bemerken, weil dann brauchst du auch kein zusätzliches Protein.
«Das ist doch pure Chemie!»
Wenn du Pulvern und Tabletten kritisch gegenüberstehst, dann ist das sicher keine schlechte Idee. Vor allem in Zeiten des Internets, wo jede Woche wieder irgendein Depp eine neue Wunderpille oder ein Pülverli anbietet, das all deine Gebrechen löst, dich 78% hübscher macht und all die Fettpolster verschwinden lassen wird. Ich denke daher ist es vernünftig, mal einen Blick auf die Herkunft und Zusammensetzung des Whey Proteins zu werfen.
Zu Deutsch heisst Whey Protein Molkeneiweiss. Es ist also nicht vegan. Bist du Veganer? Dann greif zum Sojaprotein. Molkeneiweiss wird, wie der Name schon sagt, aus Molke gewonnen, ist also ein Milchprodukt. Molke ist die Restflüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht.
In der Herstellung des Molkeproteins wird ähnlich vorgegangen wie bei der Herstellung von Milchpulver. Das Protein wird herausgefiltert und dann wird der Flüssigkeit das Wasser entzogen. Es entsteht ein Pulver. Dann etwas Geschmack hinzu und fertig. In der Realität ist das ganze wesentlich komplizierter und Verfahren wie Ultrafiltration oder Nanofiltration kommen zum Tragen, aber das hat lediglich Einfluss darauf, ob du Isolat oder Nicht-Isolat produzierst.
Apropos: Rivella ist auch molkebasiert. Ziger, Ricotta und jede Menge anderes Zeug in der Migros oder im Coop auch.
Schoggi und Vanille gehen immer
Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Da ich aber nun schon seit den frühen Tagen meiner Gewichtheber-Karriere Protein Shakes trinke, kann ich hier aus jahrelanger Erfahrung sprechen. Schokolade und Vanille gehen immer. Die Proteinpulverindustrie hat die Geschmacksrichtungen so richtig gut hingekriegt. Die einzige Ausnahme bisher war ein Schweizer Bio-Vegan-Protein, das ich mal als Probe erhalten habe. Karton saufen wäre schmackhafter gewesen.
Fruchtaromen haben auch ihre Existenzberechtigung, sind aber eher riskant. Wenn du deine Shakes mit Wasser trinkst, dann schmeckt dir vielleicht Himbeere besser als Schoggi. Kommt halt auf den Versuch an.
Isolat… hä? Und: die Wirren des Internets
Die Packungen mit starken Jungs und fitten Mädels drauf haben allesamt klingende Namen. Ich erfind mal was: Extreme Power Ultimate Whey Isolate. Das ist die Marketingwelt des Proteins und abgesehen von den Wörtern «Whey» und «Isolate» kannst du alles im Namen ignorieren.
Egal, was du im Internet liest, du wirst innerhalb weniger Minuten mindestens einen Artikel finden, der das genaue Gegenteil behauptet. Daher will ich gar nicht behaupten, dass ich Recht habe, aber ich will dir einfach mit auf den Weg geben, dass im Internet viel gesagt wird. Daher, ich sag’s gerne nochmal: Rede mit deinem Trainer, bevor du regelmässig zum Shake greifst.
So. Fertig. Viel Spass beim Training und ich hoffe, dir schmeckt dein Shake.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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