
Produkttest
Velohose testet Biker und zieht ernüchterndes Fazit: «Ich fühle mich von ihm verarscht»
von Patrick Bardelli
Wo Hose und Sattel aufeinandertreffen, läuft es selten reibungslos. Mit dem Projekt «Bike Bioconnect System» wollen Wissenschaft und Hersteller die Ausrüstung beim Triathlon besser aufeinander abstimmen.
Ein Triathlon kann wehtun. Wer beim Schwimmen, Radfahren und Laufen an seine Grenzen geht, kommt nicht ohne Schmerzen ins Ziel. Dafür sorgen nicht nur erschöpfte Muskeln, sondern auch Probleme mit der Ausrüstung. Nach Recherchen der Deutschen Sporthochschule Köln sind nur 15 Prozent der Triathlet:innen beim Radfahren beschwerdefrei. Und meistens beginnen die Probleme dort, wo Sattel und Sitzfleisch sich treffen. Reibung führt zu Reizungen der Knochenhaut, eine falsche Sitzposition belastet die Wirbelsäule.
«Bisherige Lösungen für Sitzbeschwerden konzentrieren sich isoliert entweder auf die Triathlon-Hose, die mit einer dämpfenden Einlage ausgestattet wird, oder auf den Sattel, der über Form und Materialeigenschaften komfortabler werden soll. Weil beide Komponenten nicht aufeinander abgestimmt sind, werden die Beschwerden aber nicht optimal reduziert», sagt Prof. Dr. Martin Bonnet vom Institut für Werkstoffanwendung der TH Köln in einer Medienmitteilung. Die logische Konsequenz: Was sich beim Sport so nahe ist wie Sattel und Hose, sollte auch gemeinsam entwickelt werden. Daran arbeiten die TH Köln, die Deutsche Sporthochschule Köln sowie die Hersteller Ergon und Ryzon. Im Projekt «Bike Bioconnect System» soll ein Sattel-Hosen-System konzipiert werden, das nicht nur die Anforderungen des Spitzen- und Leistungssports erfüllt, sondern auch Breitensport-Popos Erleichterung bringt.
Spezialist Ergon will mit einer neuen Sattelform die Hauptlast auf die Sitzknochen verlagern. Ausserdem soll ein Grossteil der Polsterung aus der Hose in die Sitzfläche wandern. Das ermöglicht es Ryzon, die Pads in den darauf abgestimmten Triathlon-Hosen dünn zu halten, damit sie beim Schwimmen und Laufen keine Probleme bereiten. Natürlich ist das Ganze nicht nur eine Frage von dick und dünn, sondern auch des Materials.
«Aufgrund der teils hohen Temperaturen bei Triathlon-Wettkämpfen und dem fast ausschliesslichen Fahren mit Sattelkontakt muss das verwendete Material eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben. Dazu sollen neue Rezepturen mit besonders leitfähigen Zusatzstoffen erprobt werden», lässt sich Professor Bonnet zitieren. Es gilt, die Reibung dort zu minimieren, wo Scheuerstellen drohen. An anderen Punkten ist Haftung gefragt, um die Position halten zu können. Sattel und Hose werden entsprechend aufeinander abgestimmt, bevor die Abteilung klinische und technologische Biomechanik der Deutschen Sporthochschule Köln untersucht, ob das Zusammenspiel Vorteile bringt: Sie wird das System hinsichtlich verschiedener Parameter wie Komfort, Funktionalität und Verletzungsprophylaxe analysieren.
Titelbild: The Pug Father/Flickr/CC BY 2.0Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.