20th Century Studios
Hintergrund

«Predator: Badlands» – Im Gespräch mit Dan Trachtenberg

Luca Fontana
7.11.2025

Dan Trachtenberg denkt den «Predator» neu: weniger Monster, mehr Mensch. Im Interview spricht der Regisseur über Ehrenkodex, Humor – und die Frage, wie viel Seele in einem intergalaktischen Jäger stecken darf.

Er brachte mit «Prey» und «Killer of Killers» frischen Wind ins «Predator»-Universum, jetzt wagt Regisseur und Autor Dan Trachtenberg den nächsten Schritt: In «Predator: Badlands» steht plötzlich nicht der Mensch im Zentrum, sondern der Predator – der Yautja – selbst. Ein Perspektivenwechsel, der gewagt ist … und funktioniert.

  • Kritik

    «Predator: Badlands» ist verdammt gutes Action-Kino

    von Luca Fontana

Eine Woche vor dem Kinostart habe ich mit Trachtenberg über Mythos, Menschlichkeit und Monster gesprochen. Und wenn du das Interview bis zum Ende liest, gibt’s sogar was zu gewinnen.


Dan, in den «Predator»-Filmen galt bisher immer «Mensch gegen Bestie». In «Badlands» hingegen drehst du das Konzept völlig um: Wir sind plötzlich auf der Seite des Predators. Hattest du nie Angst, dass Hardcore-Fans das als Verrat empfinden könnten?
Dan Trachtenberg: Ich hatte das immer im Hinterkopf. Einfach, weil ich selbst ein Hardcore-Fan bin. Aber wir führen im Grunde nur weiter, was das Original 1987 begonnen hat. Schon damals unterschied sich ein Predator von allen anderen Monstern seiner Zeit. Er war kein stummes oder chaotisches Biest wie Freddy, Jason oder Michael Myers. Er war intelligent, trug Hightech und eine auffällige Rüstung – das alles deutete schon auf eine eigene, reichhaltige Kultur hin, die ihn zu mehr machte als einem blossen Filmmonster.

«Schon 1987 war der Predator kein Monster, sondern ein Krieger mit Ehrenkodex.»

Und trotzdem befürchten manche, dass du dem ursprünglichen Mythos seine Faszination nimmst, wenn du zu viel erklärst.
Das sehe ich anders. Als der Predator etwa dem unbewaffneten Arnold Schwarzenegger gegenüberstand, legte er seine Waffen ebenfalls ab und kämpfte nur mit den Fäusten. Das hätte kein Michael Myers getan. Wir lernen daraus: Die Yautja haben einen Ehrenkodex. Genau solche Aspekte wollte ich vertiefen, ohne den Mythos dahinter zu zerstören.

Indem du dich nicht auf alle, sondern nur auf einen einzelnen Predator fokussierst?
Genau. «Badlands» hätte leicht ein Film werden können, der komplett auf dem Heimatplaneten der Yautja spielt und alles erklärt – über verschiedene Stämme, ihre Riten, ihre Gesellschaft. Aber das ist nicht der Film, den ich machen wollte. Mein Film sollte vielmehr ein kleiner, gezielter Blick in ihre Welt sein. Darin begleiten wir Dek, den Predator dieser Geschichte, auf seiner eigenen Jagd … und Flucht.

Auch nach «Predator: Badlands» bleiben die Yautjas blutrünstige und äusserst effiziente Killer.
Auch nach «Predator: Badlands» bleiben die Yautjas blutrünstige und äusserst effiziente Killer.
Quelle: 20th Century Studios

Dek ist tatsächlich ein spannender Protagonist: Für einen Predator wirkt er zwar verletzlicher und fehlerhafter, aber nie lächerlich. Er bleibt gefährlich, nur eben mit inneren Konflikten. Wie hast du die Balance gefunden zwischen Schwäche zeigen und den Mythos bewahren, den John McTiernan und Stan Winston damals geschaffen haben?
Ich habe viel an Figuren wie Conan, Mad Max oder Clint Eastwoods wortkarge Helden gedacht. Diese Archetypen sind furchteinflössend und stark, aber man spürt, dass da drinnen ein Herz schlägt. «Badlands» ist gar nicht so weit weg von Filmen wie «Mad Max: Fury Road» oder «Road Warrior». Und visuell inspiriert mich schon lange Frank Frazetta – seine Gemälde mit ihrer Mischung aus Kraft, Melancholie und archaischer Schönheit waren ja auch die Grundlage für «Conan».

Frank Frazettas Cover-Gemälde für die 1967 erschienenen Lancer/Ace-Neuauflagen von «Conan» ist nichts weniger als ein Meilenstein der modernen Fantasy-Kunst.
Frank Frazettas Cover-Gemälde für die 1967 erschienenen Lancer/Ace-Neuauflagen von «Conan» ist nichts weniger als ein Meilenstein der modernen Fantasy-Kunst.
Quelle: Frank Frazetta

Apropos: Eine der grössten Überraschungen war für mich Thea, gespielt von Elle Fanning. Sie bringt überraschend viel Wärme und sogar Humor in diese Welt – etwas, das man selten in «Predator»-Filmen findet. Hattest du keine Angst, dass das mit der düsteren Seite des Franchises kollidiert?
Ich liebe Humor – in jedem Genre. Egal ob Horror oder Action: Ein bisschen Leichtigkeit macht das Erlebnis reicher. Ein guter Film ist wie eine Achterbahnfahrt. Spannung, Fallhöhe, dann das befreiende Lachen danach. Aber Humor hat auch eine zweite Funktion: Er lässt dich die Figuren mögen. Wenn du mit ihnen lachst, entsteht Bindung. Steven Spielbergs «Jaws» ist dafür ein gutes Beispiel: einer der gruseligsten Filme überhaupt, aber gleichzeitig urkomisch.

Du hast einmal gesagt, dass «Predator» für dich ein Herzensprojekt ist. Und dass du bereits eine dritte grosse Idee für deinen nächsten «Predator»-Film hättest – womöglich sogar mit Naru aus «Prey». Wird das der Abschluss deiner Trilogie, oder baust du an etwas Grösserem innerhalb des Predator-Universums?
Nein, nein. Keine Trilogie. Ich finde, jeder «Predator»-Film sollte auch als eigenständiger Science-Fiction-Film funktionieren. Niemand sollte extra Vorwissen benötigen oder sogar «Hausaufgaben» machen müssen, bevor man ins Kino kann.

«Jeder ‹Predator›-Film muss für sich stehen. Kein Vorwissen, keine Hausaufgaben.»

Dann wird dein nächster «Predator»-Film also kein Abschluss einer Trilogie oder direkte Fortsetzung von «Badlands»?
Genau. Jeder Film muss für sich stehen. Wenn du die anderen gesehen hast, hast du vielleicht ein paar zusätzliche Aha-Momente. Aber jeder Streifen sollte einfach ein richtig guter Film für sich sein. Punkt.

Und ich wollte dich schon fragen, ob du der Kevin Feige des «Predator»-Universums bist. Schliesslich gibst du dem Chaos Struktur. Fühlst du dich manchmal nicht trotzdem ein bisschen wie der inoffizielle Showrunner dieser neuen «Predator»-Ära?
(lacht) Ich hatte bisher tatsächlich unglaublich viel kreative Freiheit. Das liegt vor allem an den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Die Produzenten und das Studio haben von Anfang an die verrücktesten Ideen unterstützt. Das ist in Hollywood nicht selbstverständlich. Jeder dieser Filme – «Prey», «Killer of Killers», «Badlands» – war ein grosses Risiko, aber die Resonanz war so positiv, dass man uns einfach hat weitermachen lassen. Und das ist ein Geschenk.

Vielen Dank, Dan. Ich wünsche dir viel Erfolg – und hoffe ehrlich, dass noch viele «Predator»-Filme von dir kommen werden.
Danke, Luca. Das hoffe ich auch.

Dan Trachtenberg (1981) ist ein US-amerikanischer Regisseur und Drehbuchautor, der sich mit clever inszenierten Genre-Filmen einen Namen gemacht hat. Seinen Durchbruch feierte er 2016 mit «10 Cloverfield Lane», einem klaustrophobischen Thriller, der J. J. Abrams’ «Cloverfield»-Universum neu interpretierte. Danach drehte er Folgen für Serien wie «Black Mirror» (Playtest) und «The Boys» (The Name of the Game).

2022 landete er mit «Prey» den bis heute bestbewerteten «Predator»-Film aller Zeiten – ein Prequel, das den Mythos neu definierte. Mit «Killer of Killers» und nun «Predator: Badlands» baut er das Franchise konsequent weiter aus und gilt längst als kreativer Kopf hinter der modernen «Predator»-Ära.

«Predator: Badlands»-Verlosung

Mache mit und gewinne ein von zwei «Predator: Badlands»-Masken. Die Verlosung endet am Sonntag, 9. November um 18:00 Uhr. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.

In der aktuellen Folge des Tech-telmechtel-Podcasts reden wir ebenfalls über das Thema.

Titelbild: 20th Century Studios

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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