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HORROR! Mein Weg vom verängstigten Kind zum abgebrühten Gorehound

Patrick Vogt
30.10.2025

Psycho, Slasher, Splatter, Zombies: Ich mag Horrorfilme aller Art. Rückblickend ist das ziemlich erstaunlich. Denn eigentlich hätten mich meine ersten, viel zu frühen Erfahrungen mit diesem Filmgenre doch eines Besseren belehren sollen.

Horror hat in der Zeit um Halloween traditionell Hochkonjunktur. Das merkt auch Kollegin Anika, die in diesen Tagen kaum aus dem Gruseln herauskommt, und das mit Freuden.

Angst kann Spass machen – und Horror sogar dabei helfen, sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Traumata zu bewältigen.
Lisa Lamm, National Geographic

Das unterschreibe ich glatt so. Dabei gab es rückblickend doch ein paar einschneidende Erlebnisse mit Horrorfilmen, die mich auch eines Besseren, oder sagen wir eines Anderen hätten belehren können.

Dass ich damals ein Stück Musik- und Filmgeschichte gesehen hatte, realisierte ich erst später. 2009 wurde «Thriller» beispielsweise als erstes Musikvideo überhaupt ins Verzeichnis der US-amerikanischen Nationalbibliothek aufgenommen. Dort werden Werke gelistet, die als besonders erhaltenswert angesehen werden.

Regie führte John Landis («The Blues Brothers», «Coming to America»), der kurz zuvor mit der Horrorkomödie «An American Werewolf in London» für Furore gesorgt hatte. Maskenbildner Rick Baker hatte für seine Arbeit in diesem Film seinen ersten Oscar fürs beste Make-up erhalten. Auch er war bei «Thriller» mit an Bord.

Gerade weil der Film selbst ein kommerzieller Erfolg wurde, löste er eine ganze Welle italienischer Zombiefilme aus. Auch Fulci selbst kam wiederholt auf dieses Thema zurück, etwa in «Ein Zombie hing am Glockenseil» (Original: «Paura nella città dei morti viventi») oder in «Die Geisterstadt der Zombies» (Original: «E tu vivrai nel terrore – L'aldilà»).

Weil «Zombi 2» so brutal und explizit war, war er in Deutschland jahrzehntelang auf der Liste der indizierten Filme. Mehrere Versionen und Veröffentlichungen des Films wurden in der Folge beschlagnahmt. Erst 2023 wurden die Indizierung und Beschlagnahmung aufgehoben.

«A Nightmare on Elm Street» (1984)

Kommen wir von der Angst vor geschlossenen Türen zur Angst vor der Badewanne. Diese hat mir niemand geringeres als Freddy Krueger beschert, der pizzagesichtige Antagonist aus «A Nightmare on Elm Street».

Meine erste Bekanntschaft mit Freddy machte ich mit elf oder zwölf Jahren. Unter welchen Umständen, weiss ich nicht mehr. Dafür weiss ich noch ganz genau, welche Szene dafür gesorgt hat, dass ich mich eine Weile lang davor fürchtete, zum Duschen in die Badewanne zu steigen. Ich könnte ja durchbrechen und im unendlichen Wasser landen, wie die Figur im Film.

Mit der Idee eines übernatürlichen Serienmörders, der seine Opfer in deren Träumen heimsucht, bewies Regisseur Wes Craven («The Hills Have Eyes», «Scream») ein goldenes Händchen. «A Nightmare on Elm Street» von 1984, in dem Johnny Depp in seiner ersten Filmrolle Freddy Krueger zum Opfer fallen darf, definierte das Slasher-Genre neu und war der Auftakt einer ganzen Reihe von Fortsetzungen.

«Saw» (2004)

Wir schreiben das Jahr 2004. Ich bin inzwischen 27 Jahre alt und damit angeblich erwachsen. Horrorfilme machen mir keine Angst mehr, im Gegenteil. Ich habe starken Tobak wie «Ichi the Killer» gesehen, bei Splattermovies wie «Braindead» muss ich lachen. Ich halte mich für abgebrüht – und dann kommt «Saw».

In einschlägigen Foren habe ich wahre Lobeshymnen über diesen Film gelesen. Also besorge ich mir ein Exemplar und schaue ihn zusammen mit meinem besten Freund an. Und was soll ich sagen: «Saw» erwischt mich mal wieder auf dem falschen (oder richtigen?) Fuss und beeindruckt mich nachhaltig, auch wenn ich in Sachen Gewalt und Gore schon weitaus Schlimmeres gesehen habe.

James Wan, der Regisseur und Drehbuchautor des ersten und in meinen Augen auch mit Abstand besten «Saw», hat seither übrigens noch ein weiteres Horrorfilm-Franchise aufgerissen: Auch die Filme aus dem «Conjuring»-Universum gehen auf seine Kappe, sei es als Regisseur oder Produzent.

Auch wenn er noch nicht mal der heftigste Horrorfilm seiner Art ist, so hat mir «À l’intérieur» doch meine Grenzen aufgezeigt. Das macht zu keinem Zeitpunkt Spass, entspannt nicht und hilft bei nix. Im Gegenteil.

Klingt nach dem Ende der Fahnenstange, was soll da noch kommen, fragst du jetzt vielleicht. Nun, mein wahrer Horrorfilm-Endgegner ist der, der mich jedes Mal aufs Neue fertig macht und ich trotzdem nie die Finger von ihm lassen kann.

«The Shining» (1980)

Ich weiss nicht, wann ich ihn zum ersten Mal oder zuletzt gesehen habe, ich weiss nur, dass ich ihn mir immer mal wieder anschaue. Ausser es ist Mitternacht und ich bin allein, dann lass ich’s lieber sein …

Beispiel gefällig? Jack Torrance (Jack Nicholson) schaut in Zimmer 237 des unbewohnten Hotels nach. Eine fremde Frau soll dort seinen Sohn Danny (Danny Lloyd) gewürgt haben. Den Höhepunkt dieser Szene wirst du auf Youtube nicht finden, und es braucht ihn auch gar nicht. Nur schon bei allem was davor geschieht, bei jedem Ton, jeder Einstellung und jedem Bild rollen sich mir die Fussnägel auf.

Auch die Kameraarbeit in «The Shining» ist fantastisch. Besonders gut ist das in der Szene zu sehen, in der Danny auf seinem Dreirad durchs Hotel fährt und dabei auf die Zwillinge trifft. Das ist atmosphärisch dermassen dicht inszeniert, ich breche vor Anspannung in Schweiss aus.

In ihren Augen ist «The Shining» ein Enigma, das den Schlüssel zu absoluten Wahrheiten enthält.
Oliver Kaever, Die Zeit

Auch wenn ich «The Shining» sicher schon mehr als ein Dutzend Mal gesehen habe, so obsessiv bin ich dann doch nicht. Ich sehe darin weder geheime Botschaften noch die absolute Wahrheit, «lediglich» einen wahnsinnig gut inszenierten Film. Einen, der das Kunststück schafft, mir immer noch Angst zu machen, obwohl ich ihn inzwischen eigentlich in- und auswendig kenne. Aber auch einen Film, bei dem ich mich nach dem Abspann wieder entspannen kann.

Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Artikel von National Geographic wären: Ja, Angst kann absolut Spass machen. So wie beispielsweise «Weapons», mein Lieblingshorrorfilm 2025 so far. Im Gegensatz zu Kollege Luca feiere ich auch den Schluss – weil er so erleichternd ist. Aber hey, selber schauen macht schlau, wie immer.

Bei welchen Horrorfilmen stellen sich deine Nackenhaare auf? Hast du eine Horror-Anekdote von früher? Verrate es der Community und mir in den Kommentaren.

Titelbild: New Line Cinema

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Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen. 


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