
Hintergrund
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von Rainer Etzweiler

Psycho, Slasher, Splatter, Zombies: Ich mag Horrorfilme aller Art. Rückblickend ist das ziemlich erstaunlich. Denn eigentlich hätten mich meine ersten, viel zu frühen Erfahrungen mit diesem Filmgenre doch eines Besseren belehren sollen.
Horror hat in der Zeit um Halloween traditionell Hochkonjunktur. Das merkt auch Kollegin Anika, die in diesen Tagen kaum aus dem Gruseln herauskommt, und das mit Freuden.
Angst kann Spass machen – und Horror sogar dabei helfen, sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Traumata zu bewältigen.
Das unterschreibe ich glatt so. Dabei gab es rückblickend doch ein paar einschneidende Erlebnisse mit Horrorfilmen, die mich auch eines Besseren, oder sagen wir eines Anderen hätten belehren können.
Dass ich damals ein Stück Musik- und Filmgeschichte gesehen hatte, realisierte ich erst später. 2009 wurde «Thriller» beispielsweise als erstes Musikvideo überhaupt ins Verzeichnis der US-amerikanischen Nationalbibliothek aufgenommen. Dort werden Werke gelistet, die als besonders erhaltenswert angesehen werden.
Regie führte John Landis («The Blues Brothers», «Coming to America»), der kurz zuvor mit der Horrorkomödie «An American Werewolf in London» für Furore gesorgt hatte. Maskenbildner Rick Baker hatte für seine Arbeit in diesem Film seinen ersten Oscar fürs beste Make-up erhalten. Auch er war bei «Thriller» mit an Bord.
Gerade weil der Film selbst ein kommerzieller Erfolg wurde, löste er eine ganze Welle italienischer Zombiefilme aus. Auch Fulci selbst kam wiederholt auf dieses Thema zurück, etwa in «Ein Zombie hing am Glockenseil» (Original: «Paura nella città dei morti viventi») oder in «Die Geisterstadt der Zombies» (Original: «E tu vivrai nel terrore – L'aldilà»).
Weil «Zombi 2» so brutal und explizit war, war er in Deutschland jahrzehntelang auf der Liste der indizierten Filme. Mehrere Versionen und Veröffentlichungen des Films wurden in der Folge beschlagnahmt. Erst 2023 wurden die Indizierung und Beschlagnahmung aufgehoben.
Kommen wir von der Angst vor geschlossenen Türen zur Angst vor der Badewanne. Diese hat mir niemand geringeres als Freddy Krueger beschert, der pizzagesichtige Antagonist aus «A Nightmare on Elm Street».
Meine erste Bekanntschaft mit Freddy machte ich mit elf oder zwölf Jahren. Unter welchen Umständen, weiss ich nicht mehr. Dafür weiss ich noch ganz genau, welche Szene dafür gesorgt hat, dass ich mich eine Weile lang davor fürchtete, zum Duschen in die Badewanne zu steigen. Ich könnte ja durchbrechen und im unendlichen Wasser landen, wie die Figur im Film.
Mit der Idee eines übernatürlichen Serienmörders, der seine Opfer in deren Träumen heimsucht, bewies Regisseur Wes Craven («The Hills Have Eyes», «Scream») ein goldenes Händchen. «A Nightmare on Elm Street» von 1984, in dem Johnny Depp in seiner ersten Filmrolle Freddy Krueger zum Opfer fallen darf, definierte das Slasher-Genre neu und war der Auftakt einer ganzen Reihe von Fortsetzungen.
Wir schreiben das Jahr 2004. Ich bin inzwischen 27 Jahre alt und damit angeblich erwachsen. Horrorfilme machen mir keine Angst mehr, im Gegenteil. Ich habe starken Tobak wie «Ichi the Killer» gesehen, bei Splattermovies wie «Braindead» muss ich lachen. Ich halte mich für abgebrüht – und dann kommt «Saw».
In einschlägigen Foren habe ich wahre Lobeshymnen über diesen Film gelesen. Also besorge ich mir ein Exemplar und schaue ihn zusammen mit meinem besten Freund an. Und was soll ich sagen: «Saw» erwischt mich mal wieder auf dem falschen (oder richtigen?) Fuss und beeindruckt mich nachhaltig, auch wenn ich in Sachen Gewalt und Gore schon weitaus Schlimmeres gesehen habe.
James Wan, der Regisseur und Drehbuchautor des ersten und in meinen Augen auch mit Abstand besten «Saw», hat seither übrigens noch ein weiteres Horrorfilm-Franchise aufgerissen: Auch die Filme aus dem «Conjuring»-Universum gehen auf seine Kappe, sei es als Regisseur oder Produzent.
Auch wenn er noch nicht mal der heftigste Horrorfilm seiner Art ist, so hat mir «À l’intérieur» doch meine Grenzen aufgezeigt. Das macht zu keinem Zeitpunkt Spass, entspannt nicht und hilft bei nix. Im Gegenteil.
Klingt nach dem Ende der Fahnenstange, was soll da noch kommen, fragst du jetzt vielleicht. Nun, mein wahrer Horrorfilm-Endgegner ist der, der mich jedes Mal aufs Neue fertig macht und ich trotzdem nie die Finger von ihm lassen kann.
Ich weiss nicht, wann ich ihn zum ersten Mal oder zuletzt gesehen habe, ich weiss nur, dass ich ihn mir immer mal wieder anschaue. Ausser es ist Mitternacht und ich bin allein, dann lass ich’s lieber sein …
Beispiel gefällig? Jack Torrance (Jack Nicholson) schaut in Zimmer 237 des unbewohnten Hotels nach. Eine fremde Frau soll dort seinen Sohn Danny (Danny Lloyd) gewürgt haben. Den Höhepunkt dieser Szene wirst du auf Youtube nicht finden, und es braucht ihn auch gar nicht. Nur schon bei allem was davor geschieht, bei jedem Ton, jeder Einstellung und jedem Bild rollen sich mir die Fussnägel auf.
Auch die Kameraarbeit in «The Shining» ist fantastisch. Besonders gut ist das in der Szene zu sehen, in der Danny auf seinem Dreirad durchs Hotel fährt und dabei auf die Zwillinge trifft. Das ist atmosphärisch dermassen dicht inszeniert, ich breche vor Anspannung in Schweiss aus.
In ihren Augen ist «The Shining» ein Enigma, das den Schlüssel zu absoluten Wahrheiten enthält.
Auch wenn ich «The Shining» sicher schon mehr als ein Dutzend Mal gesehen habe, so obsessiv bin ich dann doch nicht. Ich sehe darin weder geheime Botschaften noch die absolute Wahrheit, «lediglich» einen wahnsinnig gut inszenierten Film. Einen, der das Kunststück schafft, mir immer noch Angst zu machen, obwohl ich ihn inzwischen eigentlich in- und auswendig kenne. Aber auch einen Film, bei dem ich mich nach dem Abspann wieder entspannen kann.
Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Artikel von National Geographic wären: Ja, Angst kann absolut Spass machen. So wie beispielsweise «Weapons», mein Lieblingshorrorfilm 2025 so far. Im Gegensatz zu Kollege Luca feiere ich auch den Schluss – weil er so erleichternd ist. Aber hey, selber schauen macht schlau, wie immer.
Bei welchen Horrorfilmen stellen sich deine Nackenhaare auf? Hast du eine Horror-Anekdote von früher? Verrate es der Community und mir in den Kommentaren.
Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.
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Geht es um Horrorfilme und -serien, bin auch ich kein Kostverächter, im Gegenteil. Warum mag ich Horrorfilme so? Und stimmt deshalb irgendwas nicht mit mir? Tatsächlich habe ich mich das auch schon des Öfteren gefragt. Eine mögliche, wissenschaftliche Antwort darauf habe ich in einem Artikel von National Geographic gefunden:
Ich war sechs oder sieben Jahre alt und schlief natürlich schon, wie es sich gehört. Dachte jedenfalls meine Mutter an diesem einen Abend, als sie sich zusammen mit meiner volljährigen Cousine das fast 14 Minuten lange Musikvideo zu Michael Jacksons «Thriller» ansah. Dummerweise schlief ich nicht, sondern erlebte heimlich hinter der Wohnzimmertür ausgerechnet den Teil des Videos mit, in dem sich die Toten aus den Gräbern erheben. Ich hatte noch wochenlang Angst im Dunkeln und vor dem Einschlafen!
Im deutschen Fernsehen durfte die Langfassung von «Thriller» erst nach 22 Uhr ausgestrahlt werden, wie es in einem ntv-Artikel heisst. Viele Jugendliche schauten sich das natürlich trotzdem an, um am nächsten Tag auf dem Pausenplatz mitreden zu können. Prompt flatterte beim zuständigen Redaktor eine Klage von erzürnten Eltern ein: Ihr Sohn habe sich aus Angst vor den Zombies in die Hose gemacht. Da habe ich ja noch einigermassen gelassen reagiert, wage ich mal zu behaupten.
Vor dem Hafen von New York City halten Polizisten der Küstenwache ein führerloses Segelboot an und inspizieren es. Der eine Beamte geht unter Deck und wird dort plötzlich von einer entstellten Kreatur angefallen, die hinter einer Tür gewesen ist. Das ist die Anfangsszene von Lucio Fulcis «Zombi 2» («Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies») und länger konnte mein elfjähriges Ich beim älteren Bruder eines Kollegen damals nicht mitschauen, zu furchteinflössend war das alles. Meine Angst vor geschlossenen Türen hielt noch Monate an. Auf der anderen Seite könnte schliesslich ein Zombie sein …
Lucio Fulci gehört neben Dario Argento («Suspiria») und Ruggero Deodato («Cannibal Holocaust») zu den absoluten Legenden der italienischen Horrorfilmregisseure. Sein «Zombi 2» wurde als angebliche Vorgeschichte von George A. Romeros «Zombie – Dawn of the Dead» vermarktet, dessen Erfolg Fulcis Film erst ermöglichte. Heute gilt er als einer der besten Zombiefilme aus Italien.

2003 liess Hollywood Freddy Krueger sogar auf einen anderen Kult-Bösewicht aus der Welt des Horrors los: Jason Voorhees aus «Friday the 13th». «Freddy vs. Jason» war in den Augen der meisten eher mittel als prächtig, aber immerhin nicht so ein Rohrkrepierer wie das unsägliche Remake von «A Nightmare on Elm Street» aus dem Jahr 2010. Denjenigen, die diesen Murks zu verantworten haben, wünscht man direkt schreckliche Albträume mit Freddy – aber dem echten!
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der beste und schockierendste Twist seit «The Sixth Sense», musikalisch untermalt vom grossartigen «Hello Zepp» von Charlie Clouser. Beeindruckend sind auch die kreativen und überaus tödlichen Fallen, in die der Antagonist seine potenziellen Opfer steckt. Fast noch schlimmer als die Fallen selbst ist aber die jeweils verschwindend kleine Chance, sich daraus zu befreien und was dafür nötig ist.
«Saw» wurde zu einem Überraschungserfolg, der weltweit mehr als 100 Millionen US-Dollar und damit das Hundertfache der Produktionskosten einspielte. Wenig überraschend war wiederum, was daraufhin folgte: Fortsetzung um Fortsetzung um ... Inzwischen sind wir bei zehn «Saw»-Filmen. Ein Elfter wurde mal angekündigt, ist indes aber auf Eis gelegt oder komplett gestrichen worden.
Bleiben wir doch noch in den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts, die zahlreiche Vertreter der sogenannten «New French Extremity» hervorgebracht haben. Filme wie «Haute Tension», «Irréversible» oder «Frontière(s)» sind in ihrer Kompromisslosigkeit, Brutalität und schonungslosen Gewaltdarstellung so heftig, dagegen ist sowas wie «Saw» Nasenwasser. Mir persönlich am meisten hängen geblieben ist «À l’intérieur».
Eine schwangere Frau, die vor wenigen Monaten den Autounfall überlebt hat, bei dem ihr Mann gestorben ist, wird kurz vor dem Geburtstermin im eigenen Haus von einer anderen Frau überfallen, die ihr das Baby aus dem Bauch schneiden will. Klingt nach starkem Tobak? Ist ganz starker Tobak! In «À l’intérieur» wird während knapp 80 Minuten nicht etwa hinterm Zaun, sondern (fast) immer schön aufs Geschehen gehalten und so die Grenzen der zeigbaren Brutalität ausgelotet.
Zum Zuschauen ist das eine Tour de Force, die an Intensität kaum zu überbieten ist. Ich erinnere mich, dass ich während des Films völlig angespannt und verkrampft vor dem Fernseher sass und ständig das Gefühl hatte, kaum atmen zu können. Trotzdem konnte ich den Blick nicht abwenden. Zum einen, weil der Film in seiner ganzen Grausamkeit durchweg ästhetisch inszeniert ist. Zudem musste ich weiterschauen, weil ich einfach nicht fassen konnte, was ich da sah. Absurd, oder?
Mit seiner Inszenierung von Stephen Kings «The Shining» hat Stanley Kubrick ein Meisterwerk des vornehmlich psychologischen Horrors geschaffen, das seinesgleichen sucht. King ist da ganz anderer Meinung, er hat seine Gründe. Mir jedenfalls bereitet alles, aber auch wirklich alles an diesem Film Unbehagen. Seien es die Inneneinrichtung des Overlook-Hotels, wo der Film spielt, der Soundtrack und die Soundeffekte oder die Darstellerinnen und Darsteller: Alles ist horrormässig – horrormässig gut.
Zu «The Shining» wurden Bücher geschrieben, an Filmhochschulen wird wahrscheinlich heute noch darüber doziert und referiert. Auch im Dokumentarfilm «Room 237» spielt Kubricks Film die Hauptrolle – oder vielmehr die Menschen, die er nicht mehr loslässt. Menschen, die glauben, dass sich darin geheime Botschaften und doppelte Bedeutungen verbergen: