
Outdoor-Studie: Schweizer Kinder verbringen immer weniger Zeit draussen
Kinder verbringen heute weniger Zeit an der frischen Luft als früher. Zu diesem Schluss kommt eine neue Schweizer Umfrage. Interessant auch: Kinder von gut verdienenden Eltern gehen weniger Outdoor-Aktivitäten nach.
Heute schon den Kopf gelüftet? Es regnet? Ganz egal! Wie gut frische Luft tut, ist unbestritten. Das wissen auch Eltern genau, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Schweizer Marktforschungsinstituts Link zeigt: Die Kinder, die viel Zeit draussen verbringen, seien naturverbundener und widerstandsfähiger, sie würden besser schlafen, weniger Zeit vor Bildschirmen verbringen und seien insgesamt zufriedener, stellen die befragten Eltern fest.
Und dennoch nimmt die Zeit der Outdoor-Aktivitäten der Kinder ab, wie die Studie ebenfalls ergeben hat. Zwei Drittel der Väter und Mütter sind jedenfalls der Meinung, dass sie als Kinder selbst mehr Zeit an der frischen Luft verbracht haben als ihr eigener Nachwuchs. Das restliche Drittel gibt an, etwa gleich viel Zeit draussen verbracht zu haben als ihre Kinder heute, sicher nicht weniger.
Link hat die Umfrage im Auftrag von Namuk durchgeführt, einem Schweizer Outdoorkleider-Ausrüster für Kinder. 1046 Eltern in der Schweiz mit Kindern von 0 bis 15 Jahren hat die Marktforschungsfirma im November und Dezember 2023 befragt. 77 Prozent von ihnen leben in der Stadt, 23 Prozent auf dem Land.
128 Minuten draussen – aber stimmt das auch?
Immerhin: Die Outdoor-Zeit beträgt heute 128 Minuten, also gut zwei Stunden pro Tag. Das ist gar nicht mal so wenig. Die Frage ist allerdings auch, ob hier vielleicht etwas geflunkert beziehungsweise beschönigt wurde.
Die befragten Eltern geben nämlich mehrheitlich an, dass die eigenen Kinder pro Tag im Durchschnitt 30 Minuten länger draussen verbringen würden als die Kinder «der anderen». «Das könnte als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Outdoor-Zeit der eigenen Kinder als zu kurz empfunden und entsprechend nach oben korrigiert wird», gibt Namuk in einer Medienmitteilung zu bedenken. Weitere «einschränkende Faktoren» – wie das Wetter oder die (Un-)Sportlichkeit der Kinder – würden ebenfalls darauf hindeuten, dass implizit der Wunsch gehegt werde, die Kinder würden mehr Zeit draussen verbringen.
Eltern nehmen sich in die Verantwortung
Eine interessante Feststellung: Je höher das Bildungsniveau und das Einkommen der Eltern, desto weniger Zeit verbringt der Nachwuchs an der frischen Luft. Über die Gründe kann nur gemutmasst werden. Möglich wäre, dass die Kinder im Gegenzug mehr Zeit mit Indoor-Hobbys verbringen. Oder dass die Eltern je nach Beruf weniger freie Zeit für Outdoor-Aktivitäten mit ihren Kids übrig haben.
Bei der Frage, was die Outdoor-Aktivitäten ihrer Kinder beeinflusse, nehmen sich die Eltern denn auch gleich selbst in die Verantwortung: 91 Prozent sind überzeugt, dass ihr eigener Einsatz einen wesentlichen Einfluss hat. Das unterstreiche das Dilemma, in dem sich viele Erziehungsberechtigte heute befinden, schreibt Namuk: Die Eltern wissen zwar über die Wichtigkeit von Outdoor-Aktivitäten und müssten mit gutem Beispiel vorangehen – in der Umsetzung hapert es dann aber doch.
Namuk-CEO Franz Bittmann appelliert an die Eltern, mit den Kindern mehr an die frische Luft zu gehen. «Geht raus mit euren Kindern. Immer. Auch wenn’s Katzen hagelt!»
Titelfoto: Shutterstock/Ground PictureAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.