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Nike Joyride und der zu erwartende Dämpfer

Bisher hat Nike vor allem aus Luft Gold gemacht. Jetzt wirft der Konzern Perlen vor die Kunden und lanciert das Dämpfungssystem «Joyride». Tausende Kunststoffkügelchen in der Sohle sorgen für einen weichen Aufprall und harte Vorwürfe.

Anfang der 90er war die Welt noch übersichtlich. «Joyride» war ein Song von Roxette und acht Wochen die Nummer eins der Charts. Und die von Nike, das waren die Guten. Die Coolen. Die, denen es wie keinem anderen Unternehmen gelang, Sport und Lifestyle als verführerischen Mix zu präsentieren. Also musste ich meiner Mutter erklären, warum ein Sneaker, der damals noch Turnschuh hiess, weder mit Gel, Waben, Torsion-Sohle oder anderen Systemen der Konkurrenz perfekt gedämpft war. Nein, es musste ein Nike Air sein. Dass die Luft im Schuh ein wenig teurer war? Geschenkt. Bis heute hat es der Konzern wie kein anderer drauf, seine Produkte durch Superstars und Marketing-Feenstaub schöner glitzern zu lassen als andere. Aber die Zeiten sind komplexer geworden.

Leicht und unbeschwert? Nicht im Jahr 2019!

«Joyride» ist das neue Dämpfungssystem von Nike, das gerade lanciert wurde. Der Clou des Ganzen sind tausende bunter Kunststoffkügelchen aus TPE, die in mehreren Zonen der Schuhsole verteilt sind. Etwa die Hälfte davon steckt im Fersenbereich und ist durch die transparente Sohle sichtbar. Sonst wär's ja langweilig. Neben der interessanten Optik soll das integrierte Bällebad natürlich auch für eine weiche Dämpfung sorgen und Athleten ansprechen, die ihren Füssen auf Regenerationsläufen eine Pause gönnen wollen.

Rein mit den Kügelchen: Nike packt ein Bällebad in die Sohle.
Rein mit den Kügelchen: Nike packt ein Bällebad in die Sohle.
Quelle: Nike

Nike gibt an, dass das Dämpfungssystem des Joyride im Vergleich zu beliebten Laufschuhen wie dem «Air Zoom Pegasus 36» oder dem «Epic React FK2» einen um 14 Prozent besseren Aufprallschutz bietet. Aber um Zahlen und Fakten geht es nur am Rande. Und ich bezweifle, dass die bunten Joyride-Modelle nur an Sportlerfüssen zu sehen sein werden. Der Lifestyle wird über Emotionen bedient und «Joyride» – die Spritztour – steht für das Leichte, Unbeschwerte. Ein Gefühl, fast ein bisschen wie Anfang der 90er, als die Zukunft golden zu sein schien. Aber das ist lange vorbei.

Mikroplastik im Schuh?

Als Nike in diesen Tagen die Marketingmaschine anwarf und den Joyride Flyknit in einem bunten Plastikballregen präsentierte, war klar, was kommen würde. Vorwürfe. Die Welt steht nachhaltig am Abgrund, Mikroplastik verseucht die Meere. Und der grösste Sportartikelhersteller der Welt packt ungeniert Millionen von Kunststoffkügelchen in Laufschuhe, die nach 400 Kilometern in der Tonne landen? Geht's noch? Was passiert damit? Hat Nike die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Hier empört sich der Autor Andrew Liszewski und nötigt Nike zu dem Statement, dass die Treter über das Reuse-A-Shoe-Programm recycelt werden können und man sich natürlich einer nachhaltigeren Zukunft verschrieben habe.

Was hältst du vom Joyride?

  • Schicker Schuh, spannendes Konzept!
    32%
  • Plastik, das die Welt nicht braucht.
    68%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Trotz des Dämpfers für die neue Dämpfung, noch vor dem weltweiten Verkaufsstart am 15. August, werden die Kügelchen nach und nach in weiteren Modellen zum Einsatz kommen. Und es würde mich nicht wundern, wenn sie eine weitere Erfolgsgeschichte werden und alles beim Alten bleibt: Was Nike anpackt, wird früher oder später zu Gold. Gerade hat ein Sammler 437 500 Dollar für den Nike Waffle Racing Flat «Moon Shoe» aus dem Jahr 1972 bezahlt. Weltrekord.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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