Hintergrund

Nachhaltigkeitszertifikate: ein Mini-Guide

Vanessa Kim
13.10.2021

Die Modebranche ist eine der schmutzigsten. Öko-Siegel sollen Licht ins Dunkel bringen und dir zeigen, welche Textilien sauber produziert worden sind. Doch nur, wenn du weisst, was sie bedeuten.

GOTS, Oeko-Tex und Bluedesign – Nachhaltigkeitslabels und -initiativen gibt’s wie Sand am Meer. Sie anerkennen Textilien aus grünen Materialien, nachhaltig produzierende Betriebe oder Unternehmen, die sich sozial engagieren. Doch worauf musst du bei den Siegeln achten und was bedeuten sie eigentlich? Ein Überblick.

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Kritik: In puncto soziale Standards richtet sich das Nachhaltigkeitslabel nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation. Kritiker:innen gehen diese nicht weit genug, um Arbeiter:innen zu schützen. Ausserdem werden Fell- und Lederprodukte nicht berücksichtigt.

Bluesign

Kritik: Dieser Nachhaltigkeitsstandard schliesst keine Fasern aus. Der Einsatz von natürlichen, synthetischen und rezyklierten erschwert den Textilkreislauf.

Oeko-Tex

Oeko-Tex ist der Zusammenschluss aus 18 unabhängigen Instituten in Europa und Japan. Hierbei handelt es sich um ein Zertifizierungssystem, das sämtliche Herstellungsstufen von Textilien und Leder umfasst.

Standard 100 by Oeko-Tex:

Kleidungsstücke mit diesem Siegel enthalten keine gesundheitsschädlichen Chemikalien. Der Fokus liegt allerdings nur auf dem Endprodukt. Bei diesem Label wird nicht berücksichtigt, welche Stoffe beim Anbau oder Färben zum Einsatz kommen. Wissenswert: Auch Textilien aus Kunstfasern können dieses Siegel tragen.

Step by Oeko-Tex:

Dieses Label (ehemals: Standard 1000 by Oeko-Tex) ist die Weiterführung des Standard 100 by Oeko-Tex. Der Fokus gilt den Betrieben selbst. Für die Zertifizierung müssen sie gewisse Kriterien erfüllen. Diese sind unter anderem das Einsparen von Energie, das Einhalten von Abwasserregelungen und der Verzicht auf umweltbelastende Farbstoffe und Pestizide.

Made in Green by Oeko-Tex:

Das Zertifikat steht für nachverfolgbare Textilien und Lederartikel aus umweltfreundlichen und sozialverträglichen Betrieben und Arbeitsplätzen. Die Textilien sind gemäss dem Standard 100 by Oeko-Tex geprüft. Die Lieferkette kann dank eines QR-Codes oder einer Produkt-ID von den Konsument:innen nachverfolgt werden.

Kritik: Weil das Nachhaltigkeitslabel auch Misch- und Recyclingfasern erlaubt, sind die Textilien nur bedingt kreislauffähig. Ausserdem ist der Name irreführend und kann missverstanden werden: «Oeko» steht nicht für ökologisch produzierte Kleidung aus Naturfasern.

Fair Wear Foundation (FWF)

Kritik: Die FWF ist kein Garant für fair hergestellte Produkte. Die Mitglieder sind verpflichtet, die Umsetzung der Standards anzustreben, jedoch ist nicht jeder Brand gleich weit fortgeschritten.

PETA-Approved Vegan

Kritik: Das Siegel ist streng genommen gar kein Zertifikat. Allerdings ist es für die Konsument:innen hilfreich.

B Corporation

Kritik: Weil das Label auf Selbstdeklaration beruht, finden vor Ort keine Kontrollen statt.

Cradle to Cradle (C2C)

Kritik: Um in grossem Masse komplett abfall- und schadstofffrei zu wirtschaften, ist ein neues Wirtschaftssystem nötig.

Welche Nachhaltigkeitssiegel interessieren dich noch? Lass es mich in der Kommentarspalte wissen. Teil 2 folgt demnächst.

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Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt. 


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