

Nachhaltiges Küchenpapier: Haut mich nicht von der Rolle

Ich bin in eine Produkt-Falle getreten. Das wiederverwendbare Haushaltspapier von Chinchilla stand einen Monat in meiner Küche. Beweisen konnte es sich leider nicht. Statt einer Rolle bleiben nämlich nur einzelne Lappen.
Der Bundesrat ruft zum Energiesparen auf. Der Winter soll hart werden, weshalb wir alle nachhaltiger leben müssen. Da bei mir das Kapital für ein autarkes Einfamilienhaus mit Solarzellen und Elektroauto leider nicht vorhanden ist, fange ich im Kleinen an – ganz nach dem Motto: «Kleinvieh macht auch Mist». Ich versuche deshalb immer wieder, auf nachhaltigere Alltagsgegenstände umzusteigen.
Das Haushaltspapier, das nach einmal benutzen im Kübel landet, ist mir bei diesem Gedanken schon länger ein Dorn im Auge. Darauf verzichten möchte ich aber auch nicht, weil ich es eklig finde, mit dem Küchenlappen all die Dinge, die in meiner Küche daneben oder auf den Boden tropfen, zu putzen. Dabei kommen auch keine weiteren Küchenlappen in Frage, denn die Leute, die sonst noch in meiner Küche hantieren und auch ich selbst, würden diese immer verwechseln. Igitt!
Es muss also eine andere Lösung her. Die Chinchilla Küchenrolle verspricht, diese zu sein: Wiederverwendbares Haushaltspapier.

Lohnt sich die Rolle?
Die nachhaltige Rolle passt perfekt auf die Halterung, die ich schon für das herkömmliche Haushaltspapier in der Küche stehen habe. Laut Hersteller ersetzen die zwölf waschbaren Küchentücher bis zu 2700 Papiertücher.
Eine Rolle normales Haushaltspapier hat meistens 50 Blätter – die grauen Lappen in meiner Küche sollten also 54 Rollen à 50 Blätter ersetzen. Eine normale Rolle Haushaltspapier verbrauche ich in etwa 1,5 Monaten. Das heisst, dass die 54 Rollen erst in knapp sieben Jahren durch wären. Bei einem Preis von 3.60 Franken pro Viererpack macht das (ohne Einbezug allenfalls anfallenden Inflationskosten) 48.60 Franken für 54 Rollen. Mit den abgezogenen Anschaffungskosten der Chinchilla-Rolle – 19.10 Franken – spare ich während den knapp sieben Jahren also 29.50 Franken. Wenn die Lappen denn tatsächlich so lange halten.
Reissfest und saugstark
Hergestellt wurden die abreissbaren Tücher gemäss der Firma Chinchilla in Deutschland. Sie sind vegan und aus Holzzellulose. Kaum bei mir eingezogen, konnte sich die neue Rolle gleich an einem kleinen Fest beweisen, das ich für Freunde bei mir zu Hause schmiss. Es dauerte nicht lang und das erste Weinglas kippte um – zum Glück nicht auf den Teppich.

Im Vergleich zu herkömmlichem Haushaltspapier saugt die Variante von Chinchilla mehr Flüssigkeit auf beim Putzen. Ausserdem konnte ich den Lappen auswaschen und nochmals damit wischen. Nur schwebte während des Trocknungsprozesses ein deutlich wahrnehmbarer Weissweinduft durch meine Küche.
Beim Aufwischen fällt mir weiter auf, dass die Lappen dank ihrer Beschaffenheit nicht nur mehr Flüssigkeit aufnehmen, sondern auch deutlich reissfester sind als herkömmliches Papier. Nur beim Abreissen von der Rolle muss ich darauf achten, dass ich an der perforierten Stelle ziehe und nicht einfach mitten durch die Lappen reisse.
Bis ich alle Lappen abgerissen hatte, dauerte es bei mir etwa einen Monat – hätte ich in der Zeit keine Party geschmissen, wohl etwas länger.

Wiederverwendbarkeit nicht am Stück gegeben
Jetzt ist die Rolle leer und es geht ans Waschen. Die vom Hersteller angegebenen 60 Grad überstehen die grauen Tücher gut und sie werden fast wieder so sauber, wie sie es neu waren. Nur sind sie nach dem Trocknen an der Luft nicht mehr ganz so weich und beweglich wie zuvor.
Doch: Nach dem Waschen habe ich jetzt einfach zwölf einzelne Lappen – klar, dieser Umstand hat sich beim Abreissen der einzelnen Tüchern angekündigt. Trotzdem habe ich mir das mit der wiederverwendbaren Rolle anders vorgestellt. Zum Beispiel mit einem Druckknopfverschluss, sodass ich die einzelnen Lappen wieder aneinander befestigen kann. Insofern ist die Rolle nicht wiederverwendbar, sondern einfach nur die einzelnen Lappen.
Meine Haushaltspapier-Halterung bleibt jetzt leer und ich stehe wieder vor demselben Problem. Ich hätte mir einfach zwölf einzelne Lappen kaufen können. Zwei Packungen Miobrill Allzweck-Schwammtücher zum Beispiel hätten mich nur 6.80 Franken gekostet.
Eine neue Haushaltspapier-Rolle werde ich mir trotzdem nicht mehr zutun, stattdessen lagere ich nun die einzelnen grauen Lappen zuoberst in der Schublade, sodass ich fast so schnell auf sie zugreifen kann wie auf die ehemalige Rolle – und hoffe, dass niemand, vor allem ich selbst, diese Lappen mit meinen richtigen Küchenlappen verwechselt. Und ich werde weiterhin nach einer wirklich wiederverwendbaren Haushaltspapierrolle suchen.



Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.