Hintergrund

«Moon Knight»: Lasst uns bitte über DIESEN Moment reden!

Luca Fontana
22.4.2022

Die vierte Folge von «Moon Knight» hört mit einem kontroversen Knall auf. Was es damit auf sich haben könnte, könnten bereits die Comics verraten haben.

Eines vorweg: Das ist eine Folgenanalyse. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst die ersten vier Episoden von «Moon Knight» an, bevor du weiterliest.


«Was zum Geier!»

«Echt jetzt!?»

«Ich versteh ja gar nichts mehr… »

Harrow will Ammit befreien. Marc will das verhindern. Die Ereignisse überschlagen sich. Am Grab angekommen, wird Marc von Harrow erschossen. Dunkelheit umschliesst ihn. Marc stirbt… oder nicht? Als die Dunkelheit vergeht, befindet er sich plötzlich in einer Irrenanstalt.

Hat er sich etwa alles nur eingebildet? Moon Knight? Khonshu? Sein ganzes Leben?

Die Inspiration aus den Comics

Tatsächlich beginnen Lemires Comics dort, wo die vierte Episode aufgehört hat: Marc Spector bekämpft als Moon Knight seit Jahren Kriminelle – oder nicht? Als er in einem Irrenhaus ohne Superkräfte und Anzug aufwacht, stellt das seine gesamte Identität in Frage. Seine Identitäten. Irgendetwas stimmt nicht. Aber ist das, was nicht stimmt, womöglich Marcs Verstand selbst?

Lemires Story ist ikonisch, weil sie Comic-Leserinnen und Leser erstaunlich lange darüber im Unklaren lässt, ob Marc sich sein ganzes bisheriges Superhelden-Leben tatsächlich nur eingebildet hat. Dazu kommen die aufwendigen und detaillierten Zeichnungen des Greg Smallwoods, die Wahnsinn und Realität so vermischen, dass nie ganz klar ist, was Einbildung ist und was nicht. Eine Kombination, wie ich sie bisher selten in Marvel-Comics zu Gesicht bekommen habe.

Darum: Falls du den Lemire-Run (Autoren bleiben nie lange bei einem Charakter, darum nennt man die Zeit, die sie für den jeweiligen Charakter geschrieben haben, einen «Run») selber lesen möchtest, ohne gespoilert zu werden, brichst du am besten hier ab, liest «Moon Knight» 2016, #1-14, und kommst dann zum Artikel zurück.

Für alle anderen – weiter geht’s.

Die Anstalt: Bildet sich Marc alles nur ein?

Zunächst will uns die Serie glauben lassen, dass Marc sich tatsächlich alles nur eingebildet hat. Besser: dass er sich alles zusammen fantasiert hat – aus Menschen und Dingen, die er in der Anstalt sieht und erlebt.

Und dann ist da noch Harrow selbst, dort der böse Avatar Ammits, hier der Leiter der Anstalt, der nur versucht, Marc zu helfen. Genauso, wie er es in der ersten Episode einst sagte, im Museum, kurz vor dem Auftauchen des Schakals: «Marc, ich versuche nur, dir zu helfen». Passend dazu Harrows Satz in dieser Episode, als er Marc vor dem Erwachen in der Anstalt erschiesst: «Ich kann niemanden helfen, der sich nicht selber helfen will.»

Das langsame Erwachen

Marc wehrt sich gegen die Vorstellung, sich alles bloss eingebildet zu haben. Mit Erfolg: Das Irrenhaus – wohl sowas wie ein gedankliches Konstrukt in seinem Kopf – beginnt zu bröckeln. In einem Flur findet er tatsächlich ein Sarkophag. Darin: Steven, seine andere Persönlichkeit. Zum ersten Mal stehen sich die beiden gegenüber, in Fleisch und Blut. Vielleicht ist die Umarmung gerade deshalb so herzzerreissend.

Da ist aber noch ein zweites Sarkophag. Vorerst bleibt es geschlossen. Aber wer könnte sich darin befinden? Fans der Comics haben eine Theorie, die so gut wie wasserdicht ist. Ja sein muss: Im Sarkophag befindet sich Jake Lockley, Marcs dritte Persönlichkeit, der wir in der Serie bisher noch nicht begegnet sind.

Oder doch?

Wer ist Jake Lockley?

In den Comics hat Marc drei Persönlichkeiten. Zuerst seine eigene, ursprüngliche Persona: Marc Spector, ehemaliger Militär, dann Söldner, dann… ein Sterbender in der Wüste, hintergangen von einem anderen Söldner. Mit letzter Kraft schleppt er sich in den Tempel des Mondgottes Khonshu, wo dieser ihn findet und rettet. Im Gegenzug aber muss Marc fortan als sein Avatar Moon Knight in dessen Dienste stehen.

Die dritte Persönlichkeit entwickelt sich erst ein wenig später: Jake Lockley. Lockley ist ein Taxifahrer mit Schnauz, der sich unters Volk mischt, um an Untergrund-Informationen ranzukommen, zu denen er als Marc oder Steven keinen Zugang hat.

Während die Serie die Marc-Persönlichkeit ziemlich genau 1:1 aus den Comics übernimmt, ist Steven alles andere als ein Philanthrop und Frauenheld. Eher das pure Gegenteil davon. Es würde nicht überraschen, wenn Jake ebenfalls anders interpretiert würde als in den Comics. Brutaler, vor allem. Skrupelloser. Ohne Scheu, Menschen zu töten. Vielleicht sogar als böse.

«Ich spüre Chaos in dir», sagte Harrow ganz am Anfang zu Steven.

Was, wenn es sogar die Jake-Persona war, die Leylas Vater tötete? Harrow deutete ja was in der Richtung an, auch wenn er eher Marc im Sinne hatte…

Wie dem auch sei. Marc und Steven rennen am verschlossenen Sarkophag vorbei. Wer auch immer da drin ist, bleibt vorerst da drin.

Das Nilpferd: Kommt die Rettung?

Das Nilpferd. «Hi», sagt es nur, winkt und wedelt dabei fröhlich mit den Ohren. Spätestens hier ist klar, dass an dieser Irrenanstalt etwas nicht stimmt – sofern sich Marc die komischen Sachen eben nicht einbildet.

Aber was hat es mit dem Nilpferd auf sich? Offenbar handelt es sich um die ägyptische Göttin Taweret. Ihr Auftritt: eine Premiere. Schliesslich kam sie noch nie zuvor in einem Marvel-Comic vor. Entsprechend gibt es die offizielle Taweret-Biografie auf Marvel.com erst seit ein paar Tagen – seit der Premiere dieser vierten Episode.

Nun denn. Zwei Episoden fehlen noch, die auch ich noch nicht gesehen habe. Mein Tipp: Marc, Steven und Jake müssen lernen, miteinander zurecht kommen, bevor’s in die nächste Phase gehen kann. Das wäre zumindest das, was in den Lemire-Comics passiert.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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