Hintergrund

Best of Hawkeye, Episode 1: «Triff niemals deinen Helden»

Luca Fontana
24.11.2021

Ein Mann, Pfeil und Bogen. Clint Barton aka Hawkeye war noch nie der spektakulärste Avenger. Aber der bodenständigste. Nun hat er seine eigene Serie bekommen. Mögen die Spekulationen beginnen.

Eines vorweg: Das ist eine Folgenanalyse. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst die erste Episode von «Hawkeye» an, bevor du weiterliest. Die Folgenanalyse der zweiten Episode folgt morgen.


Mich hat Clint Barton aka Hawkeye nie sonderlich beeindruckt. Zu fest am Rande hat er in den bisherigen Avengers-Filmen gestanden. Schade eigentlich. Wofür mit Jeremy Renner einen zweifachen Oscar-Nominierten ins Boot holen, wenn er dann doch nur eine Nebenrolle spielen darf?

Aber eins nach dem anderen.

New York, 2012 mal wieder

Die Serie beginnt mit einem Rückblick. Nach «Avengers», «Avengers: Endgame» und «Loki» ist also auch in «Hawkeye» mal wieder New York, 2012. Wetten, dass sich Lokis Chitauri-Invasion im aufkommenden Multiversum irgendwie noch als… sagen wir, Nexus-Super-Anker-Event oder Weiss-der-Geier-was herausstellen wird?

So à la: Wenn alle multiplen Universen spinnen – das ist der Punkt, wo alle Fäden zusammenlaufen?

Die kleine Kate Bishop jedenfalls wird in einer genialen und an einem Stück gedrehten Einstellung Zeugin, wie eben doch Dinge vom Himmel fallen, auch wenn ihre Mutter Eleanor (Vera Farmiga) wenige Szenen zuvor noch gesagt hat, dass solche Sachen nie passieren.

«Ich brauche Pfeil und Bogen», sagt sie an der Beerdigung ihres Vaters. Dann der Vorspann. Vielleicht sogar der coolste vorspann aller bisherigen MCU-Serien. Gerade, weil er grafisch 1:1 den Comic-Covern des Fraction Runs nachempfunden ist, der von David Aja gezeichnet worden ist.

Falls du dich wunderst, so sehen ein paar der besagten Covers aus:

Du siehst: Ajas Einflüsse aus seinen «Hawkeye»-Comic-Zeichnungen sind überall.

Es weihnachtelt im New Yorker Hawkeye-Universum

Die Gegenwart. Kate Bishop (Hailee Steinfeld), mittlerweile fast erwachsen, stiftet Unruhe an ihrer Schule. Zu viel Unruhe, auch wenn ihre Fähigkeiten mit Pfeil und Bogen mittlerweile beeindruckend sind. Trotzdem: Der Verweis steht an. Kate muss zurück nach New York.

Ah, New York. Bald ist Weihnachten. Gab’s schon ein Film oder eine Serie im MCU zur Weihnachtszeit? Nö, oder? Ich liebe es. Das Ambiente. Die Musik. Der Schnee. Und keine Überraschung: Auch Matt Fractions Hawkeye Run spielt um die Weihnachtszeit herum. Anders als im Comic gibt’s hier aber ein «Rogers»-Musical, der zum Schreien komisch ist.

Und Clint Barton besucht es gerade mit seinen Kindern.

Wie die Broadway-Szene ihren Weg ins MCU gefunden hat, ist mir ein Rätsel. Aber sie ist super. Auch, weil sie sowas von historisch inakkurat ist. Bei der Musical-Schlacht-von-New-York ist zum Beispiel Ant-Man dabei. Haha. Und wie alle im Chor «’könnte den ganzen Tag so weitermachen» singen. Herrlich lächerlich.

Dann aber zwei interessante Details.

  1. Clint trägt ein Hörgerät.
  2. Clint hat PTSD.

Dazu kommt, dass Clint als einziger Avengers den Tod Natasha Romanoffs aka Black Widows miterlebt hat. Sowas geht nicht spurlos an Clint vorbei.

Das hat Fractions Comic so populär gemacht, zusammen mit David Ajas unverkennbar bodenständigen Zeichnungen und Covers.

Wer ist der grosse Boss?

Ob in der MCU-Serie die Rollen von Vater und Mutter vertauscht sind?

Serien-Eleanor jedenfalls stellt Kate ihren neuen Verlobten vor: Jack Duquesne (Tony Dalton). Noch ein Name, den Comic-Kenner kennen. Dort heisst er allerdings Jacques, nicht Jack, und ist besser bekannt als Swordsman.

Swordsman trainierte den jungen Burschen, bis er zum besten Bogenschützen seiner Zeit wurde und mit ihm zusammen in dessen Zirkusnummern auftrat. Blöd nur, dass Swordsman alsbald wegen grossen Schulden den Zirkus ausraubte. Als der kleine Barton dann das Geld bei Jacques fand, floh er. Jahre später tauchte Swordsman wieder auf, und wurde seitdem zu einem ständigen Gegner Hawkeyes.

Zieht Jacques aka Swordsman die Strippen im Hintergrund?

Eine Uhr zum Beispiel. Was die so wertvoll macht, ist nicht bekannt. Armand und sein Neffe Jack bieten aber Millionenbeträge, um sie zu bekommen.

Dann ist da aber auch noch Hawkeyes altes Ronin-Kostüm und Ronin-Schwert. Die Serie erinnert uns, was es damit auf sich hatte: Eine unbekannte Person – wir wissen, dass es Clint Barton war – strich damit nach dem Snap durch Mexiko, Japan und New York. In einem von Trauer geprägten Feldzug verübte Ronin blutige Gerechtigkeit gegen die kriminellen Banden, die den Snap überlebt hatten.

«Wie Sie sicher wissen, dezimierte Ronin die kriminelle Unterwelt der Stadt, und löschte die Macht des hiesigen Kopfs des organisierten Verbrechens fast vollständig aus», sagt der Auktionator. Zumindest im englischen Originalton. In der deutschen Version spricht er von «Köpfen». Eine schlechte Übersetzung.

Dem englischen Original nach stellt sich jetzt die Frage: Wer ist dieser Kopf des organisierten Verbrechens? Doch nicht etwa… Mephisto?

Spass.

Wer weiss, ob nicht bald der von ihr rekrutierte U.S. Agent aus «Falcon and the Winter Soldier» auftaucht. Oder die ebenfalls von ihr rekrutierte Yelena Belova aus «Black Widow».

Eine andere, schöne Spekulation könnte auf einen ganz anderen Charakter deuten. Denn wenn im Marvel-Universum jemand vom «Kopf des organisierten Verbrechens» redet, dann darf einer nicht unerwähnt bleiben.

Wilson Fisk, besser bekannt als: Kingpin.

Es würde auch erklären, warum Schauspieler Vincent D'Onofrio ausgerechnet vor einer Woche, ganz unschuldig und unscheinbar, in einem Tweet seine Vorfreude auf «Hawkeye» kundtat.

Oh, D'Onofrio. Spiel nicht mit meinen Gefühlen. «Don’t do that. Don’t give me hope», sagte doch mal irgend so ein Ronin in irgend so einem Marvel-Film.

Kate Bishop in Aktion, bro!

Kate Bishop schleicht sich in die Untergrund-Auktion. Schnappt sich das Ronin-Kostüm – das Schwert hat sich Jack vorher gekrallt –, zieht es über und flüchtet damit. Chaos. Sie gabelt einen Hund auf – auch das kommt aus Fractions Hawkeye-Comics. TV-Kameras filmen sie. Ronins Bild ist überall in den Nachrichten. Clint Barton sieht sie und denkt sich: «Was zum Mephisto.»

Kate, die Armand nicht traut, nachdem er ihre Mutter bedroht hatte, bricht in seine Wohnung ein. Dabei ganz kurz zu hören: Das «Ant-Man»-Thema. Kein Zufall: Ant-Man brach früher auch überall ein. Dann aber findet sie Armand tot auf, erstochen. Womöglich mit einem Schwert. Oder Dolch. Klingt nach dem Werk von Swordsman, wenn du mich fragst.

Auf dem Ausweg läuft sie der Tracksuit-Mafia über den Weg. Die ist unheimlich lustig, weil alle mitglieder Trainingsanzüge tragen und nach gefühlt jedem Satz ein «bro» anhängen, bro. Ihr Anführer: Ivan (Aleks Paunovic). Die haben offenbar auch noch eine offene Rechnung mit Ronin. Dass Kate nicht Ronin ist, wissen sie nicht. Egal. Kaum fangen sie an, auf Kate zu prügeln, taucht Clint Barton auf.

Jemand muss den Schlamassel ja wieder aufräumen, oder?


Wie hat euch die Folge gefallen? Schreibt es in die Kommentare. Die nächste Folgenanalyse findest du hier:

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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