Umfrage
Würdest du die Kokonkapuze ausprobieren?
- Ja, ich will in so einem Ding wohnen30%
- Vielleicht, aber dann als modisches Statement7%
- Nein, ich bevorzuge Noise-Cancelling-Kopfhörer64%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Für den Rückzug muss es nicht immer gleich ein extra Zimmer sein. Manchmal genügt schon ein Sicht- oder Lärmschutz, damit du dich besser konzentrieren kannst. Die Kapuze «Cloudy Hood» gewährt beides.
Eigentlich schützt dich eine Kapuze draussen vor Wind und Wetter, aber «Cloudy Hood» bedeckt dich auch drinnen. Zumindest seitlich. Wie ein Ohrensessel hält es Zugluft ab und dämmt Geräusche ein. Gleichzeitig verkleinert die zweite Haut das Sichtfeld und vergrössert den Fokus auf das, was vor deiner Nase ist. So sollst du dich ungestört einer Sache widmen können.
Das Designobjekt Cloudy Hood, übersetzt «bewölkte Kapuze», von Mélina Laville fällt mir an den Genfer Design Days auf. «Es ist ein intimer Raum um die Person herum, während sie vor dem Computer arbeitet oder ein Buch liest», erklärt mir die Designerin. «Bei Bedarf kannst du immer noch durch die kleinen Öffnungen blicken.»
Wenn du beim Arbeiten gerade im Flow bist, hörst du das Geschnatter anderer nicht. Ist aber das Gegenteil der Fall, brauchst du Abstand. Ansonsten hörst du auf einem Ohr mit und auch dein Blick wandert ständig woanders hin. «Cloudy Hood ist ein Ersatz für Ruheräume», meint die Designerin. «Sowohl in Büros als auch an öffentlichen Orten wie in einer Bibliothek oder zu Hause.» Das Schöne an der Idee ist, dass das Ganze auch umgekehrt funktioniert: Die Person, die mit Cloudy Hood telefoniert, stört auch andere um sich herum weniger. Das kann auch im Homeoffice von Vorteil sein.
Mélinas Design gehört zu einem Projekt namens «Second Skin» der Universität HEAD Genève. Es ist im Juli 2021 entstanden und zielt darauf ab, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Studierenden haben weitere Objekte entwickelt. Erweiterbare Möbel wie einen Tisch mit Abdeck-Origami oder einen Sessel zum Durchatmen zum Beispiel. Gefördert wurden sie von «USM Design Grant». Die Organisation vergibt Stipendien, um Innovation zu fördern. Die HEAD-Absolventin hat mit ihrer Idee eines gewonnen.
Cloudy Hood hängt an der Design-Days-Ausstellung flach am Fenster. Ein Griff genügt und schon schliesst sich der Kokon, weil die Enden durch Magneten zusammengehalten werden. Im Stehen fühlt er sich so an, als würde ich einen leeren Rucksack tragen. Nicht unangenehm, aber ungewohnt. Und im Sitzen wackelt zu meinem Erstaunen nichts. Das Atmen fällt leicht und die Stimmen der Leute im Raum höre ich zwar noch, aber sie scheinen meilenweit weg zu sein. «Der Filz sowie Schaum im Innern reduzieren Hintergrundgeräusche», dringt Mélinas Stimme dumpf zu mir durch.
Darüber hinaus fällt mir noch ein anderer positiver Effekt der speziellen Haube auf: Als ich sie wieder abnehme, merke ich erst, wie grell der Raum eigentlich beleuchtet ist – und möchte am liebsten gleich wieder die Flucht in den Kokon ergreifen. Doch ich muss Cloudy Hood vorerst hängen lassen. Noch ist die Kapuze ein Prototyp. Wann und wo sie erhältlich sein wird, steht noch nicht fest. Dennoch ist eins klar: Sie passt nicht in ein herkömmliches Modegeschäft.
Würdest du die Kokonkapuze ausprobieren?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.