
Kritik
«College Football 26»: Ein Touchdown, aber der Extra-Punkt sitzt nicht
von Kim Muntinga

Thumbstick-Aufsätze gelten als Shooter-Zubehör. Ich nutze sie ausschließlich für Sportspiele – und merke den Unterschied vor allem dort, wo es um Kontrolle geht.
Thumbstick-Aufsätze sind eines dieser Zubehörteile, die meist in einem ganz bestimmten Kontext auftauchen: Shooter, Competitive Play, Aim-Verbesserung. Präziser zielen, schneller reagieren, besser flicken. Genau deshalb hatte ich sie lange nicht auf dem Schirm. Denn ich spiele auf meiner Playstation aktuell vor allem eines: Sportspiele. Genauer gesagt sind es «eFootball PES 2020» und «EA Sports College Football 26».
Gekauft habe ich die «Clutch Sports» von Kontrolfreek, einem Tochterunternehmen von Steelseries, schließlich aus einem Grund. «College Football 26» verlangt mir im Run Game» und bei den Yards after Catch eine Feinsteuerung ab, bei der sich mit den nackten Analogsticks zu oft kleine Ungenauigkeiten einschleichen: Ein kontrollierter Cut wird hektisch, ein geduldiger Lauf endet im unnötigen Raumverlust. Ich wollte keine neue Spielmechanik lernen. Ich wollte mehr Gefühl für den Stick.
Dass sich dieser Wunsch ausgerechnet mit einem Zubehör erfüllt, das oft als Shooter-Tool abgestempelt wird, war zunächst nicht selbstverständlich. Umso spannender ist die Frage, ob die Clutch Sports dort einen Unterschied machen, wo Sportspiele am empfindlichsten sind: bei kleinen Bewegungen, beim Halten von Tempo, beim sauberen Durchziehen eines Laufs. Genau daran messe ich sie.

Sportspiele stellen andere Anforderungen an den Analogstick als Action- oder Shooter-Titel. Es geht selten um maximale Ausschläge, fast nie um spontane Flicks. Stattdessen verlangt das Spiel ständig nach Zwischentönen: leichtes Antäuschen, kontrolliertes Abbremsen, ein kurzer Cut zur richtigen Zeit. Gerade in Football- und Fußballspielen entsteht der Spielfluss nicht aus spektakulären Eingaben, sondern aus konsequenter, sauber dosierter Bewegung.
Genau hier setzt die Idee hinter den «KontrolFreek Clutch Sports» an. Der zusätzliche Grip verändert nicht, was ich eingebe, sondern wie sicher ich es tue. Der Daumen rutscht weniger, kleine Korrekturen fühlen sich bewusster an. Das klingt unspektakulär, ist aber im Kontext von Sportspielen entscheidend: Je besser ich den Stick fühle, desto weniger denke ich über ihn nach.
Die «Clutch Sports» sind schnell erklärt, aber die Details sind entscheidend. Sie werden einfach auf die vorhandenen Analogsticks gesteckt und sitzen dort spürbar straff. Nichts wackelt, nichts löst sich versehentlich. Auch nicht bei schnellen Richtungswechseln oder längeren Sessions. Der erhöhte Rand und die strukturierte Oberfläche geben dem Daumen sofort Halt, ohne sich scharfkantig anzufühlen.

Gleichzeitig lassen sich die «Clutch Sports» ohne Kraftaufwand wieder abnehmen, was den Wechsel zwischen verschiedenen Spielgenres unkompliziert macht. Im täglichen Gebrauch sammeln sie etwas Hautfett und Staub, lassen sich aber problemlos reinigen, ohne dass die Oberfläche ihren Grip verliert. Entscheidend ist für mich: Sie wirken nicht wie ein Fremdkörper, sondern wie eine funktionale Erweiterung des Controllers. Solange man sie im passenden Kontext einsetzt.

In «eFootball PES 2020» zeigt sich der Effekt der «Clutch Sports» besonders bei der Ballführung. Dribblings leben hier weniger von spektakulären Tricks als von ruhigen, sauber dosierten Bewegungen. Mit den Aufsätzen fällt es mir leichter, den Ball eng am Fuß zu halten und Pässe wie Schüsse bewusster zu platzieren. Kleine Richtungswechsel wirken kontrollierter, das Spiel fühlt sich insgesamt stabiler an. Auch weil der Daumen weniger abrutscht, selbst wenn er leicht schweißig ist.
Der deutlichste Unterschied zeigt sich für mich in «EA Sports College Football 26». Das Run Game lebt davon, Lücken zu lesen und im richtigen Moment zu reagieren. Mit den «Clutch Sports» fällt es mir leichter, Geduld zu bewahren: den Lauf kurz zu verzögern, den Block auszunutzen, dann sauber durch die Gasse zu ziehen. Oder ich setze zur richtigen Zeit den passenden Cut, ändere die Laufrichtung.
Auch bei den Yards after Catch wird dieser Vorteil greifbar. So kann ich nach dem Fangen des Balls mit einem Receiver diesen besser durch den Verkehr manövrieren, Kontakt absorbieren und die Balance halten. All das erfordert präzise Steuerung. Die Thumbsticks geben mir hier spürbar mehr Sicherheit. Ich kann Richtungswechsel einfach gezielter setzen. Das Ergebnis sind keine Wunderläufe, aber konsequent ein oder zwei Yards mehr. Im Football ist genau das oft entscheidend.
Dass «College Football 26» im Vergleich zu «Madden» spielerisch ausgereifter wirkt und zugleich eine dichtere, lebendigere Atmosphäre aufbaut, macht für mich einen großen Teil seines Reizes aus. Eine Einordnung, die ich in diesem Artikel ausführlicher vorgenommen habe.
Natürlich fühlt sich das veränderte Stick-Gefühl anfangs ungewohnt an. In den ersten Sessions neige ich dazu, minimal zu stark zu lenken, weil der zusätzliche Grip mehr Rückmeldung liefert. Diese Phase ist aber kurz. Nach einigen Spielen passt sich das Muskelgedächtnis an, und die neue Kontrolle wirkt selbstverständlich.
Auch über längere Sessions hinweg bleiben die «Clutch Sports» angenehm. Der Daumen liegt stabil, ohne sich festzukrallen, und die strukturierte Oberfläche verhindert das typische «Weggleiten», das nach Stunden auftreten kann. Gerade bei Sportspielen, die oft in langen Matches oder Saisons gespielt werden, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Gleichzeitig wird im Laufe der Zeit schnell klar, dass die «Clutch Sports» kein universelles Zubehör für jede Spielsituation sind. Ich nutze sie bewusst und gezielt für Sportspiele und genau dort bleiben sie auch auf dem Controller. Bei anderen Games wie Shooter oder Actionspiele nehme ich sie wieder ab, nicht weil sie dort grundsätzlich ungeeignet wären, sondern weil ihr Vorteil klar in kontrollierten Bewegungsabläufen liegt. Diese Trennschärfe ist wichtig, um den Mehrwert realistisch einzuordnen.
Hinzu kommt, dass Thumbstick-Aufsätze grundsätzlich kein Einheitsprodukt sind. Höhe, Form und Oberflächenstruktur unterscheiden sich teils deutlich und beeinflussen das Spielgefühl entsprechend. Viele Hersteller, auch Kontrolfreek selbst, bieten unterschiedliche Varianten an, die sich sogar kombinieren lassen. Unterschiedliche Aufsätze für linken und rechten Stick sind dabei kein Gimmick, sondern eine logische Konsequenz verschiedener Aufgaben: Bewegung auf der einen, Kamera- oder Richtungssteuerung auf der anderen Seite.
Gemessen an ihrer Größe wirken Thumbstick-Aufsätze zunächst überteuert. Es handelt sich um ein kleines Stück Kunststoff, dessen Nutzen sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Der Wert der «Clutch Sports» liegt jedoch nicht im Material, sondern in der Veränderung des Spielgefühls. Wer regelmäßig Sportspiele spielt und dort viel Wert auf saubere Bewegungssteuerung legt, bekommt hier einen klar spürbaren Mehrwert.
Die «Clutch Sports» verändern keine Spielmechaniken und ersetzen kein Können. Sie greifen dort ein, wo Sportspiele am sensibelsten sind: bei der präzisen Dosierung von Bewegung. In «eFootball PES 2020» und «EA Sports College Football 26» machen sie genau das, was ich mir erhofft habe. Läufe fühlen sich kontrollierter an, Richtungswechsel berechenbarer, Yards after Catch weniger zufällig.
Ihr größter Vorteil liegt in ihrer Zurückhaltung. Sie drängen sich nicht auf, sondern verbessern das bestehende Spielgefühl dort, wo es bereits vorhanden ist. Für mich sind die «Clutch Sports»-Thumbsticks kein Zubehör, das immer auf dem Controller bleiben muss. Aber eines, auf das ich bei Sportspielen ungern verzichte.
Pro
Contra
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