Produkttest

Mamibot iGlassbot W200 Skybot: günstig, leise – aber unzuverlässig

Bequemer Akkubetrieb, geringe Lautstärke, niedriger Preis: Auf dem Papier klingt der Mamibot iGlassbot W200 Skybot vielversprechend. Doch im Test zeigt sich: Günstig ist nicht gleich gut.

Ein Fensterputzroboter mit Akkubetrieb für unter 300 Franken. Das ist eine Ansage von Hersteller Mamibot. Die von mir bisher getesteten Modelle von Ecovacs ohne Kabel kosten 450 Franken und mehr.

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Aber kann die günstige Technik beim Mamibot iGlassbot W200 Skybot mit der Reinigungsleistung mithalten?

Kabellos, aber trotzdem angebunden

Beim Auspacken erlebe ich gleich mehrere Überraschungen. So legt der Hersteller vier Mopps bei, die wechselweise mit Klettverschluss unten an den Roboter befestigt werden. Im Gegensatz zu anderen Modellen kannst du aber nur eine Seite der Mopps für die Reinigung nutzen, bevor das Textil-Teil in der Waschmaschine gereinigt werden muss.

Der Roboter kommt mit vier austauschbaren Textil-Mopps.
Der Roboter kommt mit vier austauschbaren Textil-Mopps.

Der Akku ist nicht fix eingebaut, sondern kann herausgenommen werden. Ich muss das sogar machen, weil ich den Akku nicht direkt im Mamibot, sondern mit einem separaten Ladegerät laden muss. Das ist einerseits praktisch, da ich die Batterie problemlos ersetzen kann. Andererseits muss ich sie immer herausnehmen, um sie zu laden, was einen zusätzlichen Arbeitsschritt bedeutet

Als ich mir den Roboter genauer anschaue, freue ich mich auf das kabellose Fensterputzen. Dank der Batterie braucht der W200 kein Stromkabel. Und auch das Sicherungsseil ist nicht fix verbaut. Eine Absturzsicherung ist bei mir nicht nötig, weil alle Glasflächen auf Balkone herausführen.

Doch schon beim ersten Test merke ich, dass ich mich zu früh gefreut habe. Der Roboter weigert sich, seine Arbeit aufzunehmen, solange die Sicherung nicht eingehängt ist. Diese soll ich mit einem Saugnapf an der Scheibe befestigen – und diesen Bereich vorher von Hand putzen, da der Roboter dort nicht mehr hinkommt.

Ohne angeklicktes Sicherungsseil funktioniert der W200 nicht.
Ohne angeklicktes Sicherungsseil funktioniert der W200 nicht.

Diese Lösung ist enttäuschend. Ich kaufe ja einen Saugroboter, damit er mir die Scheiben reinigt. Ich will möglichst wenig selber machen müssen. Darum improvisiere ich und lege den Saugnapf einfach auf den Boden. Der Roboter funktioniert trotzdem, befriedigend ist dieser Ausweg aber nicht.

Die zweite Enttäuschung: Ich muss selbst spritzen

Beim Auspacken entdecke ich ein kleines Plastikfläschchen mit Sprühkopf. Damit muss ich den Mopp des Roboters jeweils von Hand einsprühen. Wasser oder Reinigungslösung kann der W200 nicht automatisch aufs Fenster sprühen, was die meisten Konkurrenten beherrschen; das muss ich jeweils vor Beginn der Reinigung machen.

Eine Enttäuschung in dieser Hinsicht ist die Anleitung: Obwohl sie auch auf Deutsch vorliegt, wird darin nirgends genau beschrieben, wie dieser Schritt funktioniert. Die Installationsvideos auf Youtube sind nicht hilfreich, da sie diesen Schritt nur kurz und im Zeitraffer zeigen. Eine Reinigungsflüssigkeit liegt nicht bei.

Wasser muss ich selber aufspritzen, der Roboter macht das nicht automatisch.
Wasser muss ich selber aufspritzen, der Roboter macht das nicht automatisch.

Wie viel Flüssigkeit braucht es? Reicht Wasser oder wird es mit Fensterputzmittel besser? Diese Fragen muss ich im Test selbst beantworten.

Langsam und quietschend

Apropos Test: Es geht los. Ich besprühe den quadratischen Textilmopp mit Wasser, schalte den Roboter ein und drücke ihn an die Scheibe. Sofort saugt er sich an und hält am Glas. Über die mitgelieferte Fernbedienung kann ich den Mamibot nun starten. Ich wähle den Modus, in dem er das Fenster in vertikalen Bahnen abfährt.

Mit der Fernbedienung kann ich alle Funktionen steuern.
Mit der Fernbedienung kann ich alle Funktionen steuern.

Doch nach dem Start passiert nicht viel. Quälend langsam dreht sich der W200 auf dem Glas. Ich habe das Gefühl, dass er leicht rutscht. Das dauert rund eine Minute, dann fährt der Roboter endlich ganz nach unten – und beginnt mit der vertikalen Reinigung. Schon jetzt merke ich: Der Roboter ist ziemlich langsam.

Nach rund zwei Dritteln der verglasten Balkontüre höre ich plötzlich ein Quietschen. Liegt es an den Raupen? Habe ich zu wenig Flüssigkeit eingesprüht?

Zu viel Flüssigkeit, zu wenig? Ich muss alles selbst ausprobieren.
Zu viel Flüssigkeit, zu wenig? Ich muss alles selbst ausprobieren.

Die Antwort auf diese Fragen habe ich auch nach vielen Testdurchläufen noch nicht. Das Quietschen taucht immer wieder auf – manchmal nach wenigen Minuten, manchmal gegen Ende der Reinigung. An der Menge der Flüssigkeit liegt es nicht, das kann ich ausschliessen – dazu gleich mehr. Eher an der Reinigungsart: Fährt der Roboter eine Fläche von links nach rechts ab, habe ich das Quietschen nie gehört. Muss er die Bahnen vertikal ziehen, ertönt dieses Geräusch ab und zu.

Das tiefe Tempo dagegen kann ich mit Zahlen belegen. Ich habe den Mamibot dieselbe Scheibe mit 4,18 Quadratmetern Fläche reinigen lassen wie die anderen Fensterputzroboter. Eine normale Reinigung dauert mit dem günstigen Modell mehr als 18 Minuten. Mit der Konkurrenz von Ecovacs sind es sieben bis neun Minuten.

Dosierung schwierig, Reinigung ok

Mein Fazit nach dem Test: Die Menge an Flüssigkeit ist schwierig zu dosieren. Je grösser das Fenster, desto feuchter muss der Mopp sein. Denn nach dem Start des Roboters komme ich nicht mehr an den Mopp, ausser ich stoppe ihn und nehme ihn vom Fenster. Dann beginnt allerdings der gesamte Reinigungszyklus von vorne.

Ist der Mopp zu wenig feucht, kann er nicht die gesamte Scheibe richtig reinigen. Ist er zu nass, hinterlässt er vor allem am Anfang Schlieren. Mit der Zeit hatte ich die Dosierung recht gut im Griff. Das ändert nichts am deutlichen Negativpunkt im Vergleich zur Konkurrenz, welche die Scheibe regelmässig automatisch besprüht.

Übrigens: Mit normalem Glasreiniger oder Fensterreiniger werden die Fenster sauberer als nur mit Wasser.

Die Reinigungsresultate sind insgesamt in Ordnung. Der Roboter befreit die Scheiben von Alltagsdreck und Blütenstaub. Der W200 fährt aber nicht immer dicht genug an die Kanten, dort entdecke ich ab und zu noch dreckige Bereiche.

Hier hat der Roboter die Kanten vergessen.
Hier hat der Roboter die Kanten vergessen.

Was leider immer wieder passiert: Der Roboter hat nach der Hälfte das Gefühl, dass er fertig sei. Dann muss ich neu starten – und er putzt erst dann die gesamte Fläche. Ebenfalls mühsam: Im Gegensatz zu den Modellen von Ecovacs kehrt er nach Abschluss der Reinigung nicht präzise zum Ausgangspunkt zurück. Oft liegt er etwa einen Meter daneben, mehrmals hat er aber auch irgendwo am Rand oder in einer Ecke gestoppt. Blöd, wenn das ausgerechnet in 2,60 Metern Höhe hinter einem Hindernis passiert.

Ich bin fertig, bitte klettere auf den Schrank und hole mich runter ...
Ich bin fertig, bitte klettere auf den Schrank und hole mich runter ...

Die Akkulaufzeit beträgt rund eineinviertel Stunden. Das reicht trotz langsamer Reinigung für einige Fenster. Danach ist die Batterie in rund einer Stunde wieder geladen.

Nach so viel Kritik noch ein positiver Aspekt zum Schluss: Der Mamibot iGlassbot W200 Skybot ist der leiseste Fensterputzroboter, den ich bisher getestet habe – so lange er nicht zu quietschen beginnt.

Fazit

Günstig, aber nicht gut

Der Mamibot iGlassbot W200 Skybot ist günstiger als viele Konkurrenten. Zudem verrichtet er seine Arbeit leise. Leider hapert es an der Zuverlässigkeit. Mal reinigt er nicht das gesamte Fenster, mal fährt er nicht die gesamten Kanten an, mal stoppt er am Ende irgendwo auf dem Fenster und nicht beim Ausgangspunkt.

Dass ich den Mopp selber vor jeder Reinigung mit Flüssigkeit besprühen muss, ist der grösste Nachteil. Das Pröbeln mit der Dosierung braucht viel Zeit, insgesamt ist der Aufwand nicht so viel kleiner, als wenn ich die Scheiben von Hand putzen würde.

Pro

  • leise Fensterreinigung
  • Betrieb ohne Stromkabel
  • lange Akkulaufzeit
  • Wechselakku

Contra

  • langsam
  • ungenau an den Kanten und Ecken
  • immer wieder Aussetzer
  • kehrt nicht immer zum Ausgangspunkt zurück
  • Mopp muss von Hand eingesprüht werden
  • kein Betrieb ohne eingehängtes Sicherungskabel

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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