Produkttest

Ecovacs Winbot Mini: Der günstigste Fensterputzer reicht völlig aus

Der Winbot Mini reinigt die Fenster nicht besser als ich – und auch nicht schneller. Trotzdem überzeugt der kostengünstige Roboter im Test.

Nichts gegen Hausarbeit – aber Glasscheiben sind mein Endgegner im Haushalt-Game. Kaum geputzt, sind wieder Schlieren zu sehen. Und scheint die Sonne rein, werde ich fast wahnsinnig. Es sieht genauso aus wie vorher.

Ich habe einfach nicht die Geduld (und, ehrlich gesagt, auch nicht die Skills), um streifenfrei zu glänzen. Irgendwann habe ich kapituliert: Einmal im Jahr, Augen zu und durch. Alles andere macht mich nur fertig.

Bis ich vor einem Jahr das erste Mal einen brauchbaren Fensterputzroboter getestet habe. Seither steige ich im Kampf gegen verschmutzte Sicht nach draussen nicht mehr selbst in den Ring, sondern schicke den Winbot vor.

  • Produkttest

    Ein Traum geht in Erfüllung: Roboter putzt meine Fenster

    von Lorenz Keller

Mini ist der Preis und die Bauweise

Hersteller Ecovacs bringt nun drei Nachfolge-Modelle auf den Markt. Ich habe mir für den Test den Winbot Mini zuschicken lassen. Mit einem Preis von 254 Franken oder 300 Euro zum Testzeitpunkt ist er deutlich günstiger als das Vorjahresmodell, das damals 550 bis 600 Franken oder Euro kostete.

«Mini» heisst der quadratische Roboter, weil er kleiner ist: Die Seitenlänge beträgt 21 statt 27 Zentimeter. Das ist ein Nachteil, weil er weniger Fläche gleichzeitig reinigt. Ein Vorteil der kompakteren Bauweise sind das geringere Gewicht (1,3 statt 1,6 Kilogramm) und die geringere Höhe (5,5 statt 7,7 Zentimeter). Der Mini hängt beim Putzen immer am Stromkabel, nur für den Notfall ist ein Akku verbaut.

Kompakte und einfache Verpackung für den relativ günstigen Roboter.
Kompakte und einfache Verpackung für den relativ günstigen Roboter.

Verkleinert hat der Hersteller beim Mini aber auch die Liste an Features. Spoiler: Im Test merke ich nur in einem Bereich eine qualitative Einbusse.

So funktioniert der Fensterputz-Roboter

Am Grundprinzip hat sich nichts geändert. Der Winbot saugt sich mit Unterdruck am Fenster fest und bewegt sich mit zwei Raupen vorwärts. Der Roboter putzt mit einem Fasertuch, das angefeuchtet und per Klettverschluss an der Unterseite befestigt wird. Ebenfalls benötigt das Gerät eine spezielle Reinigungslösung: Die erste Flasche liegt bei. Diese fülle ich in den Tank des Roboters.

Reinigungslösung einfüllen und sofort loslegen.
Reinigungslösung einfüllen und sofort loslegen.

Einstecken, Anfeuchten des Lappens und Füllen des Geräts dauert fünf Minuten, dann starte ich den Ecovacs. Ich packe das Gerät am Griff, drücke den Knopf und halte den Roboter ans Fenster. Das geht alles mit einer Hand. Er saugt sich fest und bewegt sich leicht hin und her. Das ist das Zeichen, dass ich loslassen kann.

Dann fährt er zuerst ganz nach oben und putzt dann das Fenster von Kante zu Kante. Der Roboter hat keine Kameras oder Scanner, er nutzt den Fensterrahmen als Orientierung – und berührt ihn auch jedes Mal leicht. Scheiben ohne Rahmen, wie Wintergärten oder Duschwände, sind von der Roboterreinigung trotzdem nicht ausgeschlossen. Dank Sensoren ist auch eine Reinigung von Scheiben ohne Rahmen möglich.

So gut putzt der Winbot wirklich

Die Mini-Version des Winbots ist insgesamt kaum schlechter als die grössere Version – ausser beim Besprühen des Fensters mit der Reinigungsflüssigkeit. Während die teureren Modelle mit drei separaten Düsen die Nässe direkt vor den Roboter auf voller Breite verteilen, kommt beim Winbot Mini ein Zerstäuber zum Einsatz. Der spritzt die die Flüssigkeit vor allem in die Mitte. Bei Wind ist das unpräzise.

Trotzdem ist die Reinigung gut genug – nicht mehr und nicht weniger. Der Roboter zieht einen Lumpen über die Scheibe, mehr passiert da nicht. Die perfekt Sauberkeit wie beim Reinigungsinstitut darfst du nicht erwarten. Aber der Winbot Mini putzt auch nicht schlechter als ich. Mein grosser Gewinn ist, dass er mir die verhasste Arbeit abnimmt. Auch im Vergleich zum grossen Bruder gibt es kaum Unterschiede, die schlechter verteilte Flüssigkeit wirkt sich im Alltag nicht gross aus.

Bei eingetrockneten Flecken, die ich von Hand auch nur mit viel Druck wegbringe, hat der Winbot Mini keine Chance. Auch die Kanten und vor allem die Ecken sind nicht perfekt. Aber für mich ist die Reinigung «gut genug». Wer mit diesem Prädikat zufrieden ist, wird auch mit den Winbot-Modellen zufrieden sein.

Ein schöner Nebeneffekt ist, dass ich mit dem Roboter motiviert bin, die Fenster öfter als einmal im Jahr zu reinigen – beziehungsweise reinigen zu lassen. Sie werden nie mehr so schmutzig wie früher.

Zwei waschbare Reinigungstücher werden mitgeliefert – das ist auch nötig bei diesem Dreck.
Zwei waschbare Reinigungstücher werden mitgeliefert – das ist auch nötig bei diesem Dreck.

Ein Nachteil: Der Winbot ist bei der Arbeit laut. Ich messe 77,8 Dezibel direkt daneben. Bin ich im gleichen Raum, wirkt das so, als würde jemand staubsaugen. Verantwortlich dafür ist das Gebläse, das den Roboter an der Scheibe hält.

Für die Reinigung von drei hohen und breiten Fenstern und Balkontüren sowie drei kleinen habe ich rund 60 ml Flüssigkeit verbraucht. Die mitgelieferte Flasche reicht also gut für drei Gesamtreinigungen. Ob das auch mit normalem und günstigem Fensterputzmittel funktioniert, weiss ich nicht. Das Original hat jedenfalls nicht nur Wasser und Alkohol drin, sondern noch weitere Bestandteile. Für mich ist der Preis vertretbar, weshalb ich keine Experimente mit anderen Putzmitteln mache.

Die Fensterwechsel sind mühsam

Der grösste Nachteil beim Konzept Fensterputzroboter ist, dass er – anders als ein Saugroboter – nicht die gesamte Wohnung automatisch reinigen kann. Sobald eine Scheibe sauber ist, muss ich ihn von Hand an die nächste hängen.

Bei mir zu Hause ist das weniger das Problem, da wir wenige, dafür grosse und bodenhohe Scheiben haben. Dann lohnt sich der Roboter doppelt: Er braucht für die Höhe keine Leiter wie der Mensch, und er kann viel Fläche am Stück putzen.

Für diesen Test habe ich in einer anderen Wohnung sauber gemacht. Hier sind die grösseren Balkonscheiben nach rund fünf Minuten geputzt. Bei den zweigeteilten Fenstern sind es gar nur ein oder zwei Minuten. Dafür sind es innen und aussen gleich vier Flächen pro Fenster. Ich bin also dauernd am Umhängen. Viel Zeit spare ich nicht…

Ein Fenster, aber vier Scheiben: da ist nach zwei Minuten jeweils schon wieder umhängen angesagt.
Ein Fenster, aber vier Scheiben: da ist nach zwei Minuten jeweils schon wieder umhängen angesagt.

Bei den schmalen Scheiben mit nur 38 Zentimetern Breite hatte der Roboter manchmal Mühe, sich zu orientieren. Er hat zwar alles geputzt, dann aber den Abschluss nicht gefunden. Sprich: Er blieb nicht am Ausgangsort hängen und hat Bescheid gegeben, dass er fertig ist. Stattdessen fährt er in diesem Bereich ein wenig hoch und runter – in Endlosschleife.

Damit der Roboter nicht versehentlich die Fassade hinunter purzelt, ist ein Sicherungsseil mitgeliefert. Drinnen oder über dem Balkon brauche ich das nicht.

Es kommt also sehr auf die persönliche Situation an, ob sich der Roboter wirklich lohnt.

Ohne App nutzbar, aber leider nicht mit allen Funktionen

Die erfreuliche Nachricht: Du kannst den Winbot Mini aus der Verpackung nehmen und sofort loslegen. Die App musst du dafür nicht installieren.

Allerdings lässt sich so nur der Standardmodus nutzen. Der reicht im Normalfall aus. Willst du intensiv reinigen oder punktgenau eine Stelle putzen, dann brauchst du dafür die App. Diese verbindet sich via Bluetooth direkt mit dem Roboter, wobei dieser nicht ins WLAN-Netzwerk eingebunden wird.

Schade, dass Ecovacs auf die Möglichkeit verzichtet hat, mit Tasten am Gerät zwischen den Modi zu wechseln. Beim teureren Winbot, den ich letztes Jahr getestet hatte, war das möglich.

Strom fällt aus? Kein Problem!

Der Winbot Mini kommt ohne Basisstation aus. Ich muss also immer eine Steckdose nahe der Fenster finden. Da das Kabel des Roboters nicht besonders lang ist, komme ich um ein Verlängerungskabel fast nicht herum.

Das Kabel ist nur 3,5 Meter lang, ich habe daher ein Verlängerungskabel nutzen müssen.
Das Kabel ist nur 3,5 Meter lang, ich habe daher ein Verlängerungskabel nutzen müssen.

Grosse Gedanken über die Stromversorgung habe ich mir nicht gemacht – bis ich aus Versehen mit der Schiebetüre des Balkons den Stecker aus der Dose gezogen habe – und das im Betrieb.

Sofort stoppt der Roboter, ein rotes Licht blinkt und ein Warnton ertönt. Die blecherne Stimme fordert mich auf, das Gerät wieder an die Stromversorgung anzuschliessen. Panisch hechte ich auf den Balkon und rette den Winbot.

Bei einem Stromausfall bleibt der Roboter fast 40 Minuten im Notfallmodus an der Scheibe hängen.
Bei einem Stromausfall bleibt der Roboter fast 40 Minuten im Notfallmodus an der Scheibe hängen.

Aber halt, er ist ja gar nicht direkt vom Fenster gefallen und in tausend Teile zerschellt? Ecovacs hat also offensichtlich einen Akku für Notfälle eingebaut. Hätte ich mich also gar nicht so beeilen müssen? Da ich beim Hersteller dazu keine Angaben finde, wage ich das Experiment.

Ich baue eine weiche Unterlage für den Roboter, ziehe im Betrieb erneut den Stecker und starte die Stoppuhr. Zuerst stehe ich noch gebannt daneben, dann beschäftige ich mich anderweitig. Sagenhafte 39 Minuten dauert es, bis der Winbot tatsächlich vom Fenster fällt. Die Warnungen des Roboters nerven dabei so, dass niemand in Versuchung kommt, das so lange auszureizen. Im Ernst: grosses Lob an Ecovacs für dieses Sicherheitsfeature.

Nach diesem Experiment muss ich übrigens zuerst warten, bis der Akku wieder geladen ist, bevor ich den Roboter erneut auf Putzfahrt schicken kann.

Der Roboter besiegt den Endgegner

Der Winbot Mini putzt weder besser noch schneller, trotzdem liebe ich ihn. Der Roboter nimmt mir nämlich eine verhasste Hausarbeit ab. Die Genauigkeit ist zwar höchstens «befriedigend», aber das reicht mir schon. Denn ich würde es nicht besser machen. Und bei regelmässigem Einsatz wird die Grundsauberkeit deutlich erhöht.

Je grösser die Fensterflächen, je kleiner die Zahl der Scheiben, je einfacher du den Roboter anhängen kannst, je näher die Steckdosen – desto mehr lohnt sich der Ecovacs Winbot Mini. Und er besiegt den nervigen Haushalt-Endgegner, während ich lächelnd zuschaue.

Fazit

Der Roboter putzt gut genug

Perfekt geputzte, absolut streifenfreie Scheiben darfst du vom Winbot Mini nicht erwarten. Wer begeistert selber die Fenster putzt, wird enttäuscht sein. Aber: Der Roboter nimmt dir diese Arbeit mit befriedigendem Resultat ab. Reicht dir das aus, dann ist das Modell von Ecovacs ideal für dich, vor allem bei grossen Fenstern.

Dank kompakter Bauweise und tiefem Preis ist der Winbot Mini eine ausgezeichnete Alternative zu den teureren Modellen – einfach einsetzbar und bei der Leistung durchaus ebenbürtig. Es braucht allerdings eine Steckdose in der Nähe, da der integrierte Akku nur für Notfälle gedacht ist.

Pro

  • ausreichende Putzleistung
  • einfach bedienbar
  • schnell einsatzbereit
  • gutes Sicherheitssystem
  • im Vergleich tiefer Preis

Contra

  • Putzresultat an Kanten und Ecken könnte besser sein
  • Flüssigkeit wird nicht gleichmässig aufgesprüht
  • Modus-Wechsel nur in der App

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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