

Livewire wird erwachsen: Harley-Davidson macht das Bike zur Marke

Die Harley-Davidson Livewire ist keine Harley mehr. Sie ist neu eine Livewire. Der Motorradkonzern schreibt Elektromotorräder künftig gross und macht aus dem Modell eine Marke.
Im Portfolio des Traditions-Motorradherstellers Harley-Davidson steht die vollelektrische Livewire etwas schief in der Gegend. Sie fährt sich zwar besser als ein Grossteil der Benzin-Bikes, wird von den eingefleischten Mädels und Jungs auf V-Twins aber als das merkwürdige Stiefkind der Familie betrachtet.
Die Lenker des Harley-Davidson-Konzerns aber wissen wohl, dass die Zukunft elektrisch ist. Sie glauben weiterhin an das Bike, das surrt statt tuckert. Darum ist die Livewire künftig nicht mehr die «Harley-Davidson Livewire» sondern nur noch die «Livewire», denn die Typenbezeichnung ist zur eigenen Marke geworden.

Quelle: Stephanie Tresch

Livewire will den Elektromarkt anführen
Dass Livewire neu eine eigene Marke ist, ist Teil der Strategie namens Hardwire, die der neue CEO der Firma, Jochen Zeitz, ins Leben gerufen hat. Hardwire hat sich für den Sektor Elektro hohe Ziele gesetzt: «Einer der sechs Eckpfeiler der Hardwire-Strategie ist die Führungsposition im Sektor Elektro», sagt Zeitz, der früher übrigens mal ziemlich erfolgreich CEO der Marke Puma war

Quelle: instagram.com/livewireev
Das gehe aber nur, wenn sich das Bike Livewire nicht im Schatten der Chopper und der Pan-America-Harley-Davidsons behaupten muss: «Wir krallen uns die Möglichkeit, den Elektromarkt anzuführen und zu definieren», sagt Zeitz.
Da modern, wo Harley altmodisch bleibt
Livewire wird das Wissen und die Fähigkeiten Harley-Davidsons anzapfen, auf dem Markt aber als eigenständige Marke auftreten. Das könnte bedeuten, dass sie nicht an das strikt regulierte Händlernetzwerk des Konzerns aus Milwaukee gebunden ist. Denn neue Harleys dürfen bisher nur von explizit ausgewiesenen und gebrandeten Harley-Händlern verkauft werden. In der Schweiz sind das gut ein Dutzend Geschäfte.

Aus der alten Welt kommt die Idee mit den eigenen Showrooms, in denen die Livewires physisch glänzen können. Dieser wird zuerst in Kalifornien aufgestellt. In der Pressemitteilung steht auch, dass «physische und digitale Verkaufswege» verschmolzen werden. Dies möglicherweise, weil E-Biker sich gerne im Internet tummeln.
Es sind auch diese Jungen, die sich im Internet für Elektromobilität begeistern lassen. Tesla ist das beste Beispiel dafür. Die Marke lebt von Mund-zu-Mund-Propaganda und viralem Content. Werbung macht Tesla selbst nicht. Aber: In der jungen Zielgruppe schreckt das Preisschild einer Livewire auch ab.Sie kostet aktuell 36 500 Franken, die Konkurrenz von Energica bringt die Eva Ribelle in der Deluxe-RS-Version für 30 500 Franken. Harley-Fans übrigens sind sich gewohnt, unendlich Geld in ihre Bikes zu stecken. Da erstaunen sechsunddreissigtausend wenig.
Zeit will Harley-Davidson nicht verlieren. Die ersten Elektrotöff mit dem Livewire Branding sollen bereits im Juni 2021 vorgestellt werden.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.