Produkttest

Lenovo Yoga 9i im Test: Mobiles Arbeitsbiest und Kino in einem

Martin Jud
8.6.2022

Das Lenovo Yoga 9i ist ein flexibles Arbeitsbiest mit 14 Zoll grossem OLED-Touch-Display. Das lässt sich um 360 Grad umklappen und du schreibst oder zeichnest darauf mit einem Pen. Nach getaner Arbeit schaust du Filme dank Dolby Vision in bester HDR-Qualität. Im Test überzeugt das 9i beinahe durchgehend.

Die Specs des Testgeräts:

Das Testgerät hat die Farbe Storm Grey und verfügt über ein CNC-gefrästes Aluminium-Gehäuse. Als weitere Variante gibt es das Notebook auch in Oatmeal, was eigentlich Haferbrei bedeutet, aber hier für Silber steht. Ich habe extra nochmal im Datenblatt von Lenovo nachgeschaut – die nennen das wirklich so.

Design und Anschlüsse

Kaufst du dir ein Yoga 9i, bekommst du dazu auch eine Mappe, in die nicht nur das Gerät passt, sondern auch der mitgelieferte Stift.

Der Stift ist ein praktisches Accessoire, das an einer Sitzung schon mal interessierte Blicke erntet. Wie auch das Gerät an sich, das dank Aluminium, seiner geringen Dicke von 1,5 Zentimetern und abgerundeten Kanten edel aussieht. Genau so fühlt es sich auch an. Dabei fällt auch auf, dass seine Oberfläche relativ rutschfest ist.

Das Scharnier geht so leicht – aber auch nicht zu leicht –, dass ich den Notebook-Deckel öffnen kann, ohne die Basis dabei festhalten zu müssen. Einmal geöffnet, startet das Yoga sofort. Selbst dann, wenn du es davor heruntergefahren hast. Somit erübrigt sich der Druck auf die Power-Taste, welche sich an der rechten Seite befindet.

Rechts sind nebst dem Startknopf auch ein 3,5-mm-Klinkenanschluss und einmal USB-C (3.2 Gen 2) zu finden. Dazu gesellen sich auf der linken Seite zweimal Thunderbolt 4 (zu USB-C kompatibel) und ein USB-A-Port (3.2 Gen 2).

Auf beiden Seiten sind ganz vorne zwei Lautsprecher für tiefe Töne angebracht, die von zwei weiteren – im umklappbaren Display-Scharnier integriert – ergänzt werden. Damit du nicht nur hören, sondern auch gehört werden kannst, sind zwei Array-Mikrofone mit an Bord.

Dazu kommen eine 2-Megapixel-Webcam mit Full-HD-Videoauflösung, eine Infrarotkamera zur Gesichtsentsperrung plus ein Fingerabdrucksensor. Damit du dich ungestört fühlst, ist ein Schieber bei der Webcam integriert, der bei Bedarf die Linse abdeckt.

Zwischen Basis und Scharnier versteckt, befinden sich die Ein- und Auslässe der Lüftung. Die Laptop-Unterseite bietet Antirutsch-Pads und sechs Schrauben – was in Zeiten von oft geklebter Hardware begrüssenswert ist. Den Notebook-Deckel zieren ein eingefrästes «YOGA» und «Lenovo» im Hochformat. Damit erinnert der Laptop zugeklappt an ein Buch.

Betörend schönes OLED-Display mit Touch- und Stiftunterstützung

Mit nur sieben Millimetern bis zu den seitlichen Rändern – oben ist es ein Zentimeter – sieht das Display schick aus. Noch besser macht es der Umstand, dass es über OLED verfügt. Damit ist nicht nur eine farbtreue Wiedergabe, sondern dank Dolby Vision und HDR 500 auch eine geniale Bildtiefe durch bessere Lichtabstufungen möglich.

Es ist 14 Zoll gross, hat Multi-Touch- und Stiftunterstützung, 2880 × 1800 Pixel (243 ppi, 16:10-Format) und ist glänzend. Die Bildwiederholrate beträgt 90 Hertz. Weiter soll es bis 400 Nits hell sein und den Farbraum DCI-P3 zu 100 Prozent abdecken. Beides messe ich weiter unten nach.

Mit dabei ist auch ein metallener Pen, der dank sechs Kanten wie ein Bleistift gut in der Hand liegt. Du kannst das Display bis zu 360 Grad umklappen, bevor du darauf loskritzelst. Beim Zeichnen und Schreiben fühlt sich das Display damit ähnlich wie Papier an. Im Vergleich zu Microsofts Surface Pen fühlt sich das mit dem Lenovo-Stift etwas rauer an – was mir besser gefällt.

OLED-Filmgenuss

Helligkeit, Gleichförmigkeit und Farbwiedergabe: Ist der Bildschirm wirklich so gut, wie er aussieht?

Ich will genau wissen, wie gut das Display ist. Daher vermesse ich es mit einem x-rite i1Display Pro Plus. Ich messe, wie hell seine Spitzenleuchtkraft ist, wie gleichmässig es ausgeleuchtet wird und wie exakt es Farben darstellt.

Die durchschnittliche Leuchtdichte auf hellster Stufe beträgt 389 Nits. Das ist nah an den vom Hersteller angegebenen 400 Nits und reicht bestens, um bei Tageslicht zu arbeiten. Alles über 300 Nits betrachte ich als gut dafür. Wobei das Display dennoch gerne heller sein dürfte – besonders zum Filmeschauen.

Die Gleichmässigkeit der Ausleuchtung ist hervorragend. Die grösste Differenz bei den gemessenen neun Bereichen beträgt lediglich sechs Nits, was mit blossem Auge nicht sichtbar ist.

Tastatur und Trackpad

Und dann ist da noch diese zusätzliche Sterntaste zwischen F12 und Insert. Sie öffnet eine «Smart Key»-Leiste und bietet die Möglichkeit, die Lenovo-Vantage-Software zu öffnen, Online-Support anzufordern oder Einstellungen zu tätigen. Alles Dinge, die ich nicht auf einer dedizierten Taste benötige. Und kaum zu glauben: Auf F9 liegt als Zweitfunktion nochmal eine Support-Taste, die ebenso Lenovo Vantage öffnet. Darin kannst du Updates tätigen und so.

Warum sind diese Tasten da? Wie viele der Nutzer benötigen diese Tasten und wie oft? Es ist ja nicht so, dass ich die Software nicht auch im Startmenü finden würde.

Immerhin kann ich der Sterntaste eine Zweitfunktion zuweisen. So öffnet sich bei meinem Testgerät nun bei einem doppelten Druck darauf Adobe Photoshop.

Nur Gutes gibt es über das Touchpad zu sagen. Es ist schön gross – 13,5 × 8 Zentimeter – und lässt mich den Cursor präzise und schnell steuern. Das Klicken per Antippen funktioniert gut und verzögerungsfrei, wie auch das Scrollen mit zwei Fingern. Die Klicks der im unteren Bereich integrierten Tasten klingen relativ dezent.

Lautsprecher: Auch sie taugen fürs mobile Kino

Ein Wort zu Prozessor und Grafikeinheit

Auf dem Chip steckt auch Intels Iris Xe Graphics G7 mit 96 Execution Units, welche eine maximale dynamische Frequenz von 1,4 GHz aufweist.

Akkuleistung und Verhalten der CPU beim Stresstest

Das Yoga 9i verfügt über einen 75 Wh fassenden Akku. Beim folgenden Video-Dauer-Streaming-Test kommt dem Gerät entgegen, dass der Prozessor auch über weniger leistungshungrige Effizienzkerne verfügt. Davon profitiert auch das Arbeiten im Office, wenn ich nicht gerade zig Bilder in Photoshop bearbeite oder ein Video rendere. Beim folgenden Stresstest bringt ihm das dann aber nichts, da ich messe, wie lange es bei voller Leistung durchhält.

Video-Dauer-Streaming

Nach zehn Stunden und einer Minute – sowie unzähligen gruseligen Morden – geht dem Yoga der Saft aus. Da mir eine Vergleichsbasis fehlt, kann ich dazu nur eine subjektive Aussage tätigen. Ich bin zufrieden und empfinde das als viel.

Stresstest: CPU Performance, Akkulaufzeit, Wärme und Lautstärke unter Höchstleistung

Da ich wissen möchte, wie lange die CPU ihre volle Leistung bringen kann, verzichte ich beim Stresstest darauf, die Grafik ebenso auszulasten. Wie lange der Akku durchhält, ist dabei zweitrangig. Ich stresse: CPU, FPU, Cache und RAM.

Im Folgenden veranschauliche ich das Verhalten während des Stresstests. Allerdings ist zu beachten, dass die beschriebenen Schwankungen nicht zu sehen sind. Du siehst anstelle jeweils den Mittelwert der schwankenden Auslastung – der anliegenden Leistung.

CPU-Auslastung und Akkustand während dem Stresstest

Temperaturen bei voller Auslastung

Bei den Temperaturen steigen die einzelnen Kerne des Prozessors während dem Test auf bis 100 °C. So heiss darf die CPU auch laut Intel werden. Die Temperatur der Kerne schwankt dabei analog zum Takt zwischen 83 und 100 °C.

Mache ich eine Wärmebildaufnahme, soll das Gehäuse laut FLIR-Cam meines Cat S62 Pro beim Testen bis zu 60 °C betragen. Genau neben der 8-Taste ist das Teil am heissesten.

Lautstärke bei voller Auslastung

Der Lüfter des Yoga ist meistens nicht zu hören. Und auch bei voller Auslastung rauscht er leise. Ich messe mit einem Schallpegelmessgerät von Testo 36,3 Dezibel aus Sitzposition und 39,1 Dezibel bei 30 Zentimeter Abstand.

Akkulaufzeit bei Office-Arbeiten

Nutze ich das Notebook als mobiles Büro ohne ausufernde Videocalls, lade ich es nach rund eineinhalb Arbeitstagen wieder neu auf. Also um die zwölf Stunden liegen je nach Arbeit und Lichtverhältnissen drin, was ich als gut empfinde.

Performance: Das leisten CPU und GPU

Endlich geht es für das System-on-a-Chip ans Eingemachte. Nun müssen CPU und GPU zeigen, was sie leisten können. Zum Testen des Prozessors verwende ich die Benchmarks Cinebench R23 und Geekbench 5. Die integrierte Grafik zeigt beim Spiele-Benchmark 3DMark Night Raid ihr Können. Wie gut typische Office-Arbeiten erledigt werden, eruiere ich mit PCMark 10.

Prozessorleistung: Cinebench R23 und Geekbench 5

Die Single-Core-Leistung des Yoga ist ebenso beeindruckend und bisher einmalig in meinen Tests. Die zwölfte Generation von Intel kann sich gemeinsam mit der Kühlung des Laptops sehen lassen.

Grafik-Benchmark: 3DMark Night Raid

3DMark Night Raid ist dafür gedacht, die Grafikleistung von Geräten mit integrierter GPU zu testen. Er ist quasi ein Leistungsmesser für PC-Gaming auf unterstem Niveau.

Mein Testgerät erreicht einen Night Raid Score von 18 457. Der Grafik-Score beträgt dabei 22 089, die CPU erreicht 9555 Punkte. Vergleiche ich dies erneut mit dem AMD-Prozessor des Surface Laptop 4, so erreicht dieser mit seiner integrierten AMD Radeon RX Vega 8 einen Night Raid Score von 14 248, also rund 23 Prozent weniger als mit Yoga 9i.

Office-Benchmark 3DMark PCMark 10

Dank PCMark 10 von 3DMark lassen sich PCs und Notebooks auf die vielfältigen Aufgaben an einem Arbeitsplatz testen. Also wie schnell Programme geöffnet werden, wie gut Videotelefonieren funktioniert und vieles mehr.

Das Yoga holt in dieser Disziplin 5640 Punkte. Das sind ca. 13 Prozent mehr als beim AMD-Notebook von Microsoft.

Fazit: Praktisch perfektes Arbeitstier

Am Lenovo Yoga 9i kann ich fast nichts bemängeln. Praktisch alles passt und ist grossartig: das edle Aluminium-Design, das umklappbare Touch-Display mit farbtreuer Darstellung sowie Dolby Vision, der extrem starke und aktuelle Prozessor, viel RAM und Speicher, die neusten Funktechnologien wie auch Ports, der grosse Akku, der beigelegte Stift, und und und ...

Es ist eine wahre Freude, mit diesem Gerät zu arbeiten und Filme zu sehen. Einziger Wermutstropfen für mich sind einige dedizierte Tasten, die Lenovo meinetwegen hätte weglassen können. Ausserdem wünsche ich mir eine Variante, die entspiegelt ist. Doch mit diesen Punkten jammere ich auf hohem Niveau.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt meines Erachtens gut. Zwar greifst du tiefer als bei anderen potenziellen Arbeitsgeräten in den Geldbeutel, doch bekommst du damit auch extrem viel geboten. Falls du neben dem Arbeiten auch verflixt gerne Netflix magst, wirst du mit dem Yoga 9i definitiv glücklich.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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