Kindereventagentur-Chefin: «Unter 1000 Franken gibt’s keine grosse Geburtstagsparty»
Kinderunterhaltung ist ihr Job: Caroline Spoerri ist Inhaberin einer Kindereventagentur. Im Interview spricht sie mit mir über spektakuläre Geburtstagsfeste, erstaunliche Budgets und verrät die Zauberformel für jede Feier.
Fürs Kind bedeutet die eigene Geburtstagsparty der Himmel auf Erden.
Für die Eltern: die Hölle.
Okay, ganz so übel ist es nicht. Aber seien wir ehrlich: So herzig eine Kindergeburtstagsfeier ist, so sehr ist sie auch jedes Mal mit Stress und Tohuwabohu verbunden. Das merkst du spätestens dann, wenn am Abend der letzte kleine Gast verabschiedet ist und du erschöpft aufs Sofa sinken möchtest. Stattdessen aber verbringst du noch mindestens eine Stunde damit, die letzten eingetrockneten Kuchenreste vom Esstisch zu kratzen und die lästigen Tischbomben-Wattebälle unter dem Sofa hervorzufischen.
«Augen zu und durch» lautet da die eine Option. Die fürs Nervenkostüm zuträglichere, wenn auch kostspieligere Variante: Du holst dir vor dem nächsten Fest Hilfe von einem Profi wie Caroline Spoerri. Die 42-jährige Marketingfachfrau und Mutter zweier erwachsener Kinder ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Kindereventagentur «Zauberglanz» in Baden und kümmert sich mit ihrem 30-köpfigen Team um Kinderunterhaltung aller Art. Ums Kinderprogramm an Firmenevents oder Hochzeiten etwa. Um die Kinderbetreuung in Einkaufscentern. Oder eben: um die Organisation von Kindergeburtstagsfeiern.
Caroline, als zweifache Mutter versuche ich, bei unseren Kinderpartys den Ball (noch) möglichst flach zu halten, um entspannt über die Geburtstagszeit zu kommen. Hast du Tipps für mich?
Caroline Spoerri: (lacht) «Zauberglanz» einspannen. Aber mal abgesehen davon: Es gibt eine einfache Zauberformel für ein gelungenes Fest: Bewegung, Kreativität und ein kleines Highlight. Die Kinder sollen sich erst auspowern, dann etwas basteln oder kreieren und am Ende ein kleines Geschenk als Andenken an den Tag erhalten, ein Glitzertattoo zum Beispiel. Diese Kombination funktioniert fast immer.
Wie sieht ein typischer Kindergeburtstag aus, den ihr als Agentur organisiert?
Bei unserer letzten Geburtstagsparty schaute Globi vorbei. Es gab Spiele mit ihm, er blieb zum Kuchen essen und verteilte am Ende noch Autogramme. Für uns als Kindereventagentur war das ein typischer, nicht weiter spektakulärer Kindergeburtstag.
Was ist eine spektakuläre Kindergeburtstagsparty?
Die ist schon etwas aufwändiger in der Organisation. Eine der spektakulärsten Geburtstagspartys, die wir konzipieren und umsetzen durften, war für ein zwölfjähriges Mädchen. Sie wünschte sich eine Disco-Jungle-Party, also haben wir einen Club gemietet und ihn zum Dschungel umdekoriert. Es gab Glitzertattoos, eine Fotobox und Bewegungsspiele. Eine Tanz-Instruktorin hat mit den Kindern zudem Street Dance Moves einstudiert, und es gab einen Limbo-Dance. Bei dieser Party haben wir als Agentur komplett alles organisiert.
Das heisst?
Von der Kreation der Einladung über das Fest-Programm bis hin zu den Give-aways – wir waren für alles zuständig. Es war ein umfangreicher Auftrag mit finanziell grossem Budget.
Wie viel kostete der Spass denn?
Hier sprechen wir von einem Betrag von über 10 000 Franken. Es stecken – neben den vielen Attraktionen – vor allem viele Arbeitsstunden dahinter.
Sackhüpfen und Topfschlagen sind heute offenbar nicht mehr gefragt.
Doch, doch. Solche Klassiker sind immer noch beliebt, gerade in den warmen Monaten. Auch die berühmte Schatzsuche hat nie ausgedient.
Gibt’s neue Kindergeburtstags-Trends?
Mottogeburtstage sind angesagt, schon seit einer Weile. Die Themen selbst wechseln aber ständig. «Frozen»-Partys etwa waren bei Mädchen lange sehr beliebt, das Disney-Motto hat seinen Peak aber erreicht. Auch Einhörner waren mal extrem gefragt. Heute ist beispielsweise «Paw Patrol» im Trend. Aber Prinzessinnen, Meerjungfrauen und Piraten kommen ebenfalls nie aus der Mode. Die Kinder wählen ein Motto, wir spinnen damit dann den roten Faden für die Party.
Wie sieht es punkto Locations aus? Ich habe den Eindruck, dass die heutigen Geburtstagsfeiern mit Freunden kaum noch im heimischen Garten stattfinden.
Das stimmt. Die Partys werden vermehrt extern gefeiert. Im Kletterpark zum Beispiel, in der Trampolinhalle oder auf dem Ponyhof.
Besser, grösser, spektakulärer: Die Messlatte scheint immer höher. Spürst du einen Konkurrenzdruck unter den Eltern?
Nein, das nehme ich nicht wahr. Ich glaube, den wenigsten Eltern geht es darum, sich gegenseitig zu übertreffen. In erster Linie geht’s ihnen um die Erfüllung der Kinderwünsche. Und um die kümmern wir uns.
Plus um die Wünsche der Eltern. Welche Ansprüche sind schwieriger zu erfüllen: die der Kinder oder die der Eltern?
Meistens planen wir die Kindergeburtstage zusammen mit den Eltern. Oft im Geheimen, als Überraschung für die Kinder. Die Eltern sind jedenfalls unser direkter Kontakt, deshalb ist diese Frage schwer zu beantworten. Aber schwierig sind unsere Kunden und Kundinnen alle nicht. Höchstens anspruchsvoll, aber das sind wir auch.
Wer bucht euch?
Wir haben mehrere Zielgruppen. Zum einen sind es wohlhabende Kunden, die sich etwas Exklusives für ihr Kind wünschen. Dann sind es Eltern, die einfach froh sind, wenn man ihnen die Event-Organisation abnimmt, weil sie beruflich sehr eingespannt sind und es zeitlich kaum schaffen. Oder weil sie glauben, es selbst nicht auf dem gewünschten Niveau hinzukriegen, und bereit sind, entsprechend dafür zu zahlen. Drittens sind es Eltern, bei denen der kleine Schatz, trotz schmalem Budget, über alles geht.
Ab welchem Betrag ist man dabei?
Ich muss es den Kundinnen und Kunden immer wieder sagen: Unter 1000 Franken gibt’s keine grosse Party, da muss ich transparent sein. Nach oben existiert dagegen keine Grenze. Je nach gebuchten Modulen und Zusatzleistungen kommen schnell ein paar Tausend Franken zusammen. Im Schnitt geben die Auftraggeberinnen und -geber ungefähr 1500 bis 2000 Franken aus.
Du hast selbst zwei Kinder. Wie sieht ein Kindergeburtstag bei einer Kindereventagentur-Chefin aus?
Überraschend einfach und entspannt. Wobei ich sagen muss: Als meine Töchter im Kinderparty-Alter waren, arbeitete ich noch nicht für «Zauberglanz». Mir war es aber damals immer wichtig, alles selbst zu organisieren. Und ich habe diese Vorbereitungen genossen. Unsere Feste hielten wir im kleinen Rahmen, sie fanden auch immer zu Hause statt.
Lass uns zum Schluss in die Kristallkugel blicken: Wie werden Geburtstagspartys in Zukunft gefeiert?
Schwierig vorauszusagen. Ich glaube, traditionelle Werte und Spiele haben und werden immer Bestand haben. Aber die Partys werden künftig noch mehr in externe Locations verlegt, die diesbezüglichen Angebote wachsen entsprechend stark. Escape-Rooms oder Virtual-Reality-Spiele und-Locations zum Beispiel sind gerade total im Kommen.
Dieser Artikel ist Teil einer losen Kindergeburtstags-Serie, in der wir das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten, Expertinnen und Experten interviewen und Ideen teilen. Hast du Inputs, Wünsche oder Anregungen? Lass es uns via Kommentarspalte oder E-Mail wissen.
Diese Beiträge sind bereits erschienen:
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.