
Hinter den Kulissen
Jede dritte Frau in Europa fühlt sich in Badebekleidung unwohl
von Tobias Heller
Scham und Scheu vor Konflikten treiben die Hälfte der Menschen in Europa zu heimlichen Einkäufen. Besonders oft im Dunkeln bleibt der Partner oder die Partnerin. Italien hat die meisten Shopping-Geheimnisse, Frankreich die wenigsten. Und in der Schweiz sowie in Deutschland sind Sextoys besonders tabu.
«Kein Mann sollte ein Geheimnis vor seiner Frau haben. Sie wird es in jedem Fall herausfinden», schrieb der irische Autor Oscar Wilde 1895 in seiner Komödie «An Ideal Husband». Dass wir uns auch 130 Jahre später nicht an diesen Rat halten, zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschers YouGov im Auftrag des Onlinehändlers Galaxus: Demnach hat in den letzten zwölf Monaten die Hälfte der Erwachsenen in Europa heimlich etwas gekauft, zum Beispiel aus Scham, oder damit der Haussegen nicht schief steht. Befragt wurden insgesamt 2651 Menschen in der Schweiz sowie in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich.
Auffällig sind die nationalen Unterschiede: In Italien und Österreich kaufen besonders viele Menschen Dinge im Verborgenen, während Frankreich und die Schweiz beim Shopping weniger diskret sind. In Frankreich ist die Quote am tiefsten, gefolgt von der Schweiz. Im Mittelfeld liegt Deutschland.
Geheime Einkaufslisten haben vor allem jüngere Menschen: Sechs von zehn unter 30-Jährigen gaben an, im letzten Jahr etwas heimlich gekauft zu haben. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil kontinuierlich ab. Zwischen den Geschlechtern zeigen sich hingegen kaum Unterschiede.
Am häufigsten verheimlichen die Menschen in Europa ihre Einkäufe vor dem oder der Liebsten: Wer hofft, dass eine Anschaffung unbemerkt bleibt, verbirgt diese in knapp 6 von 10 Fällen vor dem Partner bzw. der Partnerin. Auf Platz zwei folgen die Eltern.
Aus dem Rahmen fällt Italien: Hier haben Paare weniger Geheimnisse voreinander, dafür bleiben die Eltern öfter im Dunkeln. Das mag daran liegen, dass die Italienerinnen und Italiener durchschnittlich erst mit 30 aus dem Elternhaus ausziehen. Im EU-Schnitt liegt das Auszugsalter bei 26, in Deutschland bei 24 Jahren. So zeigt sich denn auch, dass vor allem junge Menschen ihre Einkäufe vor den Eltern verheimlichen.
Geheimer Kram ist für viele gleichbedeutend mit Erotikartikeln: Ein Drittel der Bevölkerung würde Sexspielzeug oder Gleitgel eher im Verborgenen anschaffen. In der Rangliste der peinlichsten Einkäufe folgen Fast Food und Süssigkeiten, sowie Kleider und Schuhe auf Platz zwei bzw. drei. Ähnlich privat sind Intimhygiene und Medikamente.
Aus der Reihe tanzen hier die Französinnen und Franzosen: Bei ihnen rufen Erotikartikel weniger Scham hervor. Dafür sind im Land der Gourmands Fast Food und Süssigkeiten verpönt. Ganz anders in Italien: Dort sind Schokoriegel und Hamburger nur wenigen peinlich. Die verschwiegensten in Sachen Erotik? Die Schweizerinnen und Schweizer, hauchdünn vor den Deutschen.
Angesichts der Geheimniskrämerei der Bevölkerung in Europa sind Onlinehändler im Vorteil: 6 von 10 Befragten bestellen bisweilen Dinge lieber im Internet, weil es anonymer ist als im Laden. Genau so vielen ist eine neutrale Verpackung wichtig – damit das Paket nicht mehr verrät, als einem lieb ist.
Trotz aller gesellschaftlichen Offenheit mehr als 100 Jahre nach Oscar Wildes Zeit: Unsere kleinen Laster und Schamgrenzen bleiben. Der heimliche Schokoriegel, das diskret bestellte Sextoy oder die Sneaker, die unbemerkt im Schrank verschwinden – sie alle erzählen vom Wunsch, manchmal nur sich selbst Rechenschaft schuldig zu sein. Ob das gut für unsere Beziehungen ist? Das bleibt wohl das grösste Geheimnis von allen.
Hast du kürzlich etwas heimlich geshoppt? Welchen Einkauf würdest du deinem Partner oder deiner Partnerin übelnehmen? Kaufst du bei Galaxus auch wegen der neutralen Verpackung? Die Kommentarspalte gehört dir!
Ich bin bei Galaxus und Digitec zuständig für den Austausch mit Journalistinnen und Bloggern. Gute Geschichten sind meine Leidenschaft, deshalb bin ich immer auf dem neusten Stand.