Japansäge: Feine Schnitte ohne Kraftaufwand
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Japansäge: Feine Schnitte ohne Kraftaufwand

Ein dünnes Sägeblatt, kaum Ermüdungserscheinungen im Arm und ein hübsches Äusseres. Das alles gibt’s mit einer japanischen Ryoba-Säge. Also leg den Fuchsschwanz weg und staune.

Das Japanmesser (auch genannt «Kötter») ist mir seit frühester Kindheit ein Begriff. Damit wurden zu Hause Teppiche eingepasst, Linol geschnitten oder einfach nur saubere Papierschnitte gemacht. Ein Must-have im Werkzeugkasten der Teufelbergers. Die Japansäge hingegen kenn ich erst seit einigen Wochen. Leider. Denn die fernöstliche Antwort auf den Fuchsschwanz bietet viele Vorteile.

Die Community kennt diese anscheinend schon länger, da die verschiedenen Ausführungen der Japansäge wie Kataba, Dozuki oder Ryoba zu den Bestsellern der Kategorie «Handsäge» gehören. Hätte ich ich doch schon früher einen Blick dort hinein geworfen. Doch als Spätzünder wurde ich erst jetzt, durch den Kauf einer Ryoba-Säge, erleuchtet.

Ziehen, nicht Stossen

Die japanische Säge arbeitet auf Zug, nicht auf Stoss, wie bei westlichen Sägen üblich. Dabei werden grössere Muskelgruppen beansprucht, was die Arbeit erleichtern soll. Tatsächlich komme ich schneller und müheloser vorwärts als mit einem Fuchschwanz. Der Querschnitt eines 95 Millimeter breiten und 18 Millimeter dicken Fichtenholzes dauert bei mir knapp unter einer Minute.

In einer Stadtwohnung ist Improvisationstalent gefragt. 😉
In einer Stadtwohnung ist Improvisationstalent gefragt. 😉

Ein weiterer Vorteil der Säge ist ihre Präzision. Da sie auf Zug arbeitet, stabilisiert sich das Sägeblatt von selbst, was zulässt, dieses sehr dünn zu halten. Bei mir ist es 0.5 Millimeter dick – beidseitig. Denn meine Ryoba-Säge definiert sich dadurch, dass sie auf beiden Seiten verzahnt ist. Die eine eignet sich für Querschnitte, die andere für Längsschnitte.

Die Dreiecksverzahnung wird für Längsschnitte genutzt. Dabei fungiert jeder einzelne Zahn als eine Art Hobel, der das Holz abträgt. Die Trapezverzahnung ist etwas spezieller aufgebaut. Ihre Zähne sind oben nicht spitzig, sondern, sondern eben trapezförmig und wechselseitig angebracht. Das sorgt dafür, dass die Holzfasern beim Querschnitt sauber durchtrennt und nicht einfach abgetragen werden.

Verjüngt statt verschränkt

Da ich keine Schraubzwingen habe, um das Holz richtig zu befestigen, muss meine Muskelkraft reichen, um mein Fichtenbrett zu halten. Das macht das Längssägen etwas schwieriger, funktioniert aber auch unter leicht nachsichtiger Handhabung der Arbeitssicherheit. Mit gutem Resultat. Vor allem aber die Querschnitte sind sehr präzise. Das liegt, wie bereits erwähnt, einerseits an dem dünnen Sägeblatt, andererseits ist die Verzahnung kaum verschränkt. Damit das Sägeblatt beim Sägen nicht festklemmt, muss der Schnitt etwas breiter werden als das Blatt selbst. Die Schränkung sorgt dafür, indem die einzelnen Zähne abwechselnd nach links oder rechts gebogen werden. Bei der Japansäge dagegen wird die Zahnung meist verjüngt, also nach unten verschmälert. Wobei die Trapezzahnung bei meinem Exemplar leicht verschränkt ist.

Das dünne Sägeblatt bietet aber auch Flexibilität. Das Blatt lässt sich leicht biegen, wodurch ich zum Beispiel einen Holzdübel ganz einfach eben abtrennen kann. Mit einer starren Handsäge, bleibt immer ein kurzes Stück stehen.

Meine neue Ryoba-Säge hat ein auswechselbares Sägeblatt und einen Rattangriff. Dieser ist relativ lang, was bei kraftaufwändigen Arbeiten das Sägen mit zwei Händen erlaubt. Er liegt durch seine feine Rippung gut in der Hand. Hinzu kommt die Ästhetik der Säge. Das meiste Werkzeug kommt bei mir schnell wieder in eine Schublade, weil es zu bunt ist, zu viel Plastik oder einfach einfach keine schöne Form hat. Fürs Handwerken wunderbar, aber nicht für’s offene Regal. Die Ryoba-Säge hingegen ist ein schönes Produkt. Es ist zurückhaltend, fein und hochwertig. Obwohl ich zugeben muss, dass der etwas gröbere Fuchsschwanz, wenn er denn einen schönen Holzgriff hat, auch nicht ohne ist.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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