Produkttest

Intel i9-11900K: Mit zwei Kernen weniger zurück auf den Gaming-Thron?

Kevin Hofer
30.3.2021

Intel musste vergangenes Jahr den Gaming-Thron an AMD abtreten. Mit dem i9-11900K schickt sich Intel an, diesen zurückzuerobern. Das klappt nur bedingt.

Der Chip im Detail

Der Prozessor ist «unlocked». Das heisst, er kann übertaktet werden. Er kommt mit integrierter Intel-UHD-750-Grafik. Seine TDP liegt bei 125 W und ist damit gleich hoch wie beim Vorgängermodell. Er unterstützt maximal 20 PCIe 4.0 Lanes, bis zu 128 GB Dual-Channel-DDR4-3200-RAM und hat einen L3 Cache von 16 MB.

Der Intel Core i9-11900K ist abwärtskompatibel zu Z490-Mainboards. Der Prozessor kostet zum Launch 569 Franken. Direkter Konkurrent von AMD ist nach Kernen der Ryzen 5800X. Preislich liegt die CPU jedoch näher an der Ryzen 9 5900X, die zumindest zum Release 549 Franken kostete. Der aktuelle Marktwert dürfte jedoch höher sein, da die CPU schlecht verfügbar und bei digitec im Shop gar nicht bestellbar ist. Ich ziehe dennoch beide Ryzen-Prozessoren zum Vergleich hinzu.

Test-Setup und -Methodologie

Folgende Komponenten verwende ich für das Review:

Im BIOS aktiviere ich XMP und Intel Adaptive Boost. Sonst lasse ich alles auf Standard – ausser fürs Overclocking, dazu komme ich später. Ich verwende die BIOS-Version 0610 von Asus sowie Windows 10 in der Version 20H2.

Bei der Testmethode orientiere ich mich an unseren Grafikkarten-Reviews. Hier als Überblick die verschiedenen Benchmarks:

Alle Benchmarks mache ich drei Mal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen.

Overclocking und Cinebench R20

Da ich die Tests Corona-bedingt zuhause durchführe, beschränke ich mich beim Overclocking auf den Noctua-Kühler. Mir ist bewusst, dass ich dadurch keine Aussagen zum maximalen Overclocking-Potenzial machen kann. Mir ist es immerhin gelungen, den i9-11900K auf 5,0 GHz auf allen Kernen zu übertakten.

Im Vergleich zum Vorgänger ist der Unterschied im Single Core enorm: Rund 22 Prozent mehr sind’s. Im Multi Core liegt der 11900K trozt 2 Kerne weniger nur knapp 2 Prozent hinten.

Mit dem 5,0-GHz-Overclock auf allen Kernen erreiche ich in Cinebench R20 einen Score von 6208 und die CPU wird maximal 94° Celsius warm. Den i9-10900K konnte ich beim Review ebenfalls auf 5,0 GHz übertakten, die CPU wurde mit 93° Celsius etwa gleich heiss. Sie erreichte mit 6408 Punkten aber auch 3 Prozent mehr. Das Ergebnis des 11900K ist hoch einzustufen, immerhin hat die CPU auch 25 Prozent weniger Kerne. Da sind fünf Prozent weniger respektabel.

CPU-Z

Im Single Core des Benchmarks von CPU-Z liegt der i9-11900K vor allen anderen. Stolze 689 Punkte erreicht der Intel-Prozessor, knapp 3 Prozent mehr als der 5900X. Den 5800X distanziert er gar um knapp 5 Prozent und den Vorgänger 10900K um fast 18 Prozent. Und auch im Multi Core schlägt der i9-11900K zu: Hier liegt der 5800X mit ebenso vielen Kernen hinten. Der Vorgänger mit zwei zusätzlichen Kernen schafft rund 8 Prozent mehr.

7-Zip

Blender bmw27

Blender-User gucken beim i9-11900K in die Röhre. Zwar rendert der Ryzen 5800X die Szene deutlich langsamer, dafür ist der Intel-Vorgänger dank zwei Kernen mehr 20 Sekunden schneller. Deutlich am schnellsten ist der 5900X.

Handbrake

In Handbrake liegen alle CPUs nahe beieinander. Der i9-11900K sowie sein Vorgänger müssen sich jedoch den AMD-Chips geschlagen geben. Den 88 Sekunden langen, 645 MB grossen 4K Trailer von «The Dark Knight Rises» encodiert der 11900K mit den «Fast 1080p30»-Voreinstellungen in 50 Sekunden. Damit ist er 2 Sekunden schneller als sein Vorgänger.

Photoshop

Beim Photoshop Benchmark von Puget Systems werden verschiedene Workloads durchgeführt. Genauere Infos findest du hier. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score, der sich an einer Referenz-Workstation orientiert.

Beim Photoshop Benchmark liefern sich 11900K und 5800X ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das der 11900K mit nicht einmal einem Prozent Vorsprung für sich entscheidet. Im Vergleich zum Vorgänger liegen jedoch satte 15 Prozent mehr drin. Gegen den 5900X bleibt der Intel-Prozessor 6 Prozent hinten.

PCMark 10

Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Ultra

Die synthetischen Game Benchmarks lassen einen ersten Blick auf die Leistung in Games zu. Ich verzichte auf die Angabe des Overall Scores, der sich aus den Ergebnissen der Grafikkarte und CPU berechnet. Dies, weil die GPU-Wertung sehr inkonsistent ist. Hier hatte ich Unterschiede von über 1000 Punkten. Das verfälscht das Ergebnis.

Die Ergebnisse des 11900K versprechen nichts Gutes für die Gaming-Leistung: Die CPU liegt in 3 von 4 Benchmarks hinter der Vorgängerin. Über alle 4 Benchmarks beträgt der Unterschied 3 Prozent. Dem 5800X muss sich der i9-11900K in ähnlicher Form geschlagen geben. Der Rückstand zum 5900X beträgt satte 18 Prozent. Synthetische Benchmarks sprechen meist nicht die ganze Wahrheit. Wie sieht es in den Games aus?

Die Games

Vergleiche ich die einzelnen Games, ist der 11900K mal schneller und mal langsamer als der 10900K. Die Unterschiede sind – bis auf wenige Ausnahmen – jedoch gering. Das zeigt sich auch bei den Durchschnittswerten über alle Games hinweg:

In 1080p-Auflösung liegt der 11900K 2 FPS vor dem 10900K. Bei der Konkurrenz von AMD sind’s 3 vor dem 5800X und 1 hinter dem 5900X. Nur in 1440p-Auflösung liegt der 11900K ganz vorne. Der Vorsprung beträgt jedoch lediglich 1 FPS. In 2160p-Auflösung liegen der 11900K und der 5900X gleichauf. Die Unterschiede bei den Games sind also marginal.

Noch was zu Resizable BAR: Da das Feature nur für RTX-30- und Radeon-6000-Serie-Grafikkarten verfügbar ist, kann ich es nicht testen. Mir geht es leider so wie den meisten unter euch: Ich habe keine dieser Karten zum Testen zur Verfügung.

Fazit: Schwer verkäuflich

Und dann ist da noch die in diesem Jahr erscheinende Alder-Lake-Generation. Die kommt in 10-nm-Fertigung und wird wohl deutlich leistungseffizienter. Persönlich würde ich zurzeit die Finger vom 11900K lassen und zu einem 5800X oder 5900X greifen – wenn Letzterer denn verfügbar wäre. Alle Intel-Fans sollten sich noch bis zum Release von Alder Lake gedulden. Da Grafikkarten zurzeit rares Gut sind, kannst du sowieso keinen PC zusammenstellen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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