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Ravensburger bringt mit Tiptoi-Yoga Entspannung ins Kinderzimmer
von Stephan Lamprecht
Wenn Kinder Spielkameraden erfinden, machen sich Eltern oft Sorgen. Dabei ist das gar nicht schlimm. Im Gegenteil: Der Fantasiegefährte hilft ihnen wahrscheinlich auf die Sprünge.
Die Ergebnisse der Längsschnittstudie deuten also darauf hin, dass ein Fantasiefreund die Entwicklung der Theory of Mind fördert, und nicht umgekehrt. Das Spiel mit einem imaginären Freund könnte folglich ein Trainingsfeld für soziale Kompetenzen darstellen, auf dem Kinder ohne Risiko üben, andere Perspektiven zu übernehmen und Konflikte auszutragen – Fähigkeiten, die auch in realen Beziehungen entscheidend sind.
Eindeutig kausal ist dieser Befund jedoch nicht: Möglich wäre auch, dass sprachlich besonders begabte oder von Natur aus fantasievolle Kinder häufiger imaginäre Gefährten haben und besser in den Tests abschneiden. Dann wäre der Fantasiefreund nicht die Ursache, sondern eher ein Begleiter der positiven Entwicklung.
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Alle anzeigenEin imaginärer Freund hilft Kindern womöglich, ein besseres Verständnis für die Gedanken und Gefühle ihrer Mitmenschen zu entwickeln. Darauf deutet eine Studie hin, die im «International Journal of Psychology» erschienen ist. Erfundene Spielkameraden könnten demnach die sogenannte Theory of Mind fördern – die Fähigkeit, mentale Zustände bei sich und anderen zu erkennen.
Forschende um den Psychologen Qiyi Lin von der chinesischen Huaiyin Normal University begleiteten 104 Vorschüler über einen Zeitraum von 13 Monaten. Zu Beginn und am Ende wurde erfasst, ob die Kinder einen imaginären Gefährten hatten – einen unsichtbaren Freund oder ein Kuscheltier, das sie wie ein lebendiges Wesen behandelten. Etwa zur Hälfte des Beobachtungszeitraums testete das Team, wie gut die Kleinen soziales Denken beherrschten – mit klassischen Aufgaben zum Verstehen von falschen Überzeugungen und zur Emotionserkennung. Hinzu kam ein Sprachtest. Die Kinder hörten etwa die Geschichte einer Person, die über ihr Geburtstagsgeschenk angelogen wurde, und sollten darauf kommen, was die Person nun genau über ihr Geschenk weiss. Ausserdem sollten sie die Gefühle von Figuren auf kleinen Zeichnungen erahnen und zu Begriffen wie «Ellenbogen» aus vier Bildern das passende auswählen.
Kinder mit imaginären Gefährten schnitten in den Tests im Schnitt besser ab. Sie durchschauten komplexe Gedanken- und Gefühlslagen eher und verfügten über einen grösseren Wortschatz als jene ohne Fantasiefreund. Umgekehrt fand sich jedoch kein Hinweis darauf, dass Kinder mit vergleichsweise weit fortgeschrittener Theory of Mind in den kommenden Monaten häufiger einen Fantasiefreund entwickelten. Gut 30 Prozent der Kinder hatten zum ersten Messzeitpunkt so einen Gefährten, bei der zweiten Erhebung waren es etwas mehr als 40 Prozent.