KI-Illustration, erstellt mit DALL·E (OpenAI)
Hintergrund

HBO Max startet in der Schweiz: die fünf wichtigsten Fragen – und Antworten

Luca Fontana
4.12.2025

Der Start von HBO Max in der Schweiz wirkt wie ein Paukenschlag: Warner zieht seinen gesamten Premiumkatalog erstmals direkt ins Land – und zwingt Sky Show und den ganzen Streamingmarkt in eine neue Ordnung.

Der 13. Januar 2026 wird zum historischen Datum für den Schweizer Streamingmarkt. An diesem Tag startet HBO Max offiziell in der Schweiz – zusammen mit Deutschland, Österreich, Luxemburg und Liechtenstein. Das hat Warner Bros. Discovery in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. Der Mutterkonzern spricht darin vom «stärksten Line-up aller Zeiten». Kein Wunder: HBO Max kommt breit, laut und mit einer Menge Gewicht im Gepäck.

Doch was bedeutet das für die Schweiz? Für Sky Show? Für all die Leute, die «The Last of Us» bisher auf verschiedenen Plattformen suchen mussten? Und wie verändert dieser Launch das Kräfteverhältnis im Markt?

Hier die fünf wichtigsten Fragen – und Antworten.

1. Was startet genau – und warum gerade jetzt?

Warner Bros. Discovery bringt HBO Max in die gesamte DACH-Region und schliesst damit eine der letzten grossen Lücken in Europa. Bisher war die Schweiz ein Sonderfall: HBO-Inhalte liefen ausschliesslich über Sky Show, während Fans immer wieder spekulierten, ob Warner den Dienst je selbst lokal betreiben würde.

Jetzt bestätigt das Unternehmen offiziell, dass die Schweiz Teil der nächsten Expansionswelle wird – mit denselben technischen Features, derselben App und denselben Rechten wie in den Nachbarländern.

Für Schweizer Nutzerinnen und Nutzer bedeutet das: HBO kommt erstmals ohne Umwege ins Land. Keine fehlenden Staffeln mehr, kein Mix aus verschiedenen Lizenzfenstern. Eine zentrale App, ein klarer Hub. Und das erst noch zusammen mit dem gesamten Warber-Bros.-Katalog.

So sieht die App von HBO Max aus.
So sieht die App von HBO Max aus.
Quelle: Warner Bros. Discovery

2. Was bietet HBO Max zum Start?

Warner Bros. Discovery verspricht ein «einzigartiges, umfangreiches Premiumangebot». In der Tat liest sich die Liste wie ein Rundumschlag auf dem Markt.

Zum Start gehen grosse Warner-Filme wie «Superman», «The Batman», die «Harry Potter»-Reihe oder «Dune» online. Dazu kommen neue Originals und HBO-Serien wie «The Pitt», «The Seduction», «Industry», «All Her Fault», die kommende «Harry Potter»-Serie oder das «Game of Thrones»-Prequel «A Knight of the Seven Kingdoms», das kurz nach dem Launch am 18. Januar folgt.

  • News & Trends

    «Game of Thrones»-Spin-off: Der erste Trailer zeigt das Herz von Westeros

    von Luca Fontana

Auch der breite Katalog – von «Friends» über «The Big Bang Theory» bis hin zu «Rick and Morty» – wandert unter das HBO-Max-Dach. Für den deutschsprachigen Raum baut Warner zudem eigene Produktionen aus, etwa «4 Blocks Zero», die Heistserie «Banksters», eine Struwwelpeter-Thrillerserie von Friese/Odar oder eine grosse Dokuserie über den «Big Maple Leaf»-Raub.

HBO Max wird auch Sport integrieren – inklusive der Olympischen Winterspiele 2026. Das weitere Sportangebot betrifft vor allem Radsport und Tennis.

3. Was kostet HBO Max in der Schweiz?

Auch hier orientiert sich Warner an der europäischen Linie, passt die Preise aber an den Schweizer Markt an. Für die Schweiz gelten drei monatlich kündbare Modelle:

Dazu kommt ein optionales Sportpaket (7.00 Franken pro Monat). Warner betont, dass die Schweiz dieselben technischen Features erhält wie die grossen Märkte: 4K-HDR, Dolby Vision, Dolby Atmos, personalisierte Profile, Offline-Downloads und eine breite Gerätekompatibilität.

Damit positioniert sich HBO Max preislich zwischen Disney+ und Netflix – aber mit dem Versprechen, den gesamten Warner-Katalog ohne Verzögerungen anzubieten.

4. Was bedeutet der Launch für Sky Show?

Die vielleicht heikelste Frage, und jene, auf die viele Sky-Kundinnen und -Kunden seit Monaten warten.

Sky Show war bislang «the home of HBO» in Europa. Mit dem Launch von HBO Max ändert sich diese Realität zwangsläufig. Sky bestätigt uns gegenüber, dass ab dem 1. Januar 2026 bestimmte HBO-Inhalte nicht mehr verfügbar sein werden. Die Exklusivrechte gehen also teilweise an Warner zurück.

Gleichzeitig überrascht Sky mit einer wichtigen Ergänzung: Viele der beliebtesten HBO-Serien bleiben weiterhin bei Sky Show verfügbar. Dazu gehören laufende Staffeln von «House of the Dragon», «The Last of Us», «The White Lotus» oder «Euphoria» – selbst wenn neue Staffeln künftig parallel auch auf HBO Max laufen werden. Sky betont, dass diese Titel auch langfristig Teil des Sky-Show-Katalogs bleiben.

Das ist bemerkenswert und zeigt: Die Partnerschaft mit Warner wird nicht einfach abgebrochen, sondern neu geordnet. Sky verweist zudem auf sein breites Netz an Studio-Partnern wie NBCUniversal, Sony oder Disney sowie auf Eigenproduktionen und Co-Produktionen wie «Tschugger» oder «The Day of the Jackal», die weiterhin wichtige Pfeiler der Marke bleiben.

  • Hintergrund

    «Streaming ist wie ein zweiter Job» – Sky-Schweiz-Chef über Serienfrust, Algorithmen und die neue Ordnung

    von Luca Fontana

Und hier wird es spannend: Bereits im Mai 2025 sprach Sky-CEO Eric Grignon mit uns über genau diesen möglichen Wandel – damals noch hypothetisch. Er sagte, dass sich Sky anpassen müsse, falls HBO eines Tages eigene Pläne für die Schweiz hätte, und dass man aktiv an Lösungen arbeite. Nun, da die Situation eingetreten ist, bestätigt sich vieles davon.

Grignon bleibt bei diesem Thema aber nicht stehen: Nächste Woche wird er uns im Detail erklären, wie Sky und HBO künftig zusammenarbeiten – und was das für Sky Show bedeutet. Wir werden seine Einschätzungen ausführlich aufbereiten.

5. Wie verändert sich der europäische Streamingmarkt?

Auf den ersten Blick könnte man denken: Wieso der ganze Wirbel? In der Schweiz konnte man HBO-Serien doch schon über Sky schauen. Die kurze Antwort lautet: Es geht nicht nur um die Serien, sondern um die Rolle, die HBO im globalen Streamingmarkt spielt.

HBO Max ist nicht einfach ein weiterer Dienst. HBO ist eine der prestigeträchtigsten TV-Marken der letzten 30 Jahre. Gross geworden über das klassische Kabelgeschäft, immer wieder neu erfunden über revolutionäre Serien, dann chaotisch ins Streaming gedrängt – und nun mitten in einem Markt, in dem niemand so richtig weiss, wohin die Reise geht.

HBOs Katalog hat es in sich.
HBOs Katalog hat es in sich.
Quelle: Warner Bros. Discovery

Nicht ganz unschuldig daran ist Mutterkonzern Warner Bros. Discovery selbst, also ein Studio, das vieles bündelt, was fürs Kino und Fernsehen relevant ist: von «Dune» über das DC-Universum bis hin zu Originals wie «The Wire», «The Sopranos» oder «Succession». Dass dieser gesamte Katalog nun erstmals direkt in der DACH-Region landet – ohne Lizenz-Umwege – ist ein gewaltiger Schritt. Und einer, der sich nicht einfach mit «Sky hatte es ja vorher auch» kleinreden lässt.

Gleichzeitig ist klar: HBO wird sich langfristig nicht damit zufriedengeben, sich den Markt mit Sky aufzuteilen. Dass Sky einen Teil der populären Serien weiter anbieten darf, dürfte ein Kompromiss für die Übergangsphase sein. Langfristig hingegen wird Warner seine Marke wohl global straffen wollen. Und Sky muss sich darauf einstellen, sich neu zu positionieren: weniger als «the home of HBO», mehr als ein breites Aggregationsangebot mit NBCUniversal, Sony, eigenen Produktionen und Co.

Doch genau hier wird es verwirrend: Warner Bros. steht vor einer ungewissen Zukunft. Hinter den Kulissen rumort es gewaltig, und die Frage, wer das Studio und damit HBO am Ende besitzen wird, ist völlig offen. Noch vor wenigen Monaten galt das Filmstudio Paramount Pictures als Favorit für eine Übernahme. Aktuell heisst es allerdings aus mehreren Branchenkreisen, dass Netflix plötzlich weit stärker am Warner-Katalog interessiert sei als bisher angenommen.

  • News & Trends

    Warner Bros. steht zum Verkauf – und Netflix könnte zuschlagen

    von Luca Fontana

Was das für HBO Max bedeutet? Niemand weiss es. Es führt aber zu einer paradoxen Situation: Warum expandiert Warner so offensiv nach Europa, wenn sie womöglich in ein paar Monaten einem völlig neuen Besitzer gehören? Weil die Marke HBO Prestige hat. Weil sie Zugkraft hat. Und weil Warner zwar taumelt, aber gleichzeitig so tun will, als wäre alles business as usual. Es ist ein Moment, der sich nicht nur gross, sondern auch seltsam wackelig anfühlt.

Und genau deshalb ist auch dieser Launch so relevant: Er passiert trotz Chaos, trotz unklarer Ownership und trotz möglicher Dealverhandlungen. Vielleicht sogar genau deshalb. Die internationale Expansion läuft, als gäbe es keine Unwägbarkeiten. Ein bisschen wirkt es, als lese man die Chroniken eines aussergewöhnlich organisierten Clusterfucks. Nur eben mit Milliarden-Budgets und prestigeträchtigen Premium-Titeln.

Titelbild: KI-Illustration, erstellt mit DALL·E (OpenAI)

1 Person gefällt dieser Artikel.


User Avatar
User Avatar

Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


Filme und Serien
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Streaming ist wie ein zweiter Job» – Sky-Schweiz-Chef über Serienfrust, Algorithmen und die neue Ordnung

    von Luca Fontana

  • Hintergrund

    Eine epische Quest: die Suche nach dem besten «The Lord of the Rings»-Game

    von Rainer Etzweiler

  • Hintergrund

    «The Legend of Heroes»: Die längste Story im Gaming

    von Rainer Etzweiler

Kommentare

Avatar