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Harley-Davidson Revival: Ein Studenten-Projekt, das eine rosige Zukunft zeigt

Ein Student designt eine Harley-Davidson. Dabei blickt er nicht nur in die Geschichte der Motor Company, sondern auch in die der Elektromobilität. Seine Harley-Davidson Revival ist schönste Zukunftsmusik.

Industrial Designer Tanner Van De Veer ist kein Angestellter Harley-Davidsons. Doch der Traditionskonzern aus Milwaukee dürfte gut daran tun, dem Designer ganz genau zuzusehen. Oder ihn gleich einzustellen. Denn Tanner hat eine Designstudie mit dem Titel «Harley-Davidson Revival» veröffentlicht, die zwei Ziele verfolgt:

  1. Ein voll elektrisches Motorrad
  2. Die Öffnung der Brand für andere Kundensegmente

Damit versucht er ein Problem zu lösen, dem der Konzern im Moment gegenübersteht: der Pleite.

Ideen aus der Geschichte der Elektromobilität

Harley-Davidson hat zwar schon ein Elektromotorrad auf dem Markt, die Harley-Davidson LiveWire, die von der Fachpresse und Fahrern gut aufgenommen wird. Das Problem: Sie ist mit einem Preis von «ab 36 500 CHF» vielen zu teuer. Zum Vergleich: Das Einsteigermodell Street Rod kostet mindestens 8770 Franken, die günstigste Harley, die Harley schreit, die Softail Standard, kostet 14 850 Franken oder mehr.

Tanner und seine Arbeitsgruppe bei DAAPWorks wollen dem mit einem günstigen und coolen Elektro-Bike entgegenwirken. Theoretisch, wohlbemerkt, denn Harley-Davidson dürfte erst durch die Medien vom Studentenprojekt erfahren. Das Projekt «Harley-Davidson Revival» vereint sowohl im Design wie auch in der Umsetzung die Geschichte der Technologie mit der Gegenwart und blickt in die Zukunft.

Als Kernstück des Revival-Ökosystems steht die Inspiration aus den ersten Jahren der Harley-Davidson Motor Company.

Der Ursprung des Designs
Der Ursprung des Designs
Quelle: Tanner Van De Veer, Behance

Daraus haben die Designer die Revival geschaffen.

Die Linienführung am Bike ist klar erkennbar
Die Linienführung am Bike ist klar erkennbar
Quelle: Tanner Van De Veer, Behance

Beim Design haben Tanner und Co. nicht nur auf die Formen sondern auch auf das Feeling geachtet. Die Handgriffe sind mit warmem, weichen Leder überzogen, der Sattel mit auf Segeltuch basierendem Duck Canvas aus dem Hause Carhartt. Carhartt verwendet den Stoff für Jacken und Hosen.

Gut durchdacht ist nicht nur das Feeling auf dem Bike, das verstellbare Fussraster haben soll, sondern auch das Charging-Konzept. Immer wieder sprechen Beobachter und Fans der Elektromobilität von einem Konzept, das mal mehr, mal weniger en vogue ist: Auswechselbare Akkus. Das Konzept funktioniert so: Du kaufst ein Fahrzeug, dazu den Akku als Service. Wenn dein Akku zur Neige geht, steuerst du eine Charging Station an, wo dein leerer Akku gegen einen vollen Akku ausgewechselt wird. Das würde das Problem von langen Wartezeiten an Chargern lösen. Tesla hat im Jahr 2016 ein entsprechendes Experiment beendet, ohne Angabe von Gründen.

Das Harley-Davidson Power Center soll nicht nur Tankstelle sein, sondern auch als Werbeträger dienen
Das Harley-Davidson Power Center soll nicht nur Tankstelle sein, sondern auch als Werbeträger dienen
Quelle: Tanner Van De Veer, Behance

Tanner Van De Veer greift das Konzept wieder auf. An seinen «Harley-Davidson Power Centers» können Biker die Batterie ihrer Revival innerhalb weniger Minuten austauschen. Im Wirtschaftsmodell der Revival – Tanner hat an alles gedacht – gehört die Batterie nicht dem Eigentümer der Revival. Das drücke laut ihm den Kaufpreis des Bikes nach unten und erspare der Fahrerin den Service des Akkus. Beim Wechsel fährt der Fahrer das Power Center an, stellt sein Bike ab und ein Roboter greift sich die Batterie durch eine Luke im Boden.

Der Akku soll in minutenschnelle ausgetauscht werden
Der Akku soll in minutenschnelle ausgetauscht werden
Quelle: Tanner Van De Veer, Behance

Charging Ports hat die Revival natürlich auch.

Ein kurzer Blick auf den krisengebeutelten Konzern

Während Tanner grosse Ideen vorschlägt, ist Harley-Davidson trotz LiveWire und Street Rod im Krisenmodus. Anfangs 2020 ist Ex-CEO Matt Levatich geschasst worden. Ersetzt hat ihn der Deutsche Jochen Zeitz, der die von Levatich eingeleitete Öffnung der Marke weitgehend rückgängig gemacht hat. Die angekündigte Street Fighter mit dem Namen Bronx ist auf unbestimmt verschoben, der Konzern zieht sich aus Indien züruck und Personal wird weltweit entlassen.

Auf unbestimmt verschoben: Die Harley-Davidson Bronx
Auf unbestimmt verschoben: Die Harley-Davidson Bronx
Quelle: harley-davidson.com

Der Fokus liegt wieder auf den Kunden, die Harley bereits seit Jahrzehnten die Stange halten. Männer. Weiss. Alt. Dass das langfristig aus Überalterungsgründen keine Zukunft hat, dürfte wohl auch Initiator Jochen Zeitz klar sein. Daher dürften Projekte wie das von Tanner auf grosses Interesse stossen. Oder sie sollten. Hoffentlich.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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