

Geschenke haben nicht denselben Wert wie früher
Die Wunschlisten werden länger und länger, aber glücklicher über Weihnachtsgeschenke als es ihre Eltern einst waren, scheinen Kinder heute nicht zu sein. Unsere Konsumwelt ist komplex und allgegenwärtig, auch für Kinder, sagt Urs Kiener, Kinder- und Jugendpsychologe bei Pro Juventute. Er erklärt, wie man den Nachwuchs am besten an diese Welt heranführt und warum auch Kinder manchmal einfach Glück haben dürfen.
Im achtzehnten Jahrhundert priesen Kinder in Weihnachtswunschzetteln ihre Eltern und gelobten fürderhin Gehorsam – gut, alles vermutlich nicht ganz freiwillig. Auf den Bögen heutiger Fünfjähriger hingegen steht: Polizeistation von Lego, Spielküche, «Megazord Dino Super Charge», Garten-Kit, Velo, usw.
Herr Kiener, sind Kinder heute Sklaven der Spielzeugindustrie?
Wie lernen Kinder mit Geld umzugehen und sich in der Konsumwelt zurechtzufinden?
Wäre es besser, wir würden kleine Kinder möglichst vom Konsum fernhalten?
Können sich Kinder heute überhaupt noch an Dingen erfreuen, die bei ihren Eltern einst Entzücken auslösten – einer neuen Farbstiftpalette oder der langersehnten Skijacke?
Allem Überfluss zum Trotz – viele Eltern wollen ihren Kindern durchaus beibringen, dass man auf ein Geschenk auch einmal warten muss. Das ist aber nicht ganz einfach, wenn der Nachwuchs auch regelmässig von Grosseltern und Bekannten beschenkt wird. Andererseits ist es verständlich, dass diese ihren Enkeln und Patenkindern unter dem Jahr eine Freude bereiten wollen, gerade, wenn sie sie nur unregelmässig sehen.
Zum Schluss: Wie bringen wir unseren Kindern bei, dass Konsum und materielle Werte nicht alles sind?
Das Beste, was Eltern tun können, ist Kinder einfach frei spielen zu lassen. Heute verbringen Mädchen und Jungen durchschnittlich gerade mal eine halbe Stunde pro Tag draussen, und selten sind sie dabei unbeaufsichtigt. Vor ein paar Jahrzehnten waren es noch zwei oder drei Stunden. Und würde man die Kinder selbst entscheiden lassen, wären es noch viel mehr. Ans freie Spiel kommt kein «Megazord Dino Super Charge» heran.
Journalistin und Mutter von zwei Söhnen, beides furchtbar gerne. Mit Mann und Kindern 2014 von Zürich nach Lissabon gezogen. Schreibt ihre Texte im Café und findet auch sonst, dass es das Leben ziemlich gut mit ihr meint.<br><a href="http://uemityoker.wordpress.com/" target="_blank">uemityoker.wordpress.com</a>
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