

Gehäkelte Mode hat den Pandemie-Hype überdauert – und sogar mich überzeugt

Als die sozialen Medien während der Pandemie mit Gehäkeltem überflutet wurden, hielt ich das Ganze für einen kurzlebigen Hype. Ich wurde aber eines Besseren belehrt.
Peak-Pandemie war mein Instagram-Feed mit DIY-Projekten zugekleistert. Irgendwo zwischen seltenen Zimmerpflanzen, Sauerteigkulturen und Bananenbrot trumpfte auch gehäkelte Mode als vorzeigbares Corona-Hobby. Unter dem Hashtag #crochet, das englische Wort für Häkeln, zeigt es mir aktuell auf Instagram 42 Millionen Beiträge an. Zum Vergleich: Unter #bananabread und #sourdough finde ich zusammengezählt «nur» etwa 10 Millionen Posts. Die Suche nach einem verwandten Hobby, dem Stricken, liefert unter dem Hashtag #knitting 22 Millionen Ergebnisse.
Dass Häkeln zumindest auf Social Media beliebter ist, könnte an der simpleren Technik liegen. Ich bin keine Expertin, aus meinem Handsgi-Unterricht weiss ich aber noch: Statt mit zwei spitzen Nadeln und diversen aktiven Maschen wie beim Stricken, arbeitest du beim Häkeln mit nur einer Nadel und einer aktiven Masche. Der Charme der Häkelware liegt aber auch darin, dass du dir sicher sein kannst, dass sie von Hand gefertigt wurde. Während Maschinen stricken können, gibt es bis heute keine, die häkelt.
Crochet ist hier, um zu bleiben
Natürlich erlebte Gehäkeltes Anfang der Pandemie nicht bloss als meditativ-kreative Freizeitbeschäftigung, sondern auch als Fashion-Item einen Hype, den weder kleine Etsy-Shops, noch Fast-Fashion-Brands oder Luxus-Modehäuser verpassen wollten.

Quelle: Imaxtree

Quelle: Imaxtree
Wenn sich ein Trend derart rasant ausbreitet, haben sich für gewöhnlich alle bis zur nächsten, spätestens übernächsten Saison daran sattgesehen. Also speicherte ich gehäkelte Kleidung und Accessoires als kurzlebigen Microtrend ab, der bis 2022 wohl seinen Zenit überschritten haben würde – und lag damit komplett falsch.
Gehäkelte Mode bleibt dieses Jahr ein grosses Thema. Und ich muss zugeben: Auch ich bin mittlerweile damit warm geworden und habe sogar meine ursprüngliche Annahme verworfen, dass der Trend schlecht altern wird. In den letzten Wochen bin ich vermehrt auf Looks gestossen, die zeigen, dass Häkelstücke weder an Grosis Garderobe noch an geschmacklose Coachella-Neo-Hippies erinnern müssen. Richtig kombiniert darf Crochet also auch nach dem Hype gerne als luftiger Sommerklassiker in unseren Schränken bleiben.
So sehe ich Häkelstrick am liebsten
Am stilvollsten wirkt Gehäkeltes meiner Meinung nach als Teil von monochromen Outfits in hellen, neutralen Tönen.


Mehrfarbige Häkeltops funktionieren toll zu ausgestellten Jeans. Die Kombi erzeugt einen lässigen 70er-Jahre-Vibe.


Dezenter lässt sich Crochet auch mit Accessoires in deinen Look integrieren. Gehäkelte Bucket Hats und Taschen schreien geradezu nach Sommer – und verleiten sogar mich als ehemalige Anti-Häklerin dazu, doch noch ein Crochet-Projekt zu starten.


Quelle: Imaxtree


Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.