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Filmkritik: «Brightburn» – Was, wenn Superman ein blutrünstiges Monster wäre?

Luca Fontana
19.6.2019

Stell dir vor: Ein Kind aus einer anderen Welt und mit Superkräften landet auf der Erde. Aber anstatt der Held der Menschheit zu sein, wäre es der Bösewicht. Was jetzt?

Die Prämisse von «Brightburn» kann nicht anders als neugierig zu machen: Was, wenn es einen Horror-Film gäbe, der einen Superhelden à la Superman zeigt, der abgrundtief böse ist? Regie-Talent David Yarovesky nimmt sich dessen an und tut zwei Dinge. Eines davon richtig, das Andere falsch.

Superman mit eigenem Dreh

Brandon Breyer (Jackson A. Dunn) ist kein gewöhnliches Kind. Er hat Superkräfte und stammt von einer anderen Welt. Einem anderen Planeten. Im Säuglingsalter ist er in einem Raumschiff auf der Erde bruchgelandet. Gefunden wird er von Tori und Kyle Breyer (Elizabeth Banks und David Denman), einem jungen Paar, das vergeblich versucht, ein Baby zu bekommen. Dankbar um dieses «Geschenk», adoptieren sie das Kind und ziehen es auf, als wäre es ihr eigenes.

Bis zu Brandons zwölftem Geburtstag lebt er zusammen mit seinen Zieheltern ein normales Leben auf einer Farm unweit des kleinen Örtchens Brightburn, Kansas. Dann entdeckt Brandon seine Superkräfte. Aber er setzt sie nicht fürs Gute ein. Im Gegenteil. Bald schon müssen Tori und Kyle feststellen, dass ihr Adoptivkind ein gnadenloses Raubtier ist.

Richtig gemacht: Konsequent auf Brutalität gesetzt

Das geht im ganzen Film so weiter. Hängende, aufgerissene Körper. Blutige Eingeweide überall. Wer befürchtet hat, dass «Brightburn» etwas zu handzahm geraten sein könnte, um kein FSK18-Rating zu bekommen und damit einem grösseren Publikum zugänglich zu sein, darf aufatmen. Oder auch nicht – einige Tode sind erbarmungslos und verstörend.

Brutalität ist aber nicht das einzige, was «Brightburn» zu bieten hat. Denn Yarovesky und James Gunn – der «Guardians of the Galaxy»-Regisseur, der hier als Produzent fungiert – verstehen es, das Superhelden- und das Horror-Genre so zu vermischen, wie es kein anderer Film zuvor getan hat.

Aber...

Falsch gemacht: Der eindimensionale Antagonist

Schlussendlich wird die spannende Prämisse um Bad-Superman und das ganze Superhelden-Genre nie wirklich clever oder gar überraschend dekonstruiert. Dem Film, der eine Laufzeit von 87 Minuten hat, hätte eine halbe Stunde mehr gut getan. So ist «Brightburn» stattdessen ein simpler Horrorfilm. Eine verpasste Chance. Schade.

Fazit: Trotz Schwächen sehenswert

Ist «Brightburn» nun so gut, wie seine Prämisse verspricht? Fast. Tatsächlich ist es nämlich nicht der Mix aus Superhelden- und Horror-Genre, der den Film trägt – auch wenn er viel von seinem Reiz ausmacht –, sondern das überzeugende Schauspiel Elizabeth Banks und David Denmans.

Schade nur, ist «Brightburn» kein bisschen daran interessiert, seinem Antagonisten so etwas wie eine Motivation oder einen Beweggrund zu geben: Brandon bleibt als Figur komplett unerforscht und das Superhelden-Genre intakt. Da hat jemand einfach eine gute Idee gehabt und ist beim Drehbuchschreiben den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Brian und Mark Gunn in diesem Fall.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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