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Raya and the Last Dragon: Überladener Serien-Pilot, nicht wirklich ein Film

Es könnte eine Geschichte über Verrat, Trauer und Hoffnung sein. Doch der neueste Disney-Film «Raya and the Last Dragon» wirkt mehr wie ein überladener Serien-Pilot als etwas, an das du dich noch in vielen Jahren erinnern willst.

Technologisch mag das stimmen. Die Welt Rayas ist schön gestaltet und lässt gleichzeitig viel der Vorstellung übrig, weil sie sich weit grösser anfühlt als das, was wir im Film sehen. Aber die Story wirkt zu hastig niedergeschribselt, verzettelt und vor allem überladen.

Aller Anfang ist gut und/oder schwer

Und dann die Böse. Irgendwie erinnert sie an Zuko aus «Avatar: The Last Airbender». Die Zeichentrickserie, nicht den verhunzten Film.

Gut, sind beide von chinesischen Drachenmasken abgeschaut, aber da «Avatar» so einen starken Eindruck hinterlassen hat, drängt sich der Vergleich auf.

Auch die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern, benannt nach Körperteilen eines Drachens, erinnert stark an die Welt «Avatars», wo die Air Nomads von der Fire Nation fast ausgerottet wurden. In Rayas Welt sind die Bürger der Nation Fang und Co. sauer auf die Bewohner Hearts, da Heart anscheinend alle Drachenmagie für sich beansprucht und versteckt.

Die Kellerassel Tuk Tuk (Alan Tudyk) hat in etwa dieselbe Rolle wie Appa aus «Avatar» und Raya sieht in ihrem Poncho in etwa so aus wie Vincent aus «Final Fantasy», einfach ohne Hut. Oder wie ein Samurai aus einem Anime, den ich mal gesehen habe, aber dessen Name mir jetzt einfach nicht einfallen will.

Nach gut einer Viertelstunde dann endlich der Plot: Die Länder sollen wieder vereint werden zum Land Kumandra. Raya und ihre neue Freundin Namaari beschliessen, das Land wieder zu vereinen.

Was wie ein familienfreundliches Abenteuer klingt, in dem zwei beste Freundinnen, zufällig auch noch Prinzessinnen, entgegen den Überzeugungen ihrer Eltern die Welt retten, kippt schnell in eine Geschichte aus Verrat, Misstrauen und erweiterter Apokalypse um.

Und nicht zuletzt ist «Raya and the Last Dragon» eine Geschichte über die Hoffnung.

Raya, die gebrochene Heldin im zerbrochenen Film

Dann macht der Drache Sisu (Awkwafina, bürgerlich: Nora Lum) Anspielungen auf die Popkultur und das 21. Jahrhundert. Cooler Hip-Hop Slang und freshe Rhymes inklusive. Finden das Kinder echt lustig oder finden Erwachsene, dass Kinder das lustig finden?

...und dann die Botschaften

So zynisch das der erwachsene Film-Fan auch sieht, so wertvoll könnte der Film für Kinder sein. Charmante Designs, schöne Animation und aufregende aber nicht zu brutale Kampfszenen sowie Verfolgungsjagden. Eine Prise Humor und ganz viele gute Botschaften, die Kindern auf den Lebensweg mitgegeben werden sollten.

Sehen Raya und ihre Welt gut aus? Freilich.

Macht der Film Spass? So lala.

Sind die Witze lustig? Tendenziell weniger.

Wenn du deinem Kind etwas Gutes tun willst, einen Film zeigen willst, der eine schöne Botschaft, tolle Musik und zündenden Humor hat, dann bleib bei «Moana», hierzulande als «Vaiana» bekannt. «Raya and the Last Dragon» ist hübsch, aber inhaltlich extrem überladen.

Schade, denn der eine Film hätte easy eine Trilogie sein können. Oder eine TV-Serie, die ziemlich sicher unweigerlich folgen wird. Denn die Welt Rayas hat Potenzial, selbst wenn der Film sich nur wie ein hastiger Pilot anfühlt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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