Produkttest

«Feen-Erdbeeren» von Kosmos: Und in diesen Mini-Töpfchen sollen nun Erdbeeren wachsen?!

Katja Fischer
10.6.2022

Trotz Vorbehalten starten meine Töchter und ich mit viel Eifer ein Erdbeeren-Experiment. Inzwischen helfen nur noch die magischen Kräfte der Feen. Ein Beeren-Drama mit wenig Hoffnung auf ein Happy End.

Es war ein klassischer Warenkorbfüller: Meine 50-Franken-Mindestbestellmenge für den portofreien Kauf bei Galaxus war noch nicht erreicht, also rein mit dem «Feen-Erdbeeren»-Experimentierset von Kosmos. Meine Töchter sollen ihre eigenen Walderdbeeren anpflanzen – eine kleine, günstige und auf den ersten Blick sinnvolle Überraschung.

So spontan der Kauf, so lange zog sich die Projektverwirklichung anschliessend in die Länge. Schon bald offenbarte sich das Experiment gar als unser hausgemachter Beeren-Krimi. Mit vorläufig dramatischem Ausgang. Doch der Reihe nach.

Das Set packe ich erst einmal ohne ungeschickte und ungeduldige Kinderhände aus. Mein erster Eindruck: herzig! Neben den Utensilien fürs Erdbeeren-Experiment – drei Pflanzentöpfchen mit Untersetzern, drei Erdenpads, einem Beutel Samen, einem Messbecher und einer Pipette – finde ich zwei Bastelsets für ein Erdbeeren-Mobile und Feen-Flügel im Karton, die ich nun erstmal ausser Acht lasse. Es geht hier schliesslich um die Frucht.

Mein Ehrgeiz ist nun aber geweckt. Jener meiner Töchter genauso, als sie erfahren, dass sie eigene Exemplare ihrer Lieblingsbeere heranziehen dürfen. Wäre doch gelacht, wenn wir das in Teamarbeit – wir drei zusammen mit den Erdbeer-Feen – nicht hinkriegen würden!

Nun, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und auch das mit dem Teamspirit ist in der Praxis dann so eine Sache.

1. Woche: Wir säen und suchen

Das war’s. Fortan sollen wir die Erde bloss noch mit der beigelegten Plastik-Pipette feucht halten. Ansonsten heisst es: warten und wachsen lassen. Die Dreijährige versteht nicht, weshalb. Die Sechsjährige findet das Ganze «einen langweiligen Mist». Kinder und Geduld – eine schwierige Kombination. Auch mein Mann, der bislang nur argwöhnisch die Verpackung begutachtet hat, mischt sie nun wenig motivierend ein: «Das wird doch nie etwas!»

Drinnen oder draussen?

Anspruchsvoll sind sie ebenso, weil sie offenbar schon bald wieder aus den lila Töpfchen raus müssen. Nämlich dann, «wenn es deinen Pflänzchen zu eng wird», wie der Hersteller schreibt. Damit ist auch das Rätsel um die winzigen Gefässe gelöst: So lange bleiben die Erdbeerpflanzen gar nicht erst da drin. Dem ausführlichen Kapitel «Umtopfen» in der Gebrauchsanleitung will ich mich aber erst widmen, wenn es so weit ist.

So eine dumme Nuss!

Stattdessen bilden wir uns zwischenzeitlich in der Erdbeerenlehre weiter. Im dazugehörigen Booklet finden wir nämlich (un)nützes Wissen zur blutroten Frucht und erfahren zum Beispiel, dass sie gar keine Beere ist.

Yap, die Erdbeere ist eine Nuss. Auch wenn sie wie eine Beere aussieht und wie eine Beere schmeckt.

Vom Tiere Anlocken sind wir selbst aber noch meilenweit entfernt. Tagelang tut sich nichts in unseren Töpfchen. Wir warten, hoffen, bangen. Und flehen die Erdbeer-Feen um ihre magischen Kräfte an. Doch selbst nach einer Woche: kein einziges noch so kleines Anzeichen, dass da drin etwas heranwächst. So eine dumme Nuss! Auch in der Gebrauchsanleitung finden wir keine Angabe zur Wartezeit.

Meinen Kinder reisst der Geduldsfaden, das tägliche Wässern liegt fortan in meinen Händen. Von wegen Teamwork – das Garten-Experiment ist zum Solo-Auftritt verkommen. Mit den Bastelsets versuche ich die Mädchen noch eine Weile bei Laune zu halten. Klappt aber nur bedingt und nur bei der Älteren. Die Dreijährige ist noch zu klein für das Erdbeeren-Mobile aus Filzstoff und die Feen-Flügel aus Watte.

2. Woche: Da tut sich was

Am zehnten Tag vollendeten die Feen das Werk, das sie geschaffen hatten. Oder weniger theatralisch ausgedrückt: Nach zehn Tagen tut sich endlich was im Töpfchen. Winzige grüne Pflanzenkeime begrüssen uns eines Morgens aus der braunen Erde. Ha!

Die Kinder sind begeistert und melden sich zurück zum Bewässerungsdienst. Der Vater ist erstaunt. Von nun an, so scheint es, können wir dabei zuschauen, wie sich unsere neuen Mitbewohnerinnen von Tag zu Tag mehr recken und strecken.

Und trotzdem. Bis wir in die erste Erdbeere beissen, wird’s noch eine gefühlte Ewigkeit dauern. Zu meinem Erstaunen beeindruckt diese Tatsache die Dreijährige kaum noch, sie zuckt nur gleichgültig mit den Schultern. Die Sechsjährige sieht’s ähnlich und findet, dass die weitere Wartezeit nun eigentlich auch egal sei. Sie scheinen verstanden zu haben: Unser Pflanzenprojekt besteht zu einem grossen Teil aus Warten.

3. Woche: Das letzte Aufbäumen

Die Projektleiterin muss jetzt Leader-Qualitäten vor ihren Mitarbeiterinnen beweisen und Widersacher ignorieren. Auch Tesla oder Marvel standen schliesslich einst kurz vor dem Aus. Doch alles gute Zureden nützt jetzt nichts mehr: Mein Team hat das sinkende Schiff verlassen. Ich bleibe alleine und ratlos zurück.

4. Woche: Zack und weg

Und inzwischen auch definitiv keine mehr werden.

Ob die aufwendige Umplatzierungsstrategie am Ende noch Früchte getragen hätte, werden wir nicht mehr erfahren – der Regen hat unser Projekt vorzeitig beendet. Oder um genau zu sein: weggespült. Noch bevor es überhaupt richtig gestartet hat.

Was passiert ist? Die Sonnentage über Pfingsten wurden eben – wie jedes Jahr – auch von einigen Gewittern begleitet. Die Töpfchen standen zwar geschützt unter der Pergola. Doch wenn’s sintflutartig und quer schifft, nützt halt auch ein Dach nichts mehr. Jede Hilfe kam zu spät, die meisten Pflänzchen waren innert Sekunden zerstört. Die Erdbeer-Feen haben sie seelig.

Mein vorläufiges Fazit bis zum Moment des verfrühten Todes fällt trotzdem gar nicht schlecht aus. So günstig, wie das Set ist, taugt es gut als Mitbringsel oder Geschenk zum Geburtstag des Schulfreundes oder der Kindergartenfreundin. Ob es mit den Erdbeeren in den winzigen Plastiktöpfen tatsächlich klappt, bleibt aber offen.

Auf ein Neues!

Oder habt ihr andere Tipps für mich? Schickt sie via E-Mail oder unten in der Kommentarspalte. Und: Drückt mir eure grüne Daumen!

15 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


Familie
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Pflanzen
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Besuch im grössten Japangarten Europas: Sabine Rusch lüftet das Geheimnis der Gartenkunst

    von Darina Schweizer

  • Hintergrund

    Beim Fernwandern zählen gute Ausrüstung und interessante Begegnungen

    von Siri Schubert

  • Ratgeber

    Schon wieder zum Kindergeburtstag eingeladen? Hier sind 20 Gspänli-Geschenke unter 20 Franken

    von Katja Fischer