Produkttest

Eingevloggt: Die Sony ZV-1

David Lee
26.5.2020

Mit der ZV-1 hebt Sony eine neue Kompaktkamera aus der Taufe. Sie sieht ähnlich aus und bietet ähnliche Features wie die bekannten RX100-Modelle, ist aber stärker auf Vlogging ausgerichtet.

Gegenüber den etwa gleich grossen Kompaktkameras der Serie RX100 äussert sich das in folgenden Unterschieden:

Dafür hat die ZV-1 gegenüber der RX100-Serie auch ein paar Dinge nicht:

Bildqualität: Im Rahmen der RX100-Serie

Bislang kann Lightroom die Rohdaten der Kamera nicht bearbeiten. Hier also zwei JPEGs.

Der Windschutz

Der mitgelieferte Windschutz begeistert mich spontan. Denn fast immer bei Outdoor-Videos versaut mir das Windgeräusch die Aufnahme. Der Wuschel wird einfach auf den Zubehörschuh gesteckt und deckt so das integrierte Mikrofon ab. Wie geil ist das denn? Noch am gleichen Abend mache ich einen Vergleichstest: Einmal mit und einmal ohne Windschutz.

Tatsächlich, das funktioniert perfekt. Und es zeigt, dass man den Leuten auch ohne High-Tech-Rekorde einen Mehrwert bieten kann. Es braucht nur eine gute Idee.

Ohne Windschutz hat das eingebaute Mikrofon die Tendenz, hohe Frequenzen stark zu betonen, was beim Sprechen zu unangenehmen Zischlauten führen kann. Ausserdem ist mir mein eigenes Atemgeräusch unangenehm aufgefallen, was wohl mit der Position und Ausrichtung des Mikrofons zu tun hat. Bei allen Aufnahmen rauschte es ein wenig. Kurz gesagt: Die Qualität ist okay, kann aber mit einem externen Mikrofon noch gesteigert werden.

Die Bokeh-Taste

Erneutes Drücken stellt auf eine mittlere Blende (bei dieser Kamera ist das f/5.6), auch wenn vorher Offenblende gewählt war. Wenn ISO und Belichtungszeit auf manuell gestellt sind (Modus S oder M), führt dies dazu, dass das Bild beim Betätigen der Taste massiv heller oder dunkler wird.

Der Präsentationsmodus

Augen- und Gesichtserkennung ist eine praktische Sache beim Vlogging. Ohne diese Funktionen wäre es sehr umständlich, ein scharfes Bild hinzukriegen. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Hältst du ein Objekt vor die Kamera, um es gross zu zeigen, wird dieses nicht scharf dargestellt.

Im Präsentationsmodus stellt der Autofokus automatisch auf Objekte scharf, die du vor die Kamera hältst; unabhängig davon, ob die Gesichtserkennung aktiv ist oder nicht. Das funktioniert sehr gut. Der Autofokus der ZV-1 ist nämlich superschnell und präzise.

Der Soft-Skin-Effekt

Akkulaufzeit

Positiv in dem Zusammenhang: Die Kamera lässt sich (wie schon die verschiedenen RX100-Modelle) während einer Aufnahme per USB mit Strom versorgen. Das können längst nicht alle Kameras.

Kein Abschalten wegen Überhitzung

Neben dem Akku kann auch Überhitzung zu einem vorzeitigen Ende einer Aufnahme führen. Die RX100-Kameras sind dafür berüchtigt, dass sie zum Selbstschutz nach etwa einer halben Stunde den Dienst quittieren. Sony scheint das Problem mittlerweile im Griff zu haben. Bereits die Sony RX100 VII überhitzt kaum noch, und das gilt auch für die ZV-1.

Alles im Griff

Sobald du dich selbst in Bewegung filmst, brauchst du einen Handgriff. Als Zubehör ist der GP-VPT2BT für abwechslungsreiches Vloggen unerlässlich. Er dient gleichzeitig als Mini-Stativ und als kabellose Fernbedienung. Als Stativ ist er stabil, aber nicht höhenverstellbar.

Der Griff ist zwar kein Gimbal, aber der eingebaute Bildstabilisator der Kamera leistet ganze Arbeit und so bleiben die Aufnahmen trotzdem einigermassen ruhig.

Die Bluetooth-Kopplung funktionierte auf Anhieb und die Verbindung musste nie erneuert werden. Neben Recording-Button, Auslöser und Zoom-Wippe bietet der Griff auch eine C1-Taste. Das ist bei der ZV-1 die Hintergrund-Defokussierungstaste. Sie kann auch mit einer anderen Funktion belegt werden.

Das Fernbedienungskonzept liesse sich ausbauen. Hätte der Handgriff nämlich eine Fn-Taste und ein Steuerkreuz mit Rad, liessen sich alle wichtigen Kameraeinstellungen direkt an der Fernbedienung vornehmen. Dann wäre die Bedienung mindestens so praktisch wie bei einem Smartphone.

Von diesem Griff gibt es eine kabelgebundene simplere Variante, die auch mit älteren Kameras ohne Bluetooth funktioniert. Wer bereits einen solchen Griff hat, kann ihn weiterverwenden, denn Sony verbaut auch im Jahr 2020 immer noch Micro-USB-Anschlüsse an neuen Kameras.

Fazit: Zum Fotografieren gibt’s Besseres, fürs Vlogging nicht

Suchst du eine Kamera für Video und Vlogging, bei der Fotos zweitrangig sind, dann ist die ZV-1 eine echte Empfehlung. Der Autofokus stellt schnell und zuverlässig auf dein Gesicht oder auf Objekte vor der Kamera scharf, der Windschutz funktioniert super, und auch Kleinigkeiten wie die Aufnahmeleuchte erleichtern die Arbeit.

Betreibst du Vloggen eher als Nebensache und suchst du vor allem eine kompakte Fotokamera, bist du mit der RX100-Reihe von Sony besser dran als mit der ZV-1. Denn auch bei den RX100-Modellen hat Sony die Vlogger nicht komplett ausser Acht gelassen. Das gilt insbesondere für die RX100 VII, die ebenfalls einen Mikrofoneingang hat, mit dem Bluetooth-Handgriff kompatibel ist und nicht so schnell überhitzt.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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