Produkttest

Nikon Z5II: solider Einstieg ins Vollformat

David Lee
9.5.2025
Bilder: David Lee

Die Nikon Z5II bietet ungefähr die Leistung einer Nikon Zf, aber in einem modernen Gehäuse. In einigen Monaten dürfte sie eine Kamera mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sein.

Die Nikon Z5II ist das Nachfolgemodell der günstigsten Vollformatkamera Nikons – der Z5. Mit der Z5-Linie will Nikon dir einen Einstieg ins Vollformat ermöglichen, ohne dass du monate- oder jahrelang dafür sparen musst.

Momentan ist der Preis der Z5II noch nicht so tief. Der Spass beginnt bei 1899 Franken – ohne Objektiv. Das ist deutlich mehr als bei der Z5, die derzeit für gut 1000 Franken zu haben ist. Und vor allem kostet die klar bessere Z6III nur wenig mehr. Dies wird sich jedoch angleichen. Der momentane Preis ist der von Nikon empfohlene Verkaufspreis. Bei den nicht mehr ganz neuen Kameras wie der Z6III spielt der Markt. In vier Monaten wird wohl auch die Z5II günstiger sein.

Preisentwicklung der Nikon Z5 bei Digitec Galaxus. Nach einem Jahr lag der Preis etwa 400 Franken tiefer als zu Beginn.
Preisentwicklung der Nikon Z5 bei Digitec Galaxus. Nach einem Jahr lag der Preis etwa 400 Franken tiefer als zu Beginn.

Vergleich mit anderen Nikon-Kameras

Sensor, Bildstabilisator und Bildprozessor sind gleich wie bei der Retro-Kamera Nikon Zf. Dementsprechend sind die Leistungsdaten dieser beiden Kameras sehr ähnlich. Gegenüber der alten Z5 zeigt sich das aktuelle Modell in zahlreichen Bereichen verbessert. Insbesondere können die Daten schneller aus dem Sensor ausgelesen werden, was zu einer höheren Framerate bei Videos und einer höheren Serienbildgeschwindigkeit führt. Mit der neuesten Prozessorgeneration hat Nikon zudem einen grossen Schritt nach vorne gemacht, was sich am deutlichsten in der Leistung des Autofokus bemerkbar macht.

Gegenüber der Z6 III fällt die Z5II hingegen zurück. Insbesondere bei der Videofunktion, den Kartenfächern und dem Sucher.

Gehäuse und Ergonomie

Beim Anfassen deutet nichts auf ein günstiges Modell hin; alle Räder und Tasten wirken solid verarbeitet. Das Gehäuse bietet sehr viel Grip; die Oberfläche fühlt sich fast schon klebrig an. Den kleinen Joystick zum Verschieben des Fokusfelds erreiche ich mit dem Daumen bequem.

Die Rückseite sieht gleich aus wie bei der Z6III. Auf der Oberseite fehlt der kleine Kontrollbildschirm. Dafür prangt dort prominent eine Picture-Control-Taste zum Wählen des Bildstils. Falls diese Funktion für dich unwichtig ist, kannst du auch eine andere auf diese Taste legen. Das Moduswählrad ist im Unterschied zur Z6III nicht mit einem Druckknopf arretierbar. Mir ist es aber nie passiert, dass ich es unabsichtlich verstellt habe.

Die Picture-Style-Taste neben dem Moduswählrad.
Die Picture-Style-Taste neben dem Moduswählrad.

Das Gehäuse ist der grosse Unterschied zur Nikon Zf. Der Retro-Look der Zf ist zweifellos schön, hat aber auch Nachteile. Die Z5II hat diese Nachteile nicht. Ihre Bedienung ist viel besser auf die heutigen Anforderungen angepasst. Sie hat zudem mehr Grip als die Zf und im Kartenfach hat es Platz für zwei SD-Karten mit UHD-II-Geschwindigkeit. Bei der Zf ist die zweite Karte microSD mit einer Geschwindigkeit von UHD-I. Zudem befindet sich bei der Z5II das Kartenfach auf der Seite, wodurch du Karten auch herausnehmen und einsetzen kannst, während die Kamera auf dem Stativ steht.

Normal und gut: Zwei Kartenslots auf der Seite.
Normal und gut: Zwei Kartenslots auf der Seite.

Bildqualität: Copy-Paste von früheren Tests

Zur Bildqualität lässt sich das gleiche sagen wie bei der Zf und der Nikon Z6 II. Die Dynamik ist hoch, und der Sensor rauscht wenig im hohen ISO-Bereich. Die moderate Auflösung zahlt sich hier aus, da die einzelnen Pixel grösser und somit lichtempfindlicher sind. Und der Sensor ist rückseitig beleuchtet, im Gegensatz zum Vorgängermodell Z5.

Das folgende Bild habe ich in fast völliger Dunkelheit am Ende der Abenddämmerung aufgenommen. Der Autofokus funktionierte immer noch. Das Bild rauscht, aber gemessen am extrem hohen ISO-Wert von 64 000 ist das in Ordnung. Das JPEG rauscht nicht, wirkt aber verschmiert.

64 000 ISO, JPEG ohne Bearbeitung
64 000 ISO, JPEG ohne Bearbeitung
64 000 ISO, RAW, aufgehellt
64 000 ISO, RAW, aufgehellt

Der eingebaute Bildstabilisator kompensiert bis zu 7,5 Belichtungsstufen gemäss CIPA-Standard. Das ist ein guter Wert und hilft, die ISO-Werte auch ohne Stativ nach unten zu drücken.

Autofokus zeigt kaum Schwächen

Der Autofokus funktioniert auch bei sehr wenig Licht noch. Bezüglich Motiverkennung ist die Z5II auf dem aktuellen Stand von Nikon. Die Kamera verfügt über eine Erkennung von Vögeln – neben den üblichen Motiven wie Personen, Tieren, Fahr- und Flugzeugen. In einem kurzen Test funktionierte die Erkennung von Menschen sehr gut. Enten und ähnliche Vögel wurden ebenfalls gut erkannt. Bei Kühen funktionierte die Gesichtserkennung nur mittelmässig. Der Algorithmus wird vermutlich vor allem auf Hunde und Katzen trainiert.

Insgesamt finde ich den Autofokus gut. Er ist vermutlich etwas langsamer als bei Kameras mit Stacked Sensor. Im Test war das jedoch unmöglich festzustellen. Denn das Nadelöhr war das Objektiv Nikkor 24-200mm. Dessen Fokusmotor ist relativ langsam. Der Autofokus der Z5II kommt da spielend mit.

Der Autofokus erkennt Vögel bei schnellen Bewegungen. Du brauchst dafür allerdings auch ein schnelles Objektiv.
Der Autofokus erkennt Vögel bei schnellen Bewegungen. Du brauchst dafür allerdings auch ein schnelles Objektiv.

Video

Für statische Videosituationen eignet sich die Nikon Z5II hervorragend. Zum Beispiel, wenn du die Kamera auf ein Stativ schraubst und ein Gespräch aufzeichnest. Die Augenerkennung des Autofokus funktioniert auch im Videomodus gut, Geschwindigkeit und Empfindlichkeit des Autofokus lassen sich einstellen.

Schwächen zeigt die Kamera teils, wenn sie schnell geschwenkt wird. Weil der Sensor nicht besonders schnell ausgelesen wird, können auch sichtbare Rolling-Shutter-Effekte auftreten. Bei schnellen Bewegungen können eigentlich horizontale Linien schräg erscheinen.

Stellst du die Framerate auf 50 oder 60 FPS, wird der Bildausschnitt stark beschnitten. Bei Tieraufnahmen kann dieser Tele-Effekt erwünscht sein; aber natürlich möchte man selber wählen können, ob man ihn haben will. Ohne Crop steht Full HD mit bis zu 120 FPS zur Auswahl. Aufgrund der enttäuschenden Bildqualität ist dies aber keine echte Alternative.

Unter dem Strich dürfte die Videofunktion für die meisten Alltagssituationen ausreichen. Die Z5II bietet auch einiges, was ich bei diesem Modell nicht erwartet hätte, etwa Video-Aufzeichnungen im RAW-Format oder eine Timecode-Synchronisation.

Nikon Imaging Cloud

Die Z5II bietet einen kostenlosen Zugang zur Nikon Imaging Cloud. Sie ist nicht die erste Kamera, die das hat, aber bei der Nikon Zf und der Z6 III hat der Hersteller die Imaging Cloud erst nachträglich geliefert. Darum teste ich den Service jetzt zum ersten Mal.

Die Hauptfunktion der Imaging Cloud: Bilder können direkt aus der Kamera in die Cloud hochgeladen werden. Von dort werden sie automatisch in andere Cloud-Dienste deiner Wahl weitergeleitet: Adobe Lightroom, Dropbox, Google Drive, Google Photos, Microsoft OneDrive oder Nikon Image Space. Die Imaging Cloud dient also als Zwischenspeicher. In diesem dürfen unbeschränkt viele Fotos maximal 30 Tage gespeichert bleiben.

Die Nikon Imaging Cloud dient zur Weiterleitung in eine Cloud deiner Wahl.
Die Nikon Imaging Cloud dient zur Weiterleitung in eine Cloud deiner Wahl.

Daneben kann dich die Imaging Cloud auch über Firmware-Updates benachrichtigen und diese direkt auf die Kamera laden.

Für die Ersteinrichtung brauchst du etwas Zeit. Du musst zum Beispiel dein WLAN-Passwort auf dem Kamerabildschirm eingeben. Und wenn du dich vertippt hast, nochmal von vorne. Aber es funktioniert. Im Web musst du dir eine Nikon-ID anlegen, falls du noch keine hast, und dich mit dieser dann anmelden.

Einmal eingerichtet, stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Wahl. Du kannst die Kamera im Menü anweisen, alle fortan gemachten Bilder automatisch hochzuladen. Oder du wählst mit der i-Taste einzelne Bilder zum Hochladen aus. Schliesslich kannst du auch ganze Ordner auf der Speicherkarte in die Cloud hochladen. Das funktioniert auch mit Bildern von älteren Nikon-Kameras.

Fotografierst du mit JPEG und RAW gleichzeitig, kannst du wählen, ob nur eines oder beide Formate hochgeladen werden sollen. Bei der Weitergabe in eine andere Cloud ebenfalls. Es gibt eine Option, dass die Verbindung auch ausgeschaltet bestehen bleibt und eine, die eine Verbindung nur im USB-Betrieb herstellt. Schön, so viele Optionen zu haben.

Zwei Dinge sind mir aufgefallen, die die Imaging Cloud nicht kann. Zum einen ignoriert sie Video-Dateien. Zum anderen können die hochgeladenen Bilder nur einzeln heruntergeladen werden, nicht alle aufs Mal. Schlimm ist das nicht, da die Imaging Cloud nur als Zwischenlager gedacht ist. Ich bekomme die Bilder sowieso auf meinen Computer, ob nun über die Weiterleitung in Lightroom oder ganz konventionell durch Kopieren von der Speicherkarte. Aber es würde auch nichts schaden, hier eine Stapelverarbeitung zu ermöglichen.

Fazit

Gutes Gesamtpaket zu einem moderaten Preis

Wie schon bei der Nikon Zf bieten der rauscharme Sensor, der gute Bildstabilisator und der lichtempfindliche Autofokus ein leistungsfähiges Gesamtpaket für gute Aufnahmen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Hinzu kommt eine Bedienung, die auf heutige Bedürfnisse besser angepasst ist als bei Nikons Retro-Kamera. Die Z5II eignet sich für die meisten gängigen Dinge wie Landschafts- und Porträtfotografie. Der Autofokus steht den teureren Modellen von den Features her in nichts nach. Aber der Sensor ist langsamer, was auch den Autofokus hemmt. Für Actionaufnahmen bist du mit einer Z6 III besser bedient.

Bei 4K-Videos stören unter Umständen der starke Beschnitt ab 50 FPS und Rolling-Shutter-Effekte. Für statische Situationen ist die Videofunktion eindeutig gut genug.

Die Nikon Imaging Cloud funktioniert wie versprochen. Arbeitest du sowieso mit Cloud-Speicher, kann sie deinen Workflow vereinfachen. Für die meisten Fotografinnen und Fotografen dürfte sie aber nur ein Gimmick sein.

Ich kann die Kamera als günstigen Einstieg ins Vollformat empfehlen, allerdings würde ich mit dem Kauf noch etwas zuwarten. Der Startpreis für die Schweiz ist etwas hoch und dürfte sich in den ersten Monaten nach Verkaufsstart nach unten korrigieren.

Pro

  • Gute Bildqualität auch bei schwierigen Lichtverhältnissen
  • Lichtempfindlicher Autofokus mit guter Motiverkennung
  • Nikon Imaging Cloud
  • Eingebauter leistungsfähiger Bildstabilisator

Contra

  • Crop bei 4K-Videos ab 50 FPS
  • Rolling-Shutter-Effekte bei Video oder Fotos mit elektronischem Sucher
Nikon Z5II Body (24.50 Mpx, Vollformat)
Kamera
CHF1899.–

Nikon Z5II Body

24.50 Mpx, Vollformat

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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