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Diese Designstücke sind wie Überraschungseier, nur ohne Schokolade

Pia Seidel
21.9.2023
Bilder: Pia Seidel

Spiel, Spass, Spannung – Design? Manche Möbel und Wohnaccessoires überraschen mehr als andere, weil sie auf den ersten Blick nicht gleich alles verraten. Grüble im Bilderrätsel mit, woraus diese Objekte bestehen.

Als Kind schüttelte und wog ich Überraschungseier und hielt sie mir dabei ans Ohr, um auf den Inhalt des Eis zu schliessen. Heute horche ich Designerinnen und Designern zu, wenn ich in ihren Ausstellungen nach langem Rätseln immer noch nicht herausfinden konnte, was sich hinter ihren Entwürfen versteckt. Weil kreative Köpfe immer öfter die Grenzen zwischen dem gewohnten Erscheinungsbild und dem taktilen Gefühl der Materialien verschieben, zeigen sie einmal mehr, dass nichts so ist, wie es scheint.

Das Spiel mit unserer Wahrnehmung verleiht ihren Werken den fesselnden Überraschungsei-Effekt und macht Spass. Deshalb gebe ich dir hier die Gelegenheit, den Inhalt dieser fünf «Design-Ü-Eier» zu erraten, die mir dieses Jahr begegnet sind.

Los geht's!

Aus welchem Material glaubst du, bestehen die schönen Stücke in den Fotos? Gib deinen Tipp ab – die Auflösung findest du gleich im Anschluss, wenn du weiter runterscrollst.

1. Dasol Lee

Die Designerin Dasol Lee lebt in Korea.
Die Designerin Dasol Lee lebt in Korea.
Ihre Kollektion war Teil der «Korean Craft»-Ausstellung in der Galerie von Rossana Orlandi.
Ihre Kollektion war Teil der «Korean Craft»-Ausstellung in der Galerie von Rossana Orlandi.

Rätsel 1

Woraus bestehen diese Objekte?

  • Keramik
    19%
  • Metall
    9%
  • Leder
    72%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

2. Michela Castagnaro

Michela Castagnaros stammt aus Italien.
Michela Castagnaros stammt aus Italien.
Ihre Objekte waren auch bei Rossana Orlandi ausgestellt.
Ihre Objekte waren auch bei Rossana Orlandi ausgestellt.

Rästel 2

Woraus bestehen diese Tuben?

  • Tetra Pak
    5%
  • Konservendose
    12%
  • Keramik
    83%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

3. Sergio Roger

Der Künstler und Designer Sergio Roger lebt in Barcelona.
Der Künstler und Designer Sergio Roger lebt in Barcelona.
Seine Objekte wurden schon zum zweiten Mal bei Rossana Orlandi präsentiert.
Seine Objekte wurden schon zum zweiten Mal bei Rossana Orlandi präsentiert.

Rätsel 3

Woraus bestehen diese Skulpturen?

  • Papier
    17%
  • Gips
    16%
  • Leinen
    67%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

4. Weonrhee

Hinter dem Namen Weonrhee steckt der koreanische Designer Jongwon Lee.
Hinter dem Namen Weonrhee steckt der koreanische Designer Jongwon Lee.
Seine Arbeit war Teil des Salone Satellites.
Seine Arbeit war Teil des Salone Satellites.

Rätsel 4

Woraus bestehen diese Tische?

  • Holz
    46%
  • Metall
    9%
  • Stroh
    45%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

5. The New Raw

The New Raw ist ein Forschungs- und Designstudio aus Rotterdam.
The New Raw ist ein Forschungs- und Designstudio aus Rotterdam.
Es stellte an der Alcova-Ausstellung aus.
Es stellte an der Alcova-Ausstellung aus.

Rätsel 5

Woraus bestehen diese Sitzbänke?

  • Plastik
    79%
  • Kies
    4%
  • Metall
    17%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Auflösung

1. Dasol Lee

Eigentlich war ich mir sicher, dass die herzigen Tierchen von Dasol Lee aus Leder sind. Ihre Oberfläche ist genarbt, wirkt warm und luxuriös. Dann las ich den Titel «Von Tieren für Tiere» («From animals for animals») der Kollektion und wurde stutzig: Wenn diese Objekte für Tiere sein sollen, können sie wohl kaum aus echtem Leder sein. Also hakte ich nach und fand heraus, dass sie aus Keramik sind. Die koreanische Designerin möchte damit zeigen, dass sie solidarisch mit gefährdeten Tieren ist. Deshalb verwendet sie lediglich die Textur von Kunstleder. Auch, um der Oberfläche ein neues Aussehen zu verleihen und «die Einschränkungen des Materials Leder zu überwinden», wie sie sagt.

Die Lederoptik verleiht den Keramikstücken von Dasol Lee ein unerwartetes taktiles Gefühl.
Die Lederoptik verleiht den Keramikstücken von Dasol Lee ein unerwartetes taktiles Gefühl.
Quelle: Pia Seidel

2. Michela Castagnaro

Von Weitem schien es so, als wären die Leimtuben der Künstlerin Michela Castagnaro aus Karton und Alu. Doch beim Anfassen wurde schnell klar: Hier handelt es sich tatsächlich um Keramik. Die schönen Stücke können daher keine Dinge kleben. Stattdessen spenden sie mit ihren Aufschriften wie «Spezialkleber für ein gebrochenes Herz» («Special glue for a broken heart») Trost.

Sprüche statt Marken-Logos: Die Keramik-Leimtube stellt unsere Sinneseindrücke auf die Probe.
Sprüche statt Marken-Logos: Die Keramik-Leimtube stellt unsere Sinneseindrücke auf die Probe.
Quelle: Pia Seidel

3. Sergio Roger

Bei diesen Skulpturen von Sergio Roger habe ich darauf gesetzt, dass es sich um Gips handelt. Doch die Werke sind aus Stoff. Sie sind Teil der «Textilen Ruinen» («Textile Ruins»), die mit dem Schein spielen und die Kunst der Antike aus moderner Sicht neu interpretieren. Indem der Künstler seine Säulen verzerrt, biegt und verdreht oder ein unerwartetes Material verwendet, hinterfragt er die westlichen idealisierten Ansichten der Antike. Statt aus Stein oder Bronze hergestellt, ummantelt er seine Säulen mit antiken Leinen, die zwischen 100 und 150 Jahren alt und farblich nah am Original sind. Der letzte Schritt bei der Herstellung der Leinenskulpturen sind das Nähen und das Drapieren von Hand.

Die Stoffskulpturen sehen den echten Säulen aus der Antike zum Verwechseln ähnlich.
Die Stoffskulpturen sehen den echten Säulen aus der Antike zum Verwechseln ähnlich.
Quelle: Pia Seidel

4. Weonrhee

Die Arbeit «Primitive Structures» des in Seoul ansässigen Designers Weonrhee hielt ich zunächst für einen herkömmlichen Metalltisch mit einem fancy Finish. Als ich jedoch nachfragte, erfuhr ich: Der Beistelltisch ist aus recycelten Furnierstreifenholz (PSL) geformt. Dieses entsteht bei der Sperr- und Furnierschichtholz (LVL) und enthält häufig die Holzarten Douglasie, Kiefer und Hemlocktanne. Der koreanische Designer wollte Abfälle aus der Innenarchitekturindustrie des Landes wiederverwenden. Daher schlug er ein Recyclingsystem vor, um aus dem gebrauchten und weggeworfenen Holz wertvolles Design zu schaffen. Um die Lücken auf der Oberfläche des PSL-Materials zu füllen, verwendet er überschüssige Holzspäne aus der Produktverarbeitung und sorgt damit für ein eindrückliches Muster.

Die Beschaffenheit des Tischs «Primitive Structures» erinnert an Blattadern.
Die Beschaffenheit des Tischs «Primitive Structures» erinnert an Blattadern.
Quelle: Pia Seidel

5. The New Raw

Der Name «Knotty» führte mich in die Irre. Die Sitzbänke sind zwar von Stricktechniken inspiriert, aber hier wurde nichts Textiles geknotet. Im Gegenteil: Das Designstudio The New Raw verarbeitet Plastikmüll mit Robotern. Es wurde von den Architekten Panos Sakkas und Foteini Setaki mit dem Ziel gegründet, ausrangierten Materialien durch Design, moderne Technik und Handwerkskunst ein zweites Leben zu geben. «Knotty» entsteht in einem eigens entwickelten Fertigungsprozess. Die Abfälle werden dabei zu einem Granulat zerkleinert, das den modernen 3D-Druckern des Studios durch Einschmelzen als Material für den Kunststofffaden dient. Es wird dann schichtweise wie ein Strickmuster aufgetragen, um die Sitzbank zu formen. Dieser Prozess minimiert nicht nur den Abfall, sondern verleiht dem Design auch seine unverwechselbare taktile und scheinbar weiche Oberfläche.

Die Sitzbank «Knotty» hat dank «Strickmuster» eine kräftige und haptische Textur.
Die Sitzbank «Knotty» hat dank «Strickmuster» eine kräftige und haptische Textur.
Quelle: Pia Seidel
Titelfoto: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 


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