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Die meisten wollen sie, viele verstehen sie nicht: Lebensmittelkennzeichnungen

Debora Pape
11.6.2025

Drei Viertel aller Verbraucherinnen und Verbraucher sind an Lebensmittelkennzeichnungen interessiert. Aber nicht einmal die Hälfte fühlt sich damit ausreichend informiert. Das zeigt eine neue Studie.

Eine aktuelle, unabhängige Studie der National Sanitation Foundation (NSF) beschäftigt sich damit, wie Verbraucherinnen und Verbraucher mit Lebensmittelkennzeichnungen umgehen. Die Ergebnisse offenbaren die hohe Bedeutung dieser Verpackungsangaben. Sie zeigen zudem, dass ein großer Teil der Verbraucherinnen und Verbraucher die Angaben nicht richtig interpretieren können.

Großes Interesse an Kennzeichnungen

Drei Viertel der deutschen Erwachsenen lesen Lebensmitteletiketten vor dem Kauf. 58 Prozent der Befragten geben an, heute mehr auf Lebensmitteletiketten zu achten als noch vor fünf Jahren. Rund die Hälfte der Befragten ist bereit, mehr für Produkte mit umfassenden Kennzeichnungen zu bezahlen. Aber: Nur 42 Prozent fühlen sich durch die aktuellen Lebensmitteletiketten ausreichend informiert, um die richtigen Kaufentscheidungen zu treffen.

Die am häufigsten gelesenen Informationen sind das Verfallsdatum beziehungsweise Mindesthaltbarkeitsdatum (59 %), die Zutatenliste (43 %) und das Herkunftsland (38 %). Verbraucherinnen und Verbraucher im Alter von 18-34 Jahren sind stärker an Allergenwarnungen (27 % vs. 20 %), Bio-Zertifizierungen (30 % vs. 28 %) und Verarbeitungsmethoden (18 % vs. 13 %) interessiert als Ältere über 55 Jahren.

Defizite bei Nährwertinformationen und Nachhaltigkeitsangaben

Nährwertinformationen informieren über die stoffwechselrelevante Zusammensetzung der Nahrung, etwa den Brennwert und die Menge von Zucker, Fett und Eiweißen. 68 Prozent der deutschen Erwachsenen verstehen die Angaben – doch 26 Prozent geben an, Schwierigkeiten bei ihrer Interpretation zu haben, um sie für die Planung einer gesunden Ernährung zu nutzen. Problematisch ist demnach die Verwendung von Fachbegriffen, Prozentsätzen und Portionsgrößen.

Beim Thema Nachhaltigkeit gibt es ebenfalls Defizite. Dazu zählen etwa Bio-, Tierwohl- und Fairtrade-Siegel. Das ist wichtig, weil 68 Prozent der Menschen angeben, beim Einkauf auf Nachhaltigkeit zu achten – für 24 Prozent ist das sogar sehr wichtig. 68 Prozent der Teilnehmer verstehen die Angaben. Aber nur 28 Prozent der Teilnehmenden sind der Meinung, dass Nachhaltigkeitsaspekte angemessen angegeben werden.

Die Studie identifiziert als Gründe dafür fehlende Standardisierungen und Kriterien für Nachhaltigkeit. Das mache es schwer, den Aussagewert der Angaben einzuschätzen. Standardisierte Umweltzeichen und strengere Vorschriften könnten laut der Studie hier Abhilfe schaffen.

Wenig Vertrauen in gesundheitsbezogene Angaben

Die Studie zeigt, dass 71 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesundheitsbezogene Angaben verstehen. Dazu gehören etwa Produktbeschreibungen wie «Ballaststoffe tragen zu einer normalen Darmfunktion bei». Unregulierte Beschreibungen auf der Verpackung wie «natürlich» können laut der Studie den Eindruck erwecken, dass ein Produkt gesünder ist, als es der Realität entspricht.

Dementsprechend halten nur 47 Prozent der Menschen die Angaben für vertrauenswürdig. Jüngere haben mit 58 Prozent ein höheres Vertrauen als Ältere mit 42 Prozent. Die Studie stellt fest, dass sich Verbraucherinnen einfach zu interpretierende Angaben und standardisierte Kennzeichnungen wünschen.

Hochverarbeitete Lebensmittel erkennen: nicht immer einfach

Eine Grundregel lautet: Je stärker Lebensmittel verarbeitet sind, desto ungesünder sind sie. 79 Prozent der Teilnehmenden halten Details zur Verarbeitung eines Lebensmittels für eine nützliche Information – das zeigt laut der Studie, dass sich mehr Menschen der gesundheitlichen Auswirkungen von hochverarbeiteten Lebensmitteln bewusst werden. 40 Prozent der Befragten haben jedoch Schwierigkeiten, hochverarbeitete Lebensmittel zu erkennen. Auch hierfür fehle eine eindeutige Kennzeichnung.

Fazit der Studie

Insgesamt stellt die Studie fest, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich bei verpackten Lebensmitteln mehr Informationen. Diese sollten aber einfach zu interpretieren und gut zu vergleichen sein. Eine zu große Fülle an Infos kann aber auch verwirren. QR-Codes auf Verpackungen werden beliebter und können dabei helfen, auf Wunsch weitere Informationen einzuholen.

Weitere Ergebnisse kannst du selbst in dieser Zusammenfassung der Studie nachlesen.

Titelbild: Shutterstock/dodotone

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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