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Die Kontroverse um den schwarzen Samurai in «Assassin's Creed Shadows» erklärt

Das neue «Assassin's Creed»-Game wird seit der Enthüllung im Mai kontrovers diskutiert. Grund dafür ist unter anderem der schwarze Samurai. Mit einer ausführlichen Entschuldigung giesst Ubisoft noch mehr Öl ins Feuer.

Ubisofts Stealth-Action-Spielserie «Assassin's Creed» ist bekannt für ihre historischen Settings. In den Games werden fiktive Storylines mit geschichtlichen Fakten vermischt. Bisher konnten Spielerinnen und Spieler unter anderem in den USA, der Karibik, Ägypten und in vielen europäischen Ländern als namensgebende Assassine schleichen und morden.

Ein Land fehlte auf der Liste von «Assassin's Creed»-Games bisher: Japan. Viele Fans haben sich schon seit Anbeginn der Spielreihe gewünscht, als Samurai oder Ninja durch das historische Japan zu streifen. Mit «Assassin's Creed: Shadows» erfüllt Ubisoft diesen langjährigen Traum.

Doch der Reihe nach – wieso reagieren so viele Fans so heftig auf das neue Spiel? Und was hat es mit der Diskussion rund um die historische Genauigkeit in einem fiktionalen Videospiel wirklich auf sich?

Ein schwarzer Samurai?

Die Anfänge der Kontroverse finden sich schon beim Ankündigungstrailer, den Ubisoft am 15. Mai veröffentlicht. Darin zu sehen sind diverse Zwischensequenzen, in denen die zwei Hauptcharaktere des Spiels vorgestellt werden: die Shinobi Naoe und der Samurai Yasuke.

Was vielen Fans sauer aufstösst: Yasuke ist kein japanischer Protagonist. Der schwarze Samurai basiert auf einer realen historischen Figur aus Mosambik, die im 16. Jahrhundert unter einem japanischen Fürsten gedient hat. Schnell werden in der Diskussion um das Spiel verschiedene Argumente und ideologische Standpunkte vermischt. In den Youtube-Kommentaren, auf Reddit, X und anderen Social-Media-Plattformen lassen sich vier Argumentationsweisen identifizieren.

Ein Teil der Fans sieht in Yasuke gar kein Problem. «Assassin's Creed» sei ein fiktionales Werk, das sich so viele Freiheiten in seiner Story nehmen könne, wie nötig.

Ein Teil der Fans ist enttäuscht, dass nach all den Jahren der Warterei auf ein japanisches «Assassin's Creed» nicht beide Protagonisten japanisch sind. Yasuke sei zwar ein spannender Charakter, aber nicht das, was man sich gemeinhin unter einem traditionellen Samurai vorstelle. Es sei schade, dass man in einem Spiel, das sich um japanische Geschichte und Kultur dreht, einen Charakter in den Vordergrund rückt, der nicht japanisch ist.

Ein weiterer Teil der Community macht sich Sorgen um die historische Genauigkeit des Spiels. Unter Historikern ist es umstritten, welchen Status Yasuke tatsächlich hatte. Aufgrund begrenzter historischer Belege ist es unklar, ob er den Status eines «echten» Samurai, eines «Bodyguards» oder eines simplen Gefolgsmanns des Fürsten innehatte.

Die Diskussion um Yasuke und die historische Genauigkeit wird heftig geführt. Ubisoft-CEO Yves Guillemot spricht in einem Interview gar von Drohungen und persönlichen Online-Attacken, die gegen das Entwicklerteam und externe Partner gerichtet wurden.

Kleine Fehltritte werden bestraft

Bei der Flagge handelt es sich um ein von der japanischen Reenactment-Gruppe «Sekigahara Teppo-tai» entwickeltes Design, das Ubisoft ohne Erlaubnis verwendet hat. Abgesehen davon mache die Flagge im historischen Kontext des Spiels, dem 16. Jahrhundert, keinen Sinn. Sie verweist auf militärische Führungspersonen, die erst in einer späteren Schlacht eine wichtige Rolle gespielt haben.

«Dafür entschuldigen wir uns aufrichtig»

Mit Ausnahme des Interviews von Guillemot reagiert Ubisoft lange Zeit nicht auf die kontrovers geführten Diskussionen. Ihr Schweigen bricht das Unternehmen am 23. Juli mit einem offiziellen Statement auf X.

Das Unternehmen schreibt: «Seit der Ankündigung haben wir viele positive Reaktionen erhalten, aber auch einige Kritik, unter anderem von unseren japanischen Spielern. Wir teilen eure Leidenschaft für Geschichte und respektieren eure Sorge um die historische und kulturelle Integrität eures reichen Erbes zutiefst».

Ubisoft habe viel Zeit investiert, um eine «realistische und respektvolle Darstellung des feudalen Japan» zu gewährleisten. Das Team habe ausführlich mit externen Beratern, Historikern und Ubisoft Japan zusammengearbeitet, um kreative Entscheidungen zu treffen.

Trotz dieser grossen Bemühungen räumt Ubisoft ein, dass einige Elemente in ihrem bisher veröffentlichten Werbematerial bei der japanischen Community für Unmut gesorgt haben. «Dafür möchten wir uns aufrichtig entschuldigen». Weiter beteuert das Unternehmen, dass sich das bisher gezeigte Spielmaterial noch in der Entwicklung befinde. Konstruktive Kritik werde man nutzen, um das Game bis zum Release im November weiterzuentwickeln.

Zum Schluss ruft Ubisoft die «Assassin's Creed»-Community auf, respektvoll miteinander zu diskutieren: «Wir schätzen euer Feedback sehr und möchten euch ermutigen, eure Gedanken weiterhin respektvoll mitzuteilen».

Die Kontroverse ebbt nicht ab

Mit dem Statement hat Ubisoft das Gegenteil erreicht. Innert kürzester Zeit geht der X-Post viral und generiert Millionen von Views und Zehntausende von hitzigen Kommentaren.

Es scheint so, als würde uns die Kontroverse mindestens bis zum Launch des Games am 15. November begleiten. Dem Erfolg des Spiels scheinen die Diskussionen bisher keinen Abbruch getan zu haben. Gemäss Leaker Tom Henderson laufen die Vorbestellungen zum Spiel hervorragend – auch in Japan.

Titelbild: Ubisoft

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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