
Kritik
«Donkey Kong Country Returns HD» im Test: gelungene Neu-Neuauflage eines echten Klassikers
von Cassie Mammone
Obwohl es Donkey Kong genauso lange wie Nintendo-Maskottchen Mario gibt, steht der Gorilla im Schatten des Klempners. Dabei ist seine Spiele-Historie einzigartig und steckt voller Highlights.
Die Geschichte von «Donkey Kong» ist beinahe so alt wie Nintendos Geschichte im Videospielbusiness. Der Gorilla beginnt seine Karriere als Feind von Mario, Jahre bevor Bowser ihn ablöst und diese Rolle fest einnimmt.
Heutzutage ist DK ein guter Kumpel von Mario. Zumindest lassen das seine regelmässigen Auftritte in den zahlreichen «Super Mario»-Spin-offs vermuten. Abgesehen davon hat sich der Gorilla von seinem ehemaligen Klempner-Rivalen abgelöst und ist Star seiner eigenen Spiele.
Spiele: «Donkey Kong» (1981), «Donkey Kong Jr.» (1982), «Donkey Kong 3» (1983)
Bevor Nintendo eines der bekanntesten Videospiel-Unternehmen wird, verkauft es Spielkarten. Als das japanische Unternehmen bereits Jahrzehnte im Business ist, expandiert es und versucht sich ab den 1960er-Jahren mit Spielwaren. Da liegt es nahe, dass Nintendo in den 1970er-Jahren bei den aufkommenden elektronischen Spielzeugen hellhörig wird und selbst mitmischt. Das hat zur Folge, dass 1979 und 1980 mit «Sheriff» und «Radar Scope» die ersten Videospiele von Nintendo für Arcade-Maschinen erscheinen.
Wenn du noch nie von den beiden Titeln gehört hast, ist das kein Wunder. Sie floppen. Insbesondere die «Radar Scope»-Automaten verkaufen sich nicht. Deswegen vergammeln sie in den Lagerhallen und stellen Nintendo vor eine Herausforderung: Das Unternehmen muss ein erfolgreiches Spiel entwickeln, um die finanziellen Verluste auszugleichen.
Zu dieser Zeit fängt ein junger, unerfahrener Entwickler beim Unternehmen an, dessen Namen heutzutage die gesamte Gaming-Welt kennt: Shigeru Miyamoto. Mit «Donkey Kong» bringt er dem Unternehmen nicht nur den nötigen Erfolg, sondern erschafft nebenbei mit Mario die bekannteste Videospielfigur aller Zeiten. Um seine Freundin Pauline zu retten, muss Mario in unterschiedlichen Levels Metallgerüste hochspringen und dabei Gegnern und Flammen ausweichen.
Als Schurke des Spiels kommt der Gorilla noch vor dem Helden «Jumpman» zu seinem Namen. Miyamoto sucht dafür nach anderen Worten für die Bezeichnung «sturer Affe». Die Wahl fällt schliesslich auf «Donkey», das englische Wort für «Esel», und «Kong», einem Synonym für «Affe».
Auf den Erfolg von «Donkey Kong» folgen mit «Donkey Kong Jr.» und «Donkey Kong 3» zwei Nachfolger für die Arcade-Hallen. «Donkey Kong Jr.» spielt sich ähnlich wie Teil 1, kehrt aber die Rollen von Helden und Schurken um. Nun ist Mario der Entführer. Der dritte Teil sieht zwar noch wie seine Vorgänger aus, spielt sich aber anders. Die Jump’n’Run-Elemente verschwinden und Mario muss den bösen Affen plötzlich von unten her abschiessen.
Spiele: «Donkey Kong Country» (1994), «Donkey Kong Country 2: Diddy’s Kong Quest» (1995), «Donkey Kong Country 3: Dixie Kong’s Double Trouble!» (1996), «Diddy Kong Racing» (1997), «Donkey Kong 64» (1999)
Donkey Kong begibt sich nach dem Arcade-Erfolg erst einmal an die Seitenlinie und lässt Rivale Mario seinen Platz im Rampenlicht. Bis das erste richtige Hauptspiel des Gorillas auf Heimkonsolen erscheint, verstreichen einige Jahre (das Spinoff «Donkey Kong Jr. Math» ausgeschlossen). Das Warten lohnt sich. «Donkey Kong Country», bietet für SNES-Verhältnisse eine revolutionäre Grafik und begeistert Fans weltweit.
Damals macht Nintendo etwas Ungewöhnliches und übergibt den hauseigenen Schurken in fremde Hände. Das Studio Rareware, das heutzutage unter dem Namen Rare für Microsoft entwickelt, feiert mit Spielen wie «Marble Madness» und «Battletoads» frühe Erfolge auf dem NES. Die Entwicklerinnen und Entwickler zeigen sich so begabt, dass eine jahrelange Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen entsteht. «Donkey Kong Country» ist das erste Resultat.
In «Donkey Kong Country» erhält DK vom kleinen Affen Diddy Unterstützung. Die beiden müssen herausfordernde Level meistern, in denen zahlreiche Geheimnisse versteckt sind – unter anderem auch mit Reittieren wie dem Nashorn Rambi.
Die Formel funktioniert so gut, dass zwei Nachfolger erscheinen. Rareware verfeinert und verbessert das Gameplay immer weiter. Die grösste Abwechslung liefern die wechselnden Hauptrollen, die immer wieder von neuen Primaten eingenommen werden.
Der dritte Teil beendet die «Country»-Reihe und leidet unter seiner späten Veröffentlichung, die einige Monate nach dem Launch von Nintendos nächster Heimkonsole, dem N64, stattfindet. Das nächste Rareware-Spiel hat ein besseres Timing. «Donkey Kong 64» erscheint mitten im Lebenszyklus des Nintendo 64 und steckt DK erstmals in eine dreidimensionale Umgebung.
Der 3D-Plattformer für den N64 hat fünf spielbare Charaktere mit eigenen Waffen und Fähigkeiten. Darüber hinaus gibt es mehrere grosse Levels, die vor Sammelkram nur so strotzen. Bis heute hält «Donkey Kong 64» den Weltrekord für den 3D-Plattformer mit den meisten sammelbaren Gegenständen. Ganze 3 821 Objekte sind es.
Ebenfalls auf dem N64 erscheint «Diddy Kong Racing». Dort spielt DK zwar keine Rolle, dafür aber sein kleiner Begleiter Diddy. Gemeinsam mit anderen tierischen Rennfahrern ist er der Star eines Fun-Racers, der in den 1990er-Jahren eine ernsthafte Konkurrenz für «Mario Kart 64» darstellt.
Zurecht, denn abgesehen von drei unterschiedlichen Fahrzeugtypen mit Karts, Hovercrafts und Flugzeugen, schreibt «Diddy Kong Racing» der Erkundung eine wichtige Rolle zu. Wenn ich mir die Zeit nehme und die Rennstrecken verlasse, um sie genauer anzuschauen, entdecke ich unter anderem versteckte Schlüssel, mit denen ich geheime Level freischalte. Das Spiel hätte sogar beinahe einen Nachfolger mit DK in der Hauptrolle erhalten – wenn Rareware 2002 nicht von Microsoft aufgekauft worden wäre (siehe weiter unten).
Spiele: «Donkey Kong» (1994), «Donkey Kong Land» (1995), «Donkey Kong Land 2» (1996), «Donkey Kong Land» (1997)
«Donkey Kong»-Fans haben auf dem Game Boy eine gute Zeit. Das erste DK-Spiel für den Handhels sieht auf den ersten Blick aus wie eine Adaption der Arcade-Version. Nach den ersten vier Levels wird aber klar, dass deutlich mehr Umfang in der kleinen Kassette steckt. Insgesamt 96 weitere Level gibt es im Spiel, die das klassische Jump’n’Run-Gameplay mit Rätsel- und Geschicklichkeitspassagen versehen, ähnlich dem späteren «Mario vs. Donkey Kong».
Einen ähnlichen Weg schlägt auch die «Donkey Kong Land»-Trilogie auf dem Game Boy ein. Was auf dem ersten Blick wie eine simplifizierte Version der «Donkey Kong Country»-Trilogie aussieht, sind brandneue Spiele. Rareware hat den «Land»-Spielen eigene Levels und Welten verpasst, die über den heruntergedampften Look hinwegtrösten.
Spiele: «Donkey Konga» (2003), «Donkey Konga 2» (2004), «Donkey Kong Jungle Beat» (2004), «Donkey Konga 3» (2005, nur in Japan), «Donkey Kong Jet Race» (2007)
Die enge Zusammenarbeit zwischen Nintendo und Rareware endet drei Jahre nach der Veröffentlichung von «Donkey Kong 64» im Jahr 2002. Das Studio wird von Microsoft gekauft und Nintendo braucht neue Entwicklerinnen und Entwickler für ihren Lieblingsgorilla. So entsteht in Zusammenarbeit mit Namco die «Donkey Konga»-Trilogie auf dem GameCube.
«Donkey Konga» ist ein Rhythmus-Spiel und unterscheidet sich von den bisherigen Spielen mit DK. Es fokussiert sich vor allem auf den musikalischen Aspekt der Reihe. Um es zu spielen, benötige ich den dedizierten DK-Bongos-Controller. Ich muss im richtigen Moment auf die linke, rechte oder auf beide Bongos gleichzeitig eintrommeln. Ein eingebautes Mikrofon erkennt hingegen mein Klatschen.
Die beiden Nachfolger ändern wenig am Konzept von «Donkey Konga». Sie fügen neue Tracks hinzu und verbessern die Grafik innerhalb derselben Konsolen-Generation.
Für mich gehören die DK Bongos zu den unnötigsten Nintendo-Gadgets. Einerseits, weil die Hände nach einigen Minuten des Trommelns schmerzen. Andererseits, weil die Bongos neben der «Donkey Konga»-Trilogie lediglich in einem weiteren Spiel Verwendung finden: «Donkey Kong Jungle Beat» für den GameCube.
Auf den ersten Blick sieht «Donkey Kong Jungle Beat» wie ein klassischer Side-Scroller aus. Tatsächlich ist das 2,5D-Jump’n’Run für die Steuerung mit den DK Bongos designt. Mit einem Schlag auf die linke oder rechte Trommel bewege ich DK in eine Richtung. Haue ich auf beide Trommeln, springt der Gorilla. Mit einem Klatscher löse ich eine Schockwelle aus. Wer sich mit der ungewöhnlichen Steuerung nicht zurechtfindet, nimmt alternativ den GameCube-Controller in die Hand.
Von den experimentellen Spielen kommt «Jungle Beat» am besten an. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Nintendo selbst hinter dem besonderen Jump’n’Run steckt.
Ein weiteres Spiel, das mit den DK Bongos im Hinterkopf entwickelt wird, ist «Donkey Kong Jet Race». Dieses Mal steckt mit Peon abermals ein anderes Studio dahinter. Die Entwicklung zieht sich jedoch in die Länge und wird auf die nachfolgende Konsole, die Nintendo Wii, geschoben. Die DK Bongos werden durch die Wii-Fernbedienung und den Nunchuk ersetzt.
«Donkey Kong Jet Race» ist ein Fun-Racer à la «Mario Kart», der sich leider nichts vom Spass-Faktor des Vorbilds abschneiden kann. Der Titel wird kritisiert, weil er sich langweilig, langsam und oberflächlich spiele. Fans betrauern sogar den Ersatz der DK-Bongo-Steuerung. «Donkey Kong Jet Race» ist das am schlechtesten bewertete «Donkey Kong»-Spiel auf Metacritic.
Spiele: «DK: King of Swing» (2005), «Donkey Kong: Jungle Climber» (2007)
Neben «Donkey Kong Jet Race» entwickelt das Studio Paon mit «DK: King of Swing» und «Donkey Kong: Jungle Climber» zwei weitere Spiele für Nintendo, dieses Mal jedoch für die Handhelds. Sie floppen zwar nicht so stark wie das Rennspiel, kassieren aber auch keine Traumwertungen.
«DK: King of Swing» und «Donkey Kong: Jungle Climber» sind Rätsel-Spiele, die auf ihrer besonderen Steuerung aufbauen. Mit den Schultertasten des Game Boy Advance oder des Nintendo DS schwinge ich DK und Diddy die Level hinauf. Das ist zwar mal wieder etwas anderes, beschränkt das Leveldesign jedoch auf diese eine Spielerei. Die Luft ist schnell raus.
Spiele: «Donkey Kong Country Returns» (2010), «Donkey Kong Country: Tropical Freeze» (2014), «Donkey Kong Bananza» (2025)
Nach den mehr oder minder erfolgreichen Versuchen mit anderen Entwicklerstudios entscheidet Nintendo sich, das nächste «Donkey Kong»-Spiel im eigenen Haus zu produzieren. Dafür wird Retro Studios, das mit seinem Erstlingswerk «Metroid Prime» ein Meisterwerk zu verantworten hat, betraut.
Das Spiel, das dabei zustande kommt, ist eines meiner liebsten Jump’n’Runs. «Donkey Kong Country Returns» kehrt zu den Wurzeln der beliebten SNES-Reihe zurück. Gleichzeitig wird das knackige Gameplay der Vorlage für ein jüngeres Publikum etwas verträglicher serviert, indem beispielsweise neu eine Lebensleiste dazukommt. Mit der stecken DK und Diddy bis zu vier anstatt bis zu zwei Schläge ein.
Zwischen knackigen Jump’n’Run-Passagen habe ich immer wieder Zeit, die schicken Levels nach Geheimnissen und Sammelgegenständen abzusuchen, um damit versteckte Herausforderungen freizuschalten. Von dem Spiel ist dieses Jahr die bis dato beste Version auf der Nintendo Switch erschienen, welche die mühsame Steuerung mit der Wii-Fernbedienung eliminiert. Meinen Test zum gelungenen Remaster liest du hier:
«Donkey Kong Country: Tropical Freeze» ist die direkte Fortsetzung. Die Verkaufszahlen des Spiels leiden unter der ursprünglichen Veröffentlichung für die gefloppte Wii U. Kurz nach Release der Switch erscheint jedoch eine Version für die hybride Nachfolger-Konsole, die sich besser verkauft.
Damit erreicht das Spiel ein grösseres Publikum – zurecht, denn in «Tropical Freeze» kann Retro Studios auf dem gewonnenen Wissen aus der Entwicklung des ersten Spiels aufbauen. So entstehen noch kreativere Level.
Nach «Tropical Freeze» ist es lange Zeit still um Nintendos bekanntesten Gorilla, der nur bei diversen «Super Mario»-Spin-offs zu Gast ist. Zumindest, bis mit «Bananza» 26 Jahre nach «Donkey Kong 64» der zweite 3D-Plattformer mit DK in der Hauptrolle erscheint. In diesem zerstört der Gorilla ganze Levels mit seinen Fäusten und verwandelt sich in unterschiedliche Tiere mit Superkräften.
Auch diesen Titel durfte ich testen. Spoiler: «Donkey Kong Bananza» hat mich komplett umgehauen und ich sehe es bereits jetzt als Kandidat für das beste Spiel des Jahres 2025. Die detaillierten Gründe dafür liest du in meinem Test:
In der Geschichte von «Donkey Kong» finden sich zahlreiche Höhe- und Tiefpunkte. Das Franchise steht vor allem für Sprung- und Sammel-Action auf höchsten Niveau. Die Wiederbelebung der «Country»-Reihe und das neue «Bananza» schlagen einen spannenden Weg ein, der mich neugierig auf die Zukunft von «Donkey Kong» macht.
DKs Rolle im «Super Mario»-Film, der «Donkey Kong»-Bereich im Super-Nintendo-World-Themenpark von den Universal Studios Japan und nicht zuletzt «Donkey Kong Bananza» beweisen, dass Nintendo seinen Lieblingsgorilla nicht vergessen hat. Das Affentheater dürfte also noch eine ganze Weile weitergehen – zum Glück.
Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.