Hinter den Kulissen

Die beschwerliche Reise eines Gartenstuhls zu Corona-Zeiten

Eine boomende Nachfrage gepaart mit knappen Rohstoffen, Produktionsengpässen und horrenden Frachtkosten – unsere Lieferkette wird in Pandemiezeiten gehörig auf die Probe gestellt. Davon betroffen ist auch unser Möbelsortiment. Wir begleiten einen Gartenstuhl auf seiner Reise von Vietnam in die Schweiz – Stolpersteine inklusive.

Die Schneeglöckchen spriessen, die Vögel zwitschern – der Frühling steht vor der Tür. Und viele von uns fragen sich, ob der Schranz im Liegestuhl bald nachgibt oder ob die Gartenstühle nur noch shabby und ganz und gar nicht mehr chic sind.

Zusammen begleiten wir nun den Gartenstuhl «Davao», einen stylischen Vierbeiner aus unserer Giardimo-Familie – so heisst unsere Gartenmöbel-Eigenmarke. Er und seine sechs Geschwister – von der Gartenlounge bis zum Liegestuhl – eignen sich als Beispiele, da die Davao-Linie in Vietnam produziert wird. Und bevor der Shitstorm in der Kommentarspalte ausbricht: Mehr zum Thema Möbelproduktion in Asien erfährst du am Ende des Artikels.

Pain Point Produktion

Heiss begehrt und sauteuer: Fracht-Container

Einmal produziert, machen sich Gartenstuhl & Co auf die Reise in die Schweiz. Unser Weltenbummler Davao wird in der Nähe von Ho Chi Minh City hergestellt, dort in einen Container gepackt und aufs Frachtschiff verladen. Interessantes Detail für alle Freizeit-Juristen: Sobald sich die Ware in den Containern an Bord des Frachters befindet, gehört sie uns. Für den Weg von der Produktionsstätte bis zum Schiff sind unsere Lieferanten verantwortlich.

Ein grosses Problem seit Corona: Die Verschiffung ist wesentlich teurer geworden. Die beiden zentralen Fragen lauten zurzeit: Gibt es noch leere Container? Falls ja, zu welchem Preis? Die Container-Knappheit und der damit verbundene Preisanstieg machen den Händlern das Leben schwer. Dies stellt auch Widmer fest: «Diese Entwicklung ist schon krass. Wir bezahlen zurzeit fast das Dreifache für einen Container im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten.»

Die Mehrkosten sind aber nicht das grösste Problem. Manchmal gibt es schlicht keine leeren Container an den Frachthäfen, was logischerweise zu Lieferverzögerungen führt. Die Ursache liegt in der stockenden Industrie-Produktion in Europa: Während sich die Container in Hamburg oder Athen stapeln, fehlen sie in Shanghai und Shenzhen. Bei den Gartenmöbeln muss Widmer dieses Jahr zwei bis vier Wochen länger einkalkulieren, bis die Ware bei uns im Lager ankommt.

Werden Gartenmöbel teurer?

Die Frage drängt sich förmlich auf: Müssen wir diese Saison für Gartenmöbel tiefer in die Tasche greifen? Tendenziell ja. «Bei Galaxus mussten wir infolge der stark gestiegenen Einkaufspreise die Preise für Gartenmöbel um fünf bis sieben Prozent anheben», erklärt der Vollblut-Einkäufer, der seit sechs Jahren beim grössten Schweizer Onlinehändler tätig ist. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.

Nachwort: Möbel aus Asien – warum?

Warum lässt Galaxus Möbel in Asien produzieren? Die kurze Antwort: Uns fehlt die Infrastruktur in der Schweiz. Die lange Antwort: Als man vor circa 40 Jahren die Möbelproduktion schrittweise von Europa nach China ausgelagerte, wurde die Infrastruktur obsolet. Die Produktion von Möbeln in grosser Stückzahl ist in der Schweiz heute deshalb nicht mehr möglich.

Bei Galaxus haben wir den Status Quo allerdings kritisch hinterfragt und Alternativen geprüft. Gemäss Widmer könnten wir Möbel aus Holz in Zukunft auch in Osteuropa produzieren lassen. Die Infrastruktur ist vorhanden, gutes Hartholz für die Produktion auch. Geht es darum, andere Materialien wie Metall oder Glas zu verarbeiten, sind wir in Europa dagegen nicht parat.

Ist dein Garten parat für den Frühling?

Brauchst du noch Gartenmöbel oder bist du schon eingedeckt? Ist es dir wichtig, wo deine Möbel produziert werden, oder achtest du eher darauf, ob zertifizierte Materialien verwendet werden? Oder zählt für dich allein der Preis? Lass es uns in der Kommentarspalte wissen.

35 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Studien behaupten, wir hätten eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als ein Goldfisch. Autsch. Mein Job ist es, deine Aufmerksamkeit so oft und so lange wie möglich zu bekommen. Mit Inhalten, die dich interessieren. Ausserhalb vom Büro verbringe ich gerne Zeit auf dem Tennisplatz, beim Lesen und Netflixen oder auf Reisen. 


Hinter den Kulissen

Neuigkeiten zu Features im Shop, Infos aus dem Marketing oder der Logistik und vieles mehr.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    9 gut gepolsterte Sessel für den Garten

    von Pia Seidel

  • Meinung

    Pias Picks: Freiräume dank Inbetween-Kollektionen

    von Pia Seidel

  • Hintergrund

    5 zeitlose Designklassiker und ihre günstigen Alternativen

    von Pia Seidel