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Dicota: Von der Flasche zur Tasche

Ohne Tasche fürs Notebook kann der mobile Büroarbeiter kaum leben. Die Bestseller in dieser Kategorie stellt Dicota her. Vielleicht auch, weil die drei Eigentümer mit ihrer Strategie für mehr Nachhaltigkeit den Nerv der Zeit treffen?

Es gibt Themen, die in der Redaktion nicht gerade Begeisterungsstürme auslösen – um es zurückhaltend zu formulieren. Notebook-Taschen sind so eines. Aber als Journalist gilt es, neugierig zu bleiben. Also habe ich mich in die Welt der «funktionalen Tragelösungen», wie sie Dicota selbst nennt, vertieft.

Dicota? Die Marke sagt dir vielleicht nichts. Aber es besteht eine ziemlich grosse Chance, dass dir die IT deiner Firma dein Notebook mit einer Dicota-Tasche überreicht hat. Die Firma mit Sitz in Pfäffikon SZ macht rund drei Viertel ihres Geschäfts im B2B-Bereich. Sie verkauft also grössere Mengen Taschen, Rucksäcke, Trolleys und Hüllen an Firmen, die die Teile dann wiederum an ihre Mitarbeitenden weitergeben.

Grosse Pläne für die Umwelt

Damit könnte dieser Artikel schon zu Ende sein. Wäre er auch, wenn sich die drei Inhaber von Dicota nicht entschieden hätten, als Unternehmer ihrer Verantwortung für eine möglichst ressourcensparende Herstellung ihrer Produkte nachkommen zu wollen. Wie das im Detail funktioniert, wollte ich genauer wissen. Und so habe ich mich mit Ruedi Nauer, CEO, und Stephan Meyer, Chief Product Officer, zu einem Zoom-Meeting verabredet.

Sie haben grosse Pläne: Bis Ende des Jahres 2021 sollen 80 Prozent der Taschen und Rucksäcke als Hauptmaterial aus rezyklierten PET-Flaschen produziert werden. Ich hake nach: «Ruedi, warum treibt Ihr eigentlich so einen Aufwand?» – «Weil wir Nachhaltigkeit leben wollen. Das hier ist kein Marketing-Gelaber!» Challenge accepted, Herr CEO!

Kann aus China Top-Qualität kommen?

Die erste Recycling-Kollektion gab’s bereits 2009

Meyer ist es wichtig, auch gleich mit einem Verdacht aufzuräumen. Dicota kaufe nicht irgendwelche Taschen oder Rucksäcke aus irgendeiner Fabrik und «veredelt» diese dann mit einem Dicota-Label, um sie viel teurer verkaufen zu können. Dicota entwickelt jedes Produkt selbst, überwacht die Herstellungsprozesse und -bedingungen vor Ort und wählt die verwendeten Materialien sorgfältig aus.

Nun passiert der grosse Schritt. Ab jetzt sind 100 Prozent der Hauptmaterialien der neuen Taschen aus rezykliertem Polyethylenterephthalat (rPET) oder anderen nachhaltigen Stoffen gefertigt. Bis Ende 2021 sind 80 Prozent des gesamten Portfolios umgestellt.

Damit stecken in einer Tasche fünfeinhalb kleine PET-Flaschen, bei grösseren Dicota-Modellen können es auch bis zu 16 Flaschen sein, die zuvor geschreddert, eingeschmolzen und aus deren Masse Fäden für neuen Stoff gezogen wurden. Das Material, das Dicota bisher bereits verwendet hat, entspricht einer Menge von rund vier Millionen Flaschen. Fast eine halbe Million Taschen sind daraus entstanden.

Nach Einführung der neuen Produktfamilien «Scale» und «Select», wird nun die etablierte «Base»-Serie auf rPET umgestellt. Damit könnten Kundinnen und Kunden auch im günstigeren Einstiegssegment die ökologisch sinnvollere Lösung wählen, erklärt Nauer. In der zweiten Hälfte 2021 folgt dann die «Pro»-Familie und erhält die grünen Etiketten, das Erkennungszeichen für ökologische Herstellung.

Produktion in Europa? Nicht heute und morgen.

Bei Dicota meinen sie es ernst mit der Nachhaltigkeit

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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