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Von poppig bis politisch: 7 Design-Highlights zum Staunen
von Pia Seidel
Die ZHdK-Diplomprojekte der Industriedesignerinnen und -designer 2025 setzen auf Lösungen, die Barrieren abbauen. Von einer Sitzhilfe fürs Treppensteigen bis hin zu Duftobjekten für Menschen mit Demenz – hier steht der Mensch im Mittelpunkt.
Inklusives Design ist längst mehr als ein Trend – es ist eine Haltung. Die diesjährigen Bachelor-Diplome der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Bereich Industriedesign machen das mehr als deutlich. Hier geht’s nicht darum, einfach schick auszusehen, sondern echte Probleme zu lösen. Und zwar für alle. Drei Projekte stechen dabei besonders heraus.
Licht ist nicht gleich Licht – und genau das macht «Lumi» so anders. Ob starkes Arbeitslicht, sanftes Stimmungslicht oder tragbares Lichtobjekt – diese Leuchte von Dominik Ambühl wurde speziell für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt und lässt sich flexibel anpassen. Helligkeit und Farbtemperatur? Stellst du selbst ein. Dank der zwei Gelenke lenkst du das Licht präzise dorthin, wo du es brauchst – blendfrei und mit maximalem Fokus. Die extra grosse Bedienfläche vereinfacht die Handhabung für genau jene Menschen, die darauf angewiesen sind.
Im Vergleich zu herkömmlichen Leuchten, die meist bei 500 Lux enden, bringt «Lumi» bis zu 1500 Lux auf den Tisch. Das sorgt für gleichmässige Ausleuchtung, hohe Kontraste und bessere Lesbarkeit. «Lumi» geht aber noch weiter: Sie verzichtet bewusst auf den typischen Look von Hilfsmitteln – kantig, technisch und frei von unnötigen Verzierungen oder Ablenkungen. «Wir wollten ein Design, das nicht stigmatisiert, sondern sich harmonisch in den Alltag integriert», heisst es im Konzept. Genau das war ein häufiges Feedback aus den Umfragen mit Betroffenen: Der «medizinische Hilfsmittel-Look» sollte verschwinden – und «Lumi» liefert die Lösung.
Treppensteigen kann tough sein. Vor allem, wenn die Kraft nachlässt oder Beeinträchtigungen es schwierig machen. Genau dafür ist «Via» gedacht. Ein Klappstuhl, direkt im Treppenhaus montiert, der älteren Menschen eine Pause gönnt. Einfach, praktisch und ohne den Alltag unnötig zu verkomplizieren. Vergleichbar mit einem Rollator, der unterwegs nicht nur stützt, sondern auch eine Sitzgelegenheit bietet – nur eben fest installiert und griffbereit.
Im eingeklappten Zustand bleibt «Via» unauffällig und wird zur «grafischen Geste», wie es der Designer beschreibt, die zum Verweilen einladen soll. Aber der Stuhl ist mehr als nur praktisch. Er gibt Sicherheit und macht Treppensteigen weniger einschüchternd. Minimalistisch, smart und ein Step forward für Barrierefreiheit.
Düfte können mehr als nur gut riechen. Sie wecken Erinnerungen. Genau das macht «Memoscent» von Alissa Knopp. Die Idee: Biografisch wichtige Gerüche helfen Menschen mit Demenz, sich zu erinnern.
Das Set enthält individuell abgestimmte Düfte wie Feuer, Waldboden oder Gras – alles, was zur Lebensgeschichte passt. Die Gerüche schaffen Geborgenheit, wecken Erinnerungen und regen zur Interaktion an. «Die Objekte laden ein, spielerisch mit vertrauten Düften in Kontakt zu kommen», so das Konzept. Ideal für Pflegeeinrichtungen, die auf Nähe und Menschlichkeit setzen.
Die Diplomausstellung 2025 kannst du noch bis zum 20.06.2025 im Toni-Areal in Zürich besuchen.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.