
Design aus dem Stall: Álvaro Aramburu interpretiert traditionelle Möbel neu
Der spanische Designer Álvaro Aramburu entwirft funktionale Kunstobjekte. Sein Hocker «Täljahäst» gleicht einer Skulptur, ist aber auch ein praktisches Möbel, das in einem Stall stehen könnte.
Mit jedem Möbel, das Designer Álvaro Amburu in der Ausstellung der Rising Talent Awards 2023 präsentiert hat, wurde es in den beigen Messeständen der Maison et Objet etwas freundlicher. Denn der Spanier setzt auf farbige Highlights statt auf Vanilla Girl Ästhetik. Sogar bei Holz.
Nachdem Álvaro in seiner Geburtsstadt Madrid Industrial Design studiert hat, zog es ihn ins ländliche Westschweden. Dort absolvierte er an der Hochschule Steneby in Dals Långed seinen M.F.A. in Angewandter Kunst und fand gleichzeitig ein neues Zuhause, das sich auch in seiner Arbeit bemerkbar macht. Die Bauweise des Hockers «Carving Puppy» («Schnitzender Welpe») ist zum Beispiel von einem für die Gegend typischen Möbel inspiriert: einem Rasierpferd namens «Täljahäst», das sich fürs Wollscheren oder Holzschnitzen eignet. Es stellt eine Kombination aus Schraubstock und Werkbank dar, auf der du rittlings sitzt.

Quelle: Pia Seidel
Die keilförmigen Walnussholzbeine sollen hingegen an die eines Melkschemels erinnern. «Die konventionelle Konstruktion wird mit einigen glatten Rädern für müheloses Gleiten gekrönt», erklärt Álvaro. Auf diese Weise sollst du beim Sitzen aktiv bleiben – egal, ob du gerade etwas schnitzt oder malst.
Flexibel ist auch das rote, geschnitzte Birkentablett des Hockers. Es dient als Ablagefläche für Werkzeuge, kann aber auch herausgenommen und anders gebraucht werden, wenn sich die Bedürfnisse des Nutzenden ändern. «Das Stück kombiniert einige wiederkehrende Elemente, die ich oft in meinen Möbeln erforsche: Handwerkskunst, eine bewegungsfördernde Form sowie ein Hauch von Albernheit und Farbe, weil Holz manchmal einfach zu beige ist.»

Quelle: Pia Seidel
Dass sich Álvaro von Vanilletönen fernhält, wird auch an der Arbeit «Baby On Stilts» («Baby auf Stelzen») deutlich, die mit der Künstlerin Laura Blakes entstanden ist. Die sensorische und taktile Skulptur wurde viele Male in rote und violette Textilfarbe eingeweicht und so geformt, dass sie sich besonders angenehm anfühlt.

Quelle: Pia Seidel
Bei der Sitzbank hingegen zieren bereits gefärbte Rechtecke die Oberfläche. Sie sind zwar klein, mischen aber dennoch den Beigeton des Holzes auf und zeigen einmal mehr, dass der Designer Dinge mag, die etwas aus der Reihe tanzen.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.