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Dein Smartphone weiss, wo du warst – und das ist ein Problem

Oliver Herren
30.7.2025

Ob du zur Arbeit fährst, ins Fitnessstudio gehst oder den Freitagabend in deiner Stammbar verbringst: Dein Standort verrät mehr über dich, als du denkst.

Standortdaten sind digitales Gold

«Ich habe doch nichts zu verbergen.» Schon mal diesen Satz gehört? Vielleicht hast du ihn selbst gesagt. Klingt logisch: Wer nichts Illegales tut, hat nichts zu befürchten. Doch das Argument ist trügerisch. Denn es geht nicht darum, ob du etwas zu verbergen hast. Es geht darum, was mit den Informationen passiert, die du preisgibst.

Standortdaten sind besonders wertvoll, weil sie sehr persönlich sind. Sie zeigen nicht nur, wo du warst, sondern auch, wie du dein Leben gestaltest. Dein Bewegungsprofil verrät:

  • Wo du wohnst und arbeitest.
  • Ob du regelmässig ins Gym gehst oder doch lieber in den Pub.
  • Welche Arztpraxen du besuchst.
  • Ob du eine Vorliebe für teure Restaurants oder Fast-Food-Ketten hast.

Datenbroker nutzen diese Infos, um aus deinen Bewegungen ein detailliertes Profil zu erstellen. Damit können sie deine Interessen und Gewohnheiten analysieren – und diese Information teuer verkaufen.

Von harmlos zu heikel: Warum Standortdaten gefährlich sind

Und das alles, ohne dass du jemals «Ja» gesagt hast.

KI macht es noch schlimmer

Vielleicht denkst du jetzt: «Naja, meine Standortdaten sind doch ungenau.» Stimmt – GPS-Daten haben oft eine Fehlertoleranz von mehreren Metern. Doch KI-Modelle sind mittlerweile so gut, dass sie aus verrauschten Daten trotzdem zuverlässige Muster erkennen.

Forscher haben gezeigt, dass selbst Standortdaten mit einem Fehler von 100 Metern ausreichen, um dein Verhalten zehnmal genauer vorherzusagen als reines Raten. Erst wenn die Daten um mehr als einen Kilometer verfälscht werden, verlieren sie ihren Wert.

Wie du dich schützen kannst

Die gute Nachricht? Du bist nicht komplett machtlos. Hier sind einige einfache Schritte, um deine Standortdaten besser zu schützen:

Jeder hat etwas zu verbergen

Auch wenn du dich an alle Regeln hältst – du hast ein Recht auf Privatsphäre. Dein Standort ist ein Spiegelbild deines Lebens und sollte nicht einfach so verschenkt werden. Unternehmen und Datenhändler haben längst erkannt, wie wertvoll diese Informationen sind. Es liegt an uns, ihnen nicht alles auf dem Silbertablett zu servieren.

Vielleicht ist es Zeit, den Satz «Ich habe nichts zu verbergen» ein für alle Mal aus dem Wortschatz zu streichen.

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Cool: Schnittstellen zwischen der realen Welt und der Welt der reinen Informationen aufbauen. Uncool: Mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, um einzukaufen. Mein Leben ist «online», und das Informationszeitalter ist meine Heimat.


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