Hintergrund

Bunte Pulver, Kapseln und Tabletten: Wer Nahrungsergänzung wirklich braucht (und wann)

Annalina Jegg
28.9.2022

Vitamin-A-Kapseln, Eisentabletten, Vitamin-C-Pulver: Nahrungsergänzungsmittel gibt es inzwischen gefühlt wie Sand am Meer. Aber was davon brauchen wir wirklich? Wir haben uns unter drei Expertinnen umgehört.

Warum erleben Nahrungsergänzungsmittel einen solchen Hype?

Keine staatliche Zulassungsprüfung für Nahrungsergänzung

Wir halten fest: Nahrungsergänzungsmittel sind ein komplexes Thema und eine echte Herausforderung, sowohl für dich als Verbraucherin oder Verbraucher als auch für die Behörden.

Risiken: Das kann ein Missbrauch von Nahrungsergänzung anrichten

Abwechslungsreich essen bringt dich weit

Da wir nicht in einem Mangelland leben, können wir also getrost zugreifen und aus einer Vielzahl von natürlichen Gesundmachern wählen. Lebensmittel haben gegenüber angereicherten Pillen und Pulver einen entscheidenden Vorteil: Sie enthalten meist gleich mehrere gesunde Inhaltsstoffe auf einmal. Beispiel Hering: In ihm steckt nicht nur eine gehörige Portion gesunder Omega-3-Fettsäuren, sondern auch viel Vitamin B5 und B12 sowie Vitamin D und Biotin.

Chancen: Hier ist Nahrungsergänzung sinnvoll

Doch einfach verteufeln lassen sich Nahrungsergänzungsmittel natürlich nicht, denn: Menschen mit bestimmten Krankheiten, in besonderen Lebenssituationen, mit bestimmten Ernährungsgewohnheiten oder gestörter Stoffaufnahme (Resorption) profitieren durchaus von Nahrungsergänzung. Wenn also medizinische Indikationen vorliegen und Arzt oder Ärztin grünes Licht geben, ist eine Substitution mit Tropfen, Pulver oder Tabletten sehr wohl das Mittel der Wahl.

Medizinerin Kreil zählt auf: «Beispielsweise Frauen in den Wechseljahren, Osteoporosepatienten, Menschen mit Knochenproblemen oder Resorptionsstörungen, chronisch Kranke, Menschen, die kein Sonnenlicht vertragen oder Nierenprobleme haben.» Außerdem Schwangere und ältere Menschen.

Ausserdem: Wer sich vegan ernährt, bekommt das Vitamin B12 nicht in ausreichender Menge über die Nahrung – man muss dieses mit Präparaten ergänzen, da sonst Mangelerscheinungen drohen. Gerade bei Kindern muss besonders darauf geachtet werden. Übrigens: In der Schweiz substituieren laut Umfragen rund 80 Prozent aller Veganerinnen und Veganern Vitamin B12.

Schwangeren wiederum wird nicht ohne Grund zur Einnahme von Folsäure-Supplementen geraten, da diese das Risiko für sogenannte Neuralrohrdefekte senkt, wie etwa den sogenannten offenen Rücken bei Neugeborenen.

Vitamin D: Im Winter für fast alle als Supplement ratsam

Wer jetzt konkrete Zahlen braucht, wenn er sich die Ergebnisse seines nächsten Blutbilds anschaut: Von einem schwerwiegenden Vitamin-D-Mangel spricht das BLV bei einer (25(OH)DKonzentration von < 25 nmol/l oder < 10 ng/ml.

Fazit

Nahrungsergänzung ist oft gar nicht nötig aber auch nicht per se schlecht. Eher diese drei Dinge: der Hype, der darum unhinterfragt gemacht wird, die fehlenden staatlichen Kontrollen plus die Gefahren, über die viel zu wenige Verbraucherinnen und Verbraucher informiert sind.

Nahrungsergänzungsmittel: Was ist was? Begriffe im Überblick

Nährstoffe sind organische und anorganische Stoffe, die wir zum Überleben brauchen und im Stoffwechsel verarbeiten. Dazu gehören unter anderem Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.

Mineralstoffe sind anorganische Nährstoffe. Unterschieden werden sie in Mengenelemente (Kalzium, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphor, Schwefel und Chlor) und Spurenelemente (Kobalt, Eisen, Iod, Kupfer, Mangan, Selen, Zink, Molybdän). Es existieren noch weitere Spurenelemente, bei denen noch ungeklärt ist, ob sie für uns essenziell sind (wie Bor, Fluor und Arsen).

Vitalstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe, die nicht essenziell sind, aber positiv auf unseren Körper wirken können. Beispiel: Lupin ist ein Stoff, der zum Beispiel in der Tomate vorkommt und möglicherweise krebsvorbeugend wirkt. (Die Forschung ist sich diesbezüglich noch uneins.)

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Annalina Jegg
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand
zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten! 


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