Produkttest

Bugaboo Lynx: Der kompakte Kombikinderwagen im Test

Kevin Hofer
29.6.2021

Das niederländische Unternehmen Bugaboo hat mit dem Lynx einen leichten Kinderwagen für die Stadt im Angebot. Ich habe den leichtfüssigen Luchs während mehrerer Wochen getestet.

Der fünf Monate alte schreit, der dreieinhalb Jährige bockt. Der Familienausflug ins Papiliorama steht an. Kein Grund, gestresst zu sein. Wir müssen erst in zwanzig Minuten los. Das reicht, um den Bugaboo Lynx zusammenzubauen. Der wartet nämlich seit Tagen darauf, von mir getestet zu werden. Mit Baby im Arm und Kleinkind am Bein ist das Teil in einer Viertelstunde zusammengebaut. Dem Familienausflug steht nichts mehr im Weg. Für den Ausflug habe ich die Liegewanne montiert. Kombikinderwagen bedeutet, dass sich auch ein Sitz montieren lässt.

Gutes Handling

Nicht nur der Zusammenbau des leichtgewichtigen Wagens geht leicht von der Hand. Es cruist sich auch angenehm mit dem Lynx. Egal, ob an der sonnigen Seepromenade, dem bumsvollen Einkaufszentrum oder an einem Regentag auf den «Bsetzisteine» in der Altstadt. Obwohl ich den Lynx für letztere Unterlage – und Offroad-Touren – nur bedingt empfehlen würde.

Der Lynx ist nämlich nur vorne gefedert. Sobald ich auf den holprigen Pflastersteinen rumdüse, schüttelt es meinen Jüngeren ordentlich durch. Die fehlende Federung hinten und die harten Gummireifen machen sich bemerkbar. Den Rädern ohne Schlauch geht zwar nie die Luft aus, dafür sind sie unnachgiebig. Glücklicherweise liegt mein Sohn nur ein paar Wochen in der Liegeschale. Im Sitz machen sich holprige Strassen weniger bemerkbar.

Die Federung gibt's leider nur bei den Vorderrädern. Dafür haben die beiden Räder je eine Feststellbremse (oben).
Die Federung gibt's leider nur bei den Vorderrädern. Dafür haben die beiden Räder je eine Feststellbremse (oben).

Ist das Terrain sehr unwegig – etwa auf Schnee oder Sand – gibt es die Möglichkeit, den Lynx nur auf den Hinterrädern zu ziehen. Praktisch für kurze Distanzen, auf Dauer ist aber zu anstrengend.

Die Hinterräder sind mit 28 Zentimetern deutlich grösser als die Vorderräder. Daher kann ich den Lynx auch rückwärts Treppen hochziehen oder ohne Hilfe in einen Zug einsteigen.

Mit den relativ grossen Hinterrädern sind Stufen kein Hindernis mehr.
Mit den relativ grossen Hinterrädern sind Stufen kein Hindernis mehr.

Sitzen und Liegen

Mit dem Sitz wiegt der Lynx knapp unter 10 Kilo. Mit der Schale sind es ein paar hundert Gramm mehr. Liegeschale und Sitz lassen sich einfach ein- und ausklinken. Zwei Knöpfe drücken, ausklinken, fertig. So lässt sich auch der Sitz drehen. Entweder gegen mich oder weg von mir. Je nach Kind und Alter ist das sehr praktisch. Bei meinem älteren Sohn hätte ich mir diese Möglichkeit gewünscht. Er wollte zwar sehr früh sitzen, brauchte aber relativ lange die Sicherheit des Sichtkontakts.

Der Sitz in diagonaler Position gegen vorne...
Der Sitz in diagonaler Position gegen vorne...
und in liegender Position gegen hinten gerichtet.
und in liegender Position gegen hinten gerichtet.

Im Handling mit Liegeschale ist der Lynx schwerfälliger als mit dem Sitz. Das liegt am verlagerten Schwerpunkt. Ich muss einiges an Druck auf den Lenker ausüben, um die Vorderräder anzuheben. Mit Sitz geht das leichter. Auch sonst ist das Handling mit Sitz leichter als mit Liegeschale.

Reichlich Schatten und Einstellungsmöglichkeiten

Das Verdeck des Lynx ist genial. Es lässt sich einhändig Auf- und Zuklappen und bedeckt voll zugeklappt beinahe die ganze Wanne. Dank dem Fenster kann mein Jüngerer oben hinausgucken.

Dank dem grossen Verdeck ist der Kleine gut vor der Sonne geschützt.
Dank dem grossen Verdeck ist der Kleine gut vor der Sonne geschützt.

Auch sehr toll sind die flexiblen Sitzpositionen: Der Sitz lässt sich aufrecht, diagonal oder liegend stellen.

Auch der Lenker ist in der Höhe verstellbar. Damit findet sich für beinahe jede*n die richtige Lenkerhöhe. Etwas störend ist das Verstellen mit zwei Clips auf der Seite. Das geht manchmal hart und manchmal leicht. Wieso, habe ich bis zum Schluss des Tests nicht herausgefunden.

Kleiner Luchs mit unglücklicher Bremse

Ebenfalls etwas hart ist das Zusammenfalten. Zwei Knöpfe mit Sicherheitsfunktion gleichzeitig zu drücken ist recht tricky und klappt nicht immer auf Anhieb.

Zusammengeklappt ist der Lynx mit Sitz sehr klein. Er sollte auch in Kofferräumen von Kleinwagen Platz haben. In unserem Familienkombi hat’s so daneben noch Platz für die Einkäufe. Für einen mehrwöchigen Urlaub wird’s jedoch eng. Sollte er dennoch keinen Platz haben, lassen sich Liegeschale oder Sitz wegnehmen und sonst wo verstauen. Vielleicht klappt es dann mit Kofferraum-Tetris.

Auch sonst ist der Lynx eher klein, ohne dass es dabei für das Kind eng wäre. Er passt auch in kleinere Lifte. So klein der Wagen, so grosszügig ist die Gepäckablage mit 36 Litern. Das entspricht etwa dem Volumen eines Tages-Wanderrucksacks. Darin haben kleinere Einkäufe und Kinderspielzeug locker Platz.

Die Ablage bietet Platz für bis zu 36 Liter Gepäck oder ein Kinderbassin.
Die Ablage bietet Platz für bis zu 36 Liter Gepäck oder ein Kinderbassin.

Für Halt im ÖV oder am Hang sorgen die Bremsen. Der Lynx hat drei Feststellbremsen: eine für die Hinterräder und zwei pro Vorderrad. Die für die Hinterräder ist hinten links platziert. So ist sie je nach Situation nicht immer leicht zugänglich. Ich hätte mir die Feststellbremse mittig gewünscht, damit ich einfacher dazu komme.

Die Feststellbremse hinten ist links angebracht und deshalb je nach Situation schwierig zu erreichen.
Die Feststellbremse hinten ist links angebracht und deshalb je nach Situation schwierig zu erreichen.

Und sonst so?

Der Lynx ist hervorragend verarbeitet. Davon zeugen die Polster und Stoffe, die sich abnehmen und waschen lassen. Ein grosses Plus, weil Kinderwagen auf jeden Fall dreckig werden.

Auf dem Papier ist der Lynx auf Kinder von 0 bis 4 ausgerichtet und kann bis zu 22 Kilo tragen. Wenn du bedenkst, dass durchschnittliche Vierjährige etwas über 16 Kilo wiegen, reicht das vollkommen aus.

Das Regenverdeck schützt perfekt vor Regen. Wenn man nur selbst einen Regenschutz tragen würde...
Das Regenverdeck schützt perfekt vor Regen. Wenn man nur selbst einen Regenschutz tragen würde...

Den Lynx gibt’s bei Galaxus in den drei Farbvarianten Grauvarianten: grau meliert, schwarz-silber oder schwarz. Das Regenverdeck gibt es auch gleich noch dazu.

Fazit: Ein Kombikinderwagen, der Spass macht

Mir gefällt der Lynx sehr gut. Mein eigentlicher Kinderwagen Urban Glide von Thule ist eher gross. Da schätze ich die kompakten Masse und das geringe Gewicht des Luchses. Er lässt sich leicht zusammenfalten und braucht auch im Auto wenig Platz. Etwas schade finde ich, dass der Lynx nur vorne gefedert ist. Eine Hinterradfederung gibt es nur beim Fox 2, der leider (derzeit) bei Galaxus nicht verfügbar ist. Weiterer kleiner Kritikpunkt sind die manchmal etwas schwer zu bedienenden Knöpfe und Mechanismen.

Sonst gibt es nichts am Kombikinderwagen zu kritisieren. Sollte es auch nicht. Denn mit 1069 Franken kostet mein Testmodell inklusive Liegewanne eine ordentliche Stange Geld. Dafür kriegst du einen durchdachten Kinderwagen, der ein erstes und ein allfälliges zweites oder drittes Kind durchmacht. Sowieso ist der Kinderwagen das Letzte, wo du sparen solltest, wenn du die Familienplanung noch nicht abgeschlossen hast.

Der Lynx hat mir die letzten Wochen treue Dienste erwiesen. Beim Ausflug ins Papiliorama hat mein Jüngerer jedenfalls die zwei Stunden, die wir dank Corona-Einlassbeschränkung gewartet haben, herrlich geschlafen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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