
Kritik
«Cronos: The New Dawn» im Test: ein furchterregendes, fast perfektes Horror-Meisterwerk
von Domagoj Belancic
«Ninja Gaiden 4» ist ein erbarmungslos schweres Spiel. Es zwingt mich, seine Gameplay-Mechaniken perfekt zu beherrschen. Belohnt werden meine Anstrengungen mit einem der besten Action-Games des Jahres.
Schweissausbrüche, verkrampfte Hände, Wutanfälle und Jubelschreie. Bei meinem ersten Ausflug in ein «Ninja Gaiden»-Game erlebe ich eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Jedes Mal, wenn ich glaube, das ultraschnelle Kampfsystem zu beherrschen, ohrfeigt mich das Spiel und boxt mich gleichzeitig in die Magengrube. «Git gud, du Schwächling», höre ich «Ninja Gaiden 4» mir zuflüstern, während ich vom «Game Over»-Screen einen neuen Anlauf starte. Immer und immer wieder.
Worauf habe ich mich hier bloss eingelassen?
Vor dem Test zu «Ninja Gaiden 4» habe ich noch nie ein Spiel der Reihe gezockt – Asche auf mein Haupt. Weil ich aber viel Erfahrung mit vergleichbaren Action-Reihen wie «Bayonetta», «Stellar Blade» oder «God of War» habe, ging ich davon aus, gut gerüstet in das Ninja-Abenteuer zu schreiten.
Oh, wie naiv ich war. Nichts konnte mich auf das vorbereiten, was ich während der rund 17-stündigen Prügel-Orgie erlebe.
In der Rolle des übermenschlichen Ninjas Yakumo versuche ich, einen legendären bösen Drachen ein für alle Mal ins Jenseits zu befördern. Seori, eine Priesterin mit magischen Fähigkeiten, hilft mir dabei. Im späteren Spielverlauf übernehme ich auch die Kontrolle über Ryu Hayabusa, den ikonischen Protagonisten der bisherigen «Ninja Gaiden»-Games.
Auch, wenn ich aufgrund mangelnder Vorkenntnisse vielleicht nicht alles richtig einordnen kann, schliesse ich die überzeichneten Charaktere sofort ins Herz. Besonders die Dynamik zwischen Seori und Yakumo gefällt mir.
Viel Zeit zum Nachdenken, ob ich denn alles richtig verstehe, habe ich nicht. Das Game gleicht einer Achterbahnfahrt mit Nitro-Boost, die mich in Überschallgeschwindigkeit von einem unglaublich coolen Highlight zum nächsten befördert.
In einem Moment kämpfe ich gegen kybernetische Soldaten in einer futuristischen Cyberpunk-Version Tokios, im nächsten schnetzle ich mich in einem uralten Schrein durch Horden von Yokai.
Die blutige Action wird immer wieder in rasanten Zwischenpassagen mit neuen Gameplay-Mechaniken aufgelockert. Ich rase über die Schienen einer Monorail-Bahn und weiche entgegenkommenden Zügen aus oder verfolge in der Kanalisation einen blutrünstigen Hai auf einem Surfbrett.
Ein Fiebertraum. Aber ein verdammt gelungener.
Das Leveldesign ist linear gehalten. Ergibt Sinn, denn grosse, weitläufige Spielgebiete würden nicht zum ultraschnellen Pacing des Games passen.
Trotzdem gibt es in den Schlauch-Levels immer wieder versteckte Ecken, in denen es etwas zu entdecken gibt. Verdammt schwierige optionale Challenges, Nebenmissionen und sammelbare Gegenstände sorgen für den zusätzlichen Adrenalin-Kick und Dopamin-Schub zwischendurch.
Kommen wir zum Kern des Spiels – dem ultraschnellen, blutigen und unbarmherzigen Kampfsystem.
«Ninja Gaiden 4» ist ein Hack'n'Slash-Spiel, in dem ich viele Gegner in kurzer Zeit niedermetzle. Hirnlos auf Knöpfe hauen funktioniert aber nicht. Selbst auf «normaler» Schwierigkeitsstufe versohlt mir das Game erbarmungslos den Arsch, wenn ich einen Fehler mache oder unkonzentriert spiele.
Ich fühle mich aber nie ungerecht behandelt. Für meine virtuellen Tode bin ich verantwortlich, nicht die Steuerung oder unfaire Feinde. Ich verstehe, wieso ich gestorben bin und was ich das nächste Mal besser machen muss. Dass die Kamera bei zu vielen Feinden manchmal durchdreht und mir nicht genau das zeigt, was ich will, ist zwar nervig, kommt aber zum Glück nur selten vor.
Die Ohrfeigen, die mir das Game immer wieder verteilt, machen mich stärker und motivieren mich. Und im Vergleich zu anderen bockschweren Spielen kann ich nach einem Game Over sofort wieder einen neuen Versuch starten. Keine mehrminütigen Walkbacks, die sich wie Zeitverschwendung anfühlen. Ja, ich schaue in deine Richtung, «Silksong».
Habe ich einem Feind genug Schaden hinzugefügt, verstümmle ich ihn. Dann wird es Zeit für einen verheerenden und oftmals übertrieben brutalen Spezialangriff. Köpfe werden abgetrennt, Gliedmassen fliegen durch die Luft und Blut spritzt, als hätte Tarantino auf Speed Regie geführt.
Beim Kämpfen füllen sich nach und nach zwei separate Spezialleisten. Mit der «Blutfessel»-Kampftechnik entfessle ich für kurze Zeit die wahre Kraft Yakumos und greife mit ultrastarken Attacken an. Und mit dem «Berserker-Zustand» versetze ich den Ninja für kurze Zeit in einen quasi unbesiegbaren Modus, in dem ich viele Feinde gleichzeitig killen kann – ich fühle mich an den «Spartan Rage» aus «God of War» erinnert. Geil, geil, geil.
Aber auch beim Einsatz dieser Spezialfähigkeiten ist Vorsicht geboten. Ich muss stets strategisch denken und vor allem bei grossen Gegnerhorden den Überblick behalten, sonst werde ich überwältigt. Oftmals fühlen sich die Kämpfe wie rasante Puzzles an – nur wenn ich die richtigen Feinde in der richtigen Reihenfolge eliminiere, habe ich eine Chance, zu überleben.
Auch wenn ich bis zum Ende des Spiels Hunderte von Gegnern niedermetzle, wird mir nie langweilig. Dafür sorgen unter anderem die verdammt gelungenen Gegnerdesigns, aber auch die Waffen, die immer wieder frischen Wind in die brutale Action bringen.
«Ninja Gaiden 4» gibt mir genug Zeit, mich mit den einzigartigen Fähigkeiten der Mordwerkzeuge auseinanderzusetzen. Bevor ich mich mit einer Waffe zu wohlfühle, präsentiert mir das Game ein neues Spielzeug zum Experimentieren. Der abrupte Wechsel von Yakumo zu Ryu Hayabusa in der Hälfte des Spiels sorgt für noch mehr Abwechslung – inklusive neuer Steuerung, Angriffe und Spezialfähigkeiten.
So schalte ich bis zum absolut letzten Bosskampf immer noch neue Moves und Combos frei. Die Versuchung, nach dem Abspann einen «New Game Plus»-Durchgang mit allen erlernten Fähigkeiten zu starten, ist gross.
Grafisch ist «Ninja Gaiden 4» ein zweischneidiges Katana.
Die verschiedenen Locations, die ich mit Yakumo und Ryu besuche, bestechen durch ein gelungenes Artdesign, das mühelos futuristische und traditionelle japanische Elemente vereint. Besonders angetan hat es mir Tokio, das in einem Schleier von dichtem Regen und neonfarbenen Leuchtreklamen eine Cyberpunk-angehauchte Atmosphäre erzeugt.
Auch der Soundtrack überzeugt mit einer Mischung aus elektronischen Synth-Klängen und harten Gitarrenriffs, die die blutige Action adäquat untermalen. Ab und zu gibt es auch Überraschungen – wie die chilligen Jazz-Klänge, die mich bei den Savepoints erwarten.
Leider kann «Ninja Gaiden 4» das hohe Niveau seiner audiovisuellen Präsentation nicht durchgehend halten. Einige Gebiete enttäuschen mit Detailarmut und gähnender Leere – ein extremer Kontrast zu den gelungeneren Abschnitten des Spiels.
Immer wieder fallen mir auch Texturen auf, die mit ihrer niedrigen Auflösung das sonst stimmige Gesamtbild nachhaltig trüben. Es wirkt fast so, als hätte das Game die Texturen nicht fertig geladen. Ich bin kein Grafikfetischist und kann gut mit allerlei optischen Ecken und Kanten in Games leben. Die visuellen Ungereimtheiten in «Ninja Gaiden 4» sind aber so auffällig, dass sie mich immer wieder aus dem Erlebnis herausreissen.
Immerhin stimmt die Performance. Auf meiner PS5 Pro bewegt sich die Framerate meist zwischen 50 und 80 FPS. Dank VRR fallen diese Schwankungen nicht negativ auf.
Nur in wenigen, extrem hektischen Situationen mit unzähligen Gegnern und Partikeleffekten, spüre ich Ruckler. Dies, weil die Framerate bis auf 40 FPS fällt, was ausserhalb des VRR-Möglichkeiten der PS5 liegt (48 bis 120).
«Ninja Gaiden 4» ist ab sofort erhältlich für PS5, Xbox Series X/S, PC und Game Pass. Ich habe die PS5-Pro-Version getestet, die mir von Microsoft zur Verfügung gestellt wurde.
«Ninja Gaiden 4» ist ein unglaublich abwechslungsreiches Spiel, das Langeweile keine Chance lässt. Der ständige Wechsel von Locations, Gameplay-Mechaniken, Gegnern und Charakteren in der kurzen Spielzeit erzeugt ein fulminantes Gesamtpaket, das in puncto Vielfalt und Ideendichte seinesgleichen sucht.
Das Kampfsystem überzeugt durch eine präzise Steuerung und ultraschnelle, blutige Action. Der knallharte Schwierigkeitsgrad motiviert mich trotz unzähliger Tode, dranzubleiben. Ich fühle mich nie unfair behandelt, wenn ich sterbe – auch wenn die Kamera nicht immer ganz mitmacht.
Grafisch überzeugt das Spiel mit einem hervorragenden Artdesign, enttäuscht jedoch mit zahlreichen unfertig wirkenden Texturen, die mich aus dem Erlebnis reissen.
Pro
Contra
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.
Welche Filme, Serien, Bücher, Games oder Brettspiele taugen wirklich etwas? Empfehlungen aus persönlichen Erfahrungen.
Alle anzeigenYakumo – und später auch Ryu Hayabusa – kämpfen primär mit scharfen Klingen, die sie im Nahkampf schwingen. Feinde greife ich mit schnellen oder starken Attacken an. Zusätzlich stehen mir noch Shuriken zur Verfügung, mit denen ich weit entfernte Feinde abknalle. Aus diesem Grundset an Moves ergeben sich Dutzende von Combos, die ich in einem virtuellen Trainingsgelände bis zur Perfektion üben kann.
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